Zebras gegen Zieker und Zeitz

Die Partie steht unter besonderen Vorzeichen. Der Grund hat einen Namen: Christian Zeitz. In einer Nacht- und Nebelaktion verpflichteten die Bittenfelder das Ex-Zebra aus der „Konkursmasse“ des Drittligisten SG Nußloch als Ersatz für den verletzten Nationalspieler David Schmidt (Finger ausgekugelt). „Er ist ein Mann für die außergewöhnlichen Momente“, sagt THW-Trainer Filip Jicha. "Abwarten, in welchem Zustand er ist": Man müsse, so der Tscheche weiter, abwarten, „in welchem Zustand“ der 39-jährige ehemalige Kieler Publikumsliebling „Zeitzi“ sein Comeback in der Bundesliga nach rund zwei Jahren Abwesenheit feiere. Und in der Tat präsentierte sich der Weltmeister von 2007 und 166-malige Nationalspieler am Donnerstagabend beim 26:21 des TVB gegen Melsungen zwar gewohnt wurfgewaltig, aber auch mit dem einen oder anderen Kilo zu viel auf den Rippen. Dennoch, TVB-Coach Jürgen Schweikardt ist „davon überzeugt, dass Christian mit seiner Erfahrung und seiner Präsenz ein wichtiger Faktor im Kampf um den Klassenerhalt sein kann“. Zieker über Zeitz: "Er weiß genau, wie Handball funktioniert": Dessen ist sich auch Linksaußen Patrick Zieker sicher. Der 26-jährige EM-Shootingstar sagt über seinen neuen, 13 Jahre älteren Kollegen: „Mit seinen 39 Jahren weiß er genau, wie der Handball funktioniert und bringt eine gewisse Ruhe rein. Es ist sicherlich noch zu früh, um zu sagen, was da noch alles von ihm kommt. Aber er hat gegen Melsungen schon gezeigt, dass er immer noch in der Lage ist, den einen oder anderen stehen zu lassen.“ „Glücksgefühle“ habe Zieker nach dem Aufwachen am Freitag gespürt. Glücksgefühle werden es auch gewesen sein, die sich Bahn brachen, als der Stuttgarter als Nummer zwei auf seiner Position hinter Kapitän Uwe Gensheimer für die Europameisterschaft im Januar nominiert wurde. Marcel Schiller, Matthias Musche, Europameister Rune Dahmke – alle ausgestochen. Das hat Lust auf mehr gemacht. „Natürlich möchte ich mich immer wieder für die Nationalmannschaft empfehlen und mit dabei sein.“ Erstes Telefonat zwischen Zieker und Gislason: Ein erstes Telefonat mit dem neuen Bundestrainer Alfred Gislason habe es bereits gegeben: „Er hat angekündigt, dass er mal in den Süden kommen und sich mit ein paar Spielern treffen will.“ Rückblickend sagt Zieker nach seinem EM-Debüt: „Die Kunst, jeden zweiten Tag mental auf der Höhe zu sein, war neu für mich. Nach dem Turnier schrie mein Kopf mal nach einer kleinen Handball-Pause. Wenn man das mal selbst erlebt, ist es wirklich Wahnsinn, wie die gestandenen Nationalspieler das über Jahre, ohne einmal zu meckern, durchziehen. Vom Kopf her merke ich schon, dass ich noch etwas müde bin.“ Vorher steht ein Auftritt in der Kieler Sparkassen-Arena, für Zieker „gleichzeitig das schwierigste und einfachste Spiel in der Liga“. „Man kann ohne jeglichen Druck hinfahren und versuchen, das Spiel zu genießen. Es soll aber kein Kurzurlaubs-Trip werden, auch wenn wir der ganz, ganz klare Underdog sind.“ Jicha warnt vor der Alltagsroutine: 14-mal traf Zieker gegen Kiel in dieser Saison. Besonders im Pokal tat sich der THW schwer, verspielte fast eine Sieben-Tore-Führung. Filip Jicha warnt – vor dem Gegner („Wir müssen alles raushauen, die sind auch ohne Schmidt stark. Passen wir nicht auf, bestrafen sie dich“), vor der Alltagsroutine nach dem Highlight-Sieg gegen Weltklasse-Gegner Verszprém („Ich fordere jetzt genau diese Energie“), vor TVB-Torwart Jogi Bitter („Es ist vorprogrammiert, dass er mit viel Spaß ein gutes Spiel machen wird“) – und vor Patrick Zieker: „Er ist kreativ, hat viele Wurfvarianten im Repertoire.“ Mehr zum THW Kiel lesen Sie hier. Hier lesen Sie ein Interview mit Christian Zeitz vor dem Spiel gegen den THW.

THW Kiel gegen Stuttgart - Zebras gegen Zieker und Zeitz