Bester Kieler Werfer war Steffen Weinhold mit sieben Treffern. Für Göppingen waren Till Hermann und Kresimir Kozina je fünfmal erfolgreich.
Während andere sich am zweiten Weihnachtstag an den Resten ihres Festtagsbratens laben, werden in der Handball-Bundesliga von Flensburg bis Göppingen Bälle geworfen. Frisch Auf empfängt den THW Kiel in der früher als Hohenstaufenhalle gefürchteten EWS Arena zum 71. und niemals staubigen Duell der Altmeister. Für die Zebras bedeutete das am Anreise-Mittwoch eine schmucklose Nudel-Mahlzeit im Bus vor dem Einchecken im Hotel Eislinger Tor im benachbarten Eislingen. Dort winkt nach der Partie auch das finale Weihnachtsmahl: beim Italiener. „Der gleiche Ablauf wie immer. Weihnachten liegt hinter uns“, sagt THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi.
Vor dem Spiel erklingt "You'll Never Walk Alone"
Italien? Erst einmal ist am Fuße des Hohenstaufens irgendwie Liverpool, als unmittelbar vor dem Anpfiff die Hymne „You’ll Never Walk Alone“ ertönt. Hoffnung im Herzen haben die Spieler des neunmaligen deutschen Meisters allemal. Womöglich mehr als Spieler im Kader, denn Linksaußen Marcel Schiller fällt kurzfristig krank aus, bleiben Trainer Hartmut Mayerhoffer noch genau zehn Feldspieler und zwei Torhüter im Aufgebot. Das wird sich später noch bemerkbar machen. Doch erst einmal macht der Rekordmeister in seinem 38. Pflichtspiel da weiter, wo er gegen Wetzlar aufgehört hat und trifft den Pfosten (Nikola Bilyk/2.), scheitert am Keeper (Domagoj Duvnjak/3.), wirft vorbei (Steffen Weinhold/5.) nochmals vorbei (Magnus Landin/5.) und drüber (Harald Reinkind/10.).
Göppingen packt die Rute aus, geht kraftvoll in die Zweikämpfe und mit 7:3 in Führung (10.). „Ich bin froh darüber, wie wir uns dann reingekämpft haben in das Spiel“, resümiert THW-Trainer Filip Jicha später. Der Tscheche trifft die richtigen Personalentscheidungen. Niklas Landin (Fersenprellung) hatte von Beginn an auf die Zähne gebissen, weicht in der 19. Minute aber dem am Vortag noch erkältet pausierenden Dario Quenstedt. Steffen Weinhold, am Fuß gehandicapt, war zunächst nur defensiv zum Einsatz gekommen, beißt nun aber auch im Angriff auf die Zähne.
Duvnjak mit der ersten Kieler Führung
Quenstedt setzt erste Akzente, Weinhold erzielt allein zwischen der 11. und 25. Minute fünf Treffer, ist hellwach, als Duvnjak nur den Pfosten des leeren Frisch-Auf-Gehäuses trifft und er sich den Abpraller zum 12:13 aus Kieler Sicht schnappt (25.). Duvnjak mit der ersten Kieler Führung (14:13/27.) und dann mit herrlichem No-look-Pass auf Niclas Ekberg (16:15 zur Pause). Während der Göppinger Motor „ins Stocken gerät“ (Frisch-Auf-Trainer Hartmut Mayerhoffer), kommen die Zebras in Fahrt, ins Tempospiel, stehen nach viel vergeblicher Müh in der 3:2:1-Deckung in der 6:0-Formation nun kompakter. Alles erscheint folgerichtig: ein Tempogegenstoß nach dem anderen beispielsweise – Hendrik Pekeler (38.), Niclas Ekberg (40.), noch einmal Ekberg (43.) – und die 24:19-Führung (48.).
Zebras machen nach dem 24:19 den Sack nicht zu
Frohe Weihnachten! Oder? „Wir lassen uns anstecken, müssen da cooler bleiben. Das müssen wir uns ankreiden lassen“, sagt Steffen Weinhold. Aus dem 24:19 wird ein 24:23 (51.), weil die Kieler fahrlässig mit ihren Chancen umgehen, Miha Zarabec, Patrick Wiencek Tempogegenstöße verwerfen, Pekeler an Daniel Rebmann scheitert, Magnus Landin wieder vorbeiwirft, Lukas Nilsson an Rebmann scheitert. Und Göppingen? War eigentlich geschlagen, müde, Spielmacher Tim Kneule ausgewechselt, die Aktionen mit dem Linkshänder-Duo Nicolai Theilinger und Nemanja Zelenovic wirr, leicht auszurechnen. Dann wittert das Mayerhoffer-Team Morgenluft, bekommt die zweite Luft. Die Kieler Spielsteuerung von Miha Zarabec gerät ins Stocken, alles ist jetzt Gewühl und Pfiffe und Hektik und Wischen. Domagoj Duvnjak übernimmt Verantwortung – Schlagwurf zum 27:25 (58.). Dann wieder, aber sein Freiwurf nach einer letzten THW-Auszeit 40 Sekunden vor dem Ende ist verkorkst. Nun kommt Frisch Auf doch noch zu einem Angriff, aber die Kieler können Nicolai Theilinger stoppen. Abpfiff! Bescherung! Zwei Punkte. Jicha: „Ich schaue nicht mehr auf die Schönheit. Das war ein reiner Kraftakt.“
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