THW Kiel vor dem harten Dezember mit "Spaß bei der Arbeit"

Doch in der Pandemie gelten besondere Regeln, sind Hotels, die auch Verpflegung für eine ganze Zebraherde anbieten, zuweilen schwer zu finden. Der THW Kiel wurde für seine Ausflugstaktik am Sonntag bei Frisch Auf Göppingen (31:28) mit zwei Punkten belohnt. Erst um 16 Uhr wurde die Partie in der ehemaligen Hohenstaufenhalle angepfiffen. Um 19.15 Uhr wartete die Dornier 328 Propellermaschine auch schon wieder am Stuttgarter Flughafen. Hin, spielen, zurück. „Natürlich wäre es gut für den Kopf, schon einen Tag früher anzureisen. Aber beim Warmmachen hatte ich schon wieder vergessen, dass heute Reise- und Spieltag in einem war“, sagte THW-Torwart Niklas Landin nach dem Abpfiff, der am Ende unerwartet spannenden Partie. Mit 14 zum Teil immens wichtigen Paraden hatte der Däne maßgeblichen Anteil am Erfolg. Lesen Sie auch: Filip Jicha gegen Handball-WM im Januar Die momentane Müdigkeit wollte der Welthandballer keineswegs leugnen. „Ein bisschen Müdigkeit war dabei. Aber wir haben auch viele gute Chancen, allein fünf Siebenmeter, die wir nicht nutzen. Das war viel zu viel.“ Dass das Belastungs-Stakkato im Dezember mit fünf Bundesliga-Begegnungen, zwei Partien in der Champions League sowie dem nachgeholten Final Four in der Königsklasse aus der Vorsaison sogar noch weiter an Wucht aufnehmen wird, treibt der Kieler Nummer eins die Sorgenfalten ins Gesicht: „So ist das momentan. Wir müssen jetzt einfach die Tage nutzen und dann am Mittwoch gegen Veszprém wieder frisch sein.“ Fehlende Frische bei den Zebras: Frische – ein knappes Gut in Zeiten der verdichteten Pandemie-Saison. Fehlende Frische im Kopf machte sich am Sonntag vor allem auch vom Siebenmeter-Strich bemerkbar. Allein die schwedische Siebenmeter-Institution Niclas Ekberg scheiterte dreimal, vier Strafwürfe parierte Frisch-Auf-Keeper Daniel Rebmann. „Rebi hat eine tolle Leistung gezeigt“, lobte Göppingens Coach Hartmut Mayerhoffer seinen Torwart. „So etwas braucht man aber auch, wenn man eine Chance gegen den THW haben will.“ Am Ende gewann der THW die Kraftprobe aber doch, griff Domagoj Duvnjak vor Patrick Wienceks 29:27 beherzt zu, entschied die Partie mit einem Schlagwurf zum 30:28, bäumte sich Niklas Landin noch einmal gegen Marcel Schiller auf und der deutsche Meister gegen die Atmosphäre in einer EWS Arena, in der der Begriff „Geisterspiel“ großzügig interpretiert wurde. Insgesamt tummelten sich 70 Personen auf der Haupttribüne – neben den obligatorischen Ordnern und Edelfans an den Trommeln auch ganze Familien. Jicha: "So ein Tagesausflug ist sicher nicht optimal": THW-Trainer Filip Jicha freute sich über den „Spaß bei der Arbeit“ bei seinen Spielern, der gewiss nicht selbstverständlich sei. „So ein Tagesausflug ist sicher nicht optimal. Wir trainieren momentan kaum, machen viel Theorie. Da hat die Rückkehr ins eigene Bett auch gewisse Vorteile. Aber die Jungs waren sofort da, sofort fokussiert.“ Am Montag um 15 Uhr trafen sich die Kieler wieder im Trainingszentrum in Altenholz. Jicha: „Obwohl – als Training kann man das momentan nicht bezeichnen. Dennoch wollen wir uns jetzt so vorbereiten, dass der Dezember für uns der beste Monat wird.“