THW Kiel deklassiert Flensburg mit 29:21

Applaus, die Erste: Sowohl Keeper Niklas Landin als auch Rückraum-Star Sander Sagosen laufen zum Warmmachen in die mit 2400 Zuschauern ausverkaufte Wunderino Arena ein. Die Reihen im Lazarett des THW Kiel lichten sich, Filip Jichas Optionen auf dem Feld nehmen wieder zu. Auch die SG freut sich über einen Rückkehrer: Jacob Heinl ist wieder an Bord. Niklas Landin in der Start-Sieben: Der dänische Welthandballer ist fit, steht in der Anfangsformation. Landin soll später noch zum Faktor werden. Im Angriff zieht Miha Zarabec zwischen Domagoj Duvnjak und Harald Reinkind die Fäden. Der Norweger ist "on fire", trifft fünfmal bis zur Pause. In einer ersten Halbzeit, die mit unglaublichem Tempo beginnt. Ein Tempo, dass die SG nicht mitgehen will, im Angriff eher verschleppt. Defensiv gehen die Kieler mit einer 6:0-Deckung zu Werke, treten auf den Halbpositionen weit raus, machen den Flensburgern das Leben schwer. Und dahinter steht immer wieder Niklas Landin. Als wäre der Däne nie weg gewesen, pariert er gegen Hampus Wanne (4.), Gøran Johannessen (4.), Lasse Svan (23.), Franz Semper (23./26.) oder Domen Pelko frei vom Kreis (11./24./27.). Machulla muss früh reagieren: Maik Machulla reagiert, bringt Nationalspieler Semper nach einer Viertelstunde. Allerdings auf der Rückraum-Mitte. Gottfridsson rückt nach links, Semper agiert unter den Augen von Bundestrainer Alfred Gislason zunächst übermotiviert, dann glücklos. Die Zebras feiern Ballgewinne und Abwehraktionen wie Tore und legen acht Tage nach der krachenden 22:31-Niederlage in Wetzlar einen unbändigen Willen an den Tag. Beispiel gefällig: In der 19. Minute geht Harald Reinkind auf die gegnerische, mit Innenblock-Aushilfe Magnus Rød gar nicht übel organisierte SG-Deckung, dass es eine Art hat, bindet zwei Gegenspieler, legt in letzter Sekunde auf Patrick Wiencek ab, der den Ball im Fallen unter Kontrolle bringt, zum 9:6 trifft, zugleich eine Zeitstrafe gegen Simon Hald zieht. Besser geht's kaum. Kieler 12:10-Führung zur Pause: Beim 10:6 liegt der THW sogar mit vier Toren vorn, wird von Landin getragen. Einzig Rückkehrer Sander Sagosen findet nach überstandenem Muskelfasseriss noch nicht recht eine Bindung ins schwarz-weiße Gefüge, bleibt bei zwei Versuchen aus dem Feld und einem Siebenmeter (6.) ohne Treffer. Und die verletzungsgeplagte SG lässt sich nicht abschütteln, gestaltet das Resultat zur Pause (12:10) moderat. Zebras im Rausch: Ein Zustand, der sich nach der Pause schlagartig ändert. Landin pariert weiter am Fließband, der THW spielt sich vom 12:10 bis zum 17:10 (37.) in einen echten Rausch, während die Semper-Lösung bei den Gästen nicht zündet. Egal ob Eins-gegen-Eins, Tempo- und Umschaltspiel, über den Kreis oder vom Siebenmeter-Strich - jetzt lässt sich Kiel nichts mehr nehmen, bleibt stabil in der Deckung (jetzt mit Pavel Horak für den rotgefährdeten Hendrik Pekeler), baut die Führung bis zum 26:18 sogar aus (54.). Die 2400 singen in "Olé Olé"-Chören, der SG fällt nicht mehr viel ein. Schon jetzt ist klar: Der zweite Derbysieg der Saison nach dem 28:24 im Supercup ist perfekt. Der Rest ist Kieler Kür: sehenswerte Gegenstöße, Einsatzzeit für Neuzugang Oskar Sunnefeldt und zwei Treffer zum 27:19 (55.) und 29:21 (59.) durch den Australier Bevan Calvert - Bundesliga-Premiere für den 34-Jährigen, der nach dem Abpfiff glückselig ist: "Fantastisch, eines der größten Gefühle meiner Karriere. Unglaublich." Der Rekordmeister hat den Landesrivalen aus dem Norden deklassiert - 30:21. "Wir haben nach dem Spiel zum Vergessen in Wetzlar die ganze Woche trainiert wie die Schweine", sagt THW-Nationalspieler Patrick Wiencek. "Die Stimmung war überragend. Und mit einem Torwart wie Niklas Landin kann man doch gar nicht verlieren. Jetzt sind wir glücklich. Aber wir wollen uns auch keinen Ausrutscher mehr erlauben." Mehr zum THW Kiel lesen Sie hier.

THW Kiel deklassiert Flensburg mit 29:21 - Sieg im 103. Nordderby