THW Kiel geht mit Selbstvertrauen ins Duell mit Montpellier

An viel Schlaf war für Filip Jicha nicht zu denken nach dem Sieg des THW Kiel beim HC Erlangen. Während seine Spieler nach der nächtlichen Rückkehr per Charterflug aus Ingolstadt im eigenen Bett schlafen konnten (Jicha: „Das ist die beste Regeneration“), saß der Trainer an der Videoanalyse des nächsten Gegners. Keine 48 Stunden bleiben den Zebras, um sich nach dem 31:27-Sieg in Nürnberg auf das Champions-League-Heimspiel gegen Montpellier HB (Sonnabend, 17.30 Uhr, Liveticker auf KN-online) vorzubereiten. Für Horak geht's ums Überleben: Wer Routinier Pavel Horak, der am Donnerstag seinen 37. Geburtstag feierte, dieser Tage nach seinen Saisonzielen fragt, bekommt ein trockenes „überleben“ als Antwort. Um kurz nach Mitternacht landete der THW-Tross in Kiel Holtenau, traf sich am Nachmittag bereits wieder zum Abschlusstraining. Es ist das vierte Mal in dieser Saison, dass dem THW weniger als 48 Stunden zwischen zwei Spielen bleiben. Umso wichtiger, dass der deutsche Rekordmeister gegen Erlangen mal nicht bis zum Schuss zittern musste. Zuvor waren fünf von sechs Spielen der Kieler mit weniger als zwei Toren Differenz ausgegangen. Eine Crunchtime-Schwäche, die von der Konkurrenz nicht unbemerkt blieb. „Der THW hat gezeigt, dass er angreifbar ist. Man hat nicht mehr das Gefühl, dass die Kieler unschlagbar sind“, sagte Erlangens Kapitän und künftiger Chefcoach Michael Haaß. THW gege Erlangen souverän: Nicht jedoch am Donnerstag. Zwar taten sich die Zebras in der ersten Hälfte gegen gut eingestellte Erlanger schwer, verfielen aber dieses Mal auch bei einem Zwei-Tore-Rückstand gegen Ende der ersten Halbzeit nicht in Hektik, sondern fanden über Geduld und einen 4:1-Lauf zwischen der 45. und 50. Minute zum 28:21 zurück zu alter Souveränität. „Wir haben nicht diese schwarzen Minuten gehabt, sondern das Spiel von der ersten bis zur 60. Minute geleitet“, sagte Regisseur Miha Zarabec anschließend zufrieden. „Es war wichtig für uns, mal wieder so ein deutliches Spiel abzuliefern.“ Heimschwäche der Kieler in der Champions League: Rechtzeitig zum letzten Champions-League-Spiel des Jahres hat der THW also noch mal Selbstvertrauen getankt. In der Königsklasse tat er sich bisher zu Hause deutlich schwerer als auswärts. Nur gegen Meshkov Brest gab es vor eigenem Publikum einen Sieg, zuletzt nur ein 32:32 gegen den Gruppenletzten Motor Zaporozhye. Und Montpellier hat auswärts noch nicht verloren, ließ nur einen Punkt in Porto, kassierte jedoch zuletzt eine 22:27-Heimniederlage gegen die Portugiesen, die auch aus der Kieler Arena durch ihren 28:27-Sieg beide Punkte entführten. Montpellier setzt auf Duarte und Richardsson: Filip Jicha hat großen Respekt vor der Mannschaft von Trainer Patrice Canayer, die der THW im Hinspiel mit 33:30 bezwang. „Jetzt sind Gilberto Duarte (linker Rückraum, fehlte im Hinspiel mit Adduktorenproblemen, d. Red.) und Melvyn Richardsson (rechter Rückraum, fehlte im Hinspiel mit einem gebrochenen Finger, d. Red.) wieder dabei. Richardsson gehört zu den besten Rückraumspielern der Welt. Montpellier ist extrem stark – mehr muss man eigentlich nicht wissen“, sagt Jicha über die Mannschaft, die sich gestern im THW-Trainingszentrum in Altenholz auf die Partie vorbereitete. Allerdings ist Top-Torschütze Hugo Descat angeschlagen, pausierte zuletzt, trat aber die Reise nach Kiel mit an. Trotz der Termin-Hatz gilt für die Kieler weiterhin das Motto „keine Ausreden“ – auch wenn am Dienstag in Stuttgart beim Pokal-Viertelfinale ein Alles-oder-nichts-Spiel wartet. Nach dem dritten Spiel binnen sechs Tagen will Jicha seinen Spielern zwei Tage „Urlaub“ gönnen. Unabhängig vom Ausgang der beiden Spiele? „Es ist nie sicher, was kommt“, sagt der Tscheche. Alle Nachrichten über den THW Kiel lesen Sie hier.

THW in der Königsklasse - Mit Selbstvertrauen gegen Montpellier