Der Geist des Palau Blaugrana

Spukt das 26:32 aus dem Hinspiel vor einer Woche noch in Kieler Köpfen? Antworten werden Donnerstagabend gegeben im Gruppenphasen-Rückspiel des Klassikers. Charterflug am Spieltag: Reisen in Zeiten der Corona-Pandemie: Erst am Donnerstag um 9.50 Uhr hebt der Charterflieger der Zebras in Kiel-Holtenau ab, erreicht um 13 Uhr die katalanische Metropole. Zurück geht es dann allerdings erst am Freitagmorgen, da ein Rückflug aus Barcelona, wo derzeit eine tägliche Ausgangssperre von 23 bis 6 Uhr gilt, am späten Abend nicht möglich war. Am Sonntag um 11.15 Uhr steht dann bereits der nächste Charterflug auf dem Programm: Von Kiel aus geht es dann nach Stuttgart, mit dem Bus weiter nach Göppingen, wo um 16 Uhr die Bundesliga-Partie gegen Frisch Auf angepfiffen wird. Lesen Sie auch: Palmarsson hat "in Kiel gelernt, 110 Prozent zu geben" Doch vor dem Bundesliga-Alltag wartet erst einmal der zweite Barca-Klassiker innerhalb einer Woche – dieses Mal im Palau Blaugrana. Doch auch dort wird in Zeichen von Covid-19 nichts an die gefürchtete Hexenkessel-Atmosphäre erinnern. „Ein Palau ohne Menschen ist ein Palau ohne Geist“, sagt Barca-Trainer Xavi Pascual. „Aber die Leute kommen ja nur nicht, weil sie nicht dürfen, darum müssen wir ihnen mit 100 Prozent Leistung ihr Vertrauen zurückzahlen.“ Kieler Stars blieben unter ihren Möglichkeiten: 100 Prozent Leistung, das führte in Kiel zu einem Ungleichgewicht. „Nicht weil uns Barca mit taktischen Mitteln überraschte. Es war unsere Schuld: Wir haben nicht korrekt angegriffen, uns beeinflussen lassen, es gab Unstimmigkeiten. Dann hat Barca den Braten gerochen und irgendwann offensiver gedeckt“, erinnert sich THW-Trainer Filip Jicha. Einige THW-Leistungsträger blieben an dem Abend weit unter ihren Möglichkeiten. 20 Fehlwürfe, 14 technische Fehler – am Ende schrieb der FC Barcelona Geschichte, als einziger Verein überhaupt, der es dreimal in der Champions League geschafft hat, den THW in seinem „Wohnzimmer“ zu bezwingen (2010, 2011, 2020). „Wir haben“, so Jicha, „nichts zu verlieren, wollen besser spielen, schlauer agieren, mutiger sein“. Barca seit September 2019 ohne Punktverlust: Barcelona warf sich am vergangenen Wochenende beim 38:26 gegen Incarlopsa Cuenca warm, genoss dabei den Luxus, neben dem angeschlagenen Luka Cindric (Innenband) auch Cedric Sorhaindo, Aitor Ariño, Aleix Gómez und Luis Frade schonen zu können. Damit bleibt Barca in Liga Asobal und Champions League seit September 2019 ohne Punktverlust. Die Spanier, die seit 2009 von Xavi Pascual trainiert werden, der seit 2011 in jedem Jahr die nationale Meisterschaft sowie 2011 und 2015 den Königsklassen-Titel gewonnen hat, wollen endlich wieder den europäischen Thron erobern. Jicha kennt seinen ehemaligen Trainer, spielte selbst zwei Jahre lang (2015-2017) unter „Pasqui“. „Pasqui und seine Mannschaft sind auf einer 14-tägigen Kiel-Reise“, weiß der Tscheche. „Die Spiele in der Liga sind bestenfalls gute Trainingseinheiten, vor denen es erst am Spieltag ein kurzes Videostudium gibt, damit man überhaupt weiß, wer einem da gegenübersteht.“ Makuc nach Quarantäne wieder an Bord: Die Zebras heben heute – mit Ausnahme des Langzeitverletzten Nikola Bilyk – in voller Besetzung ab gen Spanien. Beim FC Barcelona fehlen weiterhin der Ex-Hannoveraner Casper Mortensen (Außenmeniskus-Riss) sowie voraussichtlich auch Thiagus Petrus Gonçalves dos Santos (Brustmuskulatur). Wieder an Bord ist nach abgesessener Corona-Quarantäne der Slowene Domen Makuc. „Alles kann passieren“, prognostiziert Xavi Pascual. „In Kiel hatten wir mit Kevin Møller (18 Paraden im Hinspiel, d. Red.) einen tollen Torwart und eine gute Abwehr. Das müssen wir wieder gut machen, oder sogar noch besser“, sagt Rechtsaußen Blaz Janc. „Bei einem Sieg stünden die Chancen auf Platz eins oder zwei in der Gruppe gut.“ Lesen Sie auch: Der Handball-Clásico Genau diese Plätze an der Spitze in der Gruppe B wollen die Kieler auch erobern, wollen an diesem Donnerstagabend ein Wörtchen mitreden. „Ich erwarte von allen – auch von mir selbst – mehr als im Hinspiel“, fordert Filip Jicha, der es „sehr schön“ findet, zum ersten Mal als Trainer in den Palau Blaugrana zurückzukehren. Der letzte Kieler Sieg dort ist lange her. Am 11. Oktober 2009 gewann der THW Kiel mit 30:27, besiegte den Geist des Palau Blaugrana. Bester THW-Schütze mit sieben Treffern damals: Filip Jicha.

THW Kiel in Barcelona - Der Geist des Palau Blaugrana