Trainer und Torwart: Mattias Anderssons Lehren aus dem Comeback beim THW Kiel

Entwarnung: Mattias Andersson ist doch kein Übermensch. „Zwei Tage nach dem Spiel in Flensburg war es nicht so einfach, aus dem Bett zu kommen, das muss ich zugeben“, sagt der 43-jährige Handball-Torwart. Inzwischen hat er das Hotelzimmer in Kiel wieder gegen die eigenen vier Wände im schwedischen Ystad getauscht. Wenn der THW Kiel am Mittwoch (18.45 Uhr, Liveticker auf KN-online ) im Rückspiel gegen Pick Szeged um den Viertelfinal-Einzug in der Champions League kämpft, soll Dario Quenstedt nach überstandener Oberschenkelzerrung wieder bereitstehen. Quenstedt kehrt gegen Szeged zurück: Nach fünf Partien und insgesamt 56 Einsatzminuten für den THW – darunter ganze 40 im Derby gegen Flensburg, als sich Quenstedt verletzte und der „Oldie“ länger als geplant spielen musste – ist Anderssons zweites Comeback, das er ursprünglich gab, weil Niklas Landin in Quarantäne ausharren musste, nun ebenfalls beendet. Schon beim ersten außerplanmäßigen THW-Einsatz zu Saisonbeginn nach einer Meniskus-OP bei Landin hatte Andersson mit wichtigen Paraden geholfen. Auch dieses Mal zieht der nunmehr 569-fache Bundesligaspieler ein positives Fazit: „Ich bin froh, dass ich es gemacht habe und freue mich, wenn ich der Mannschaft helfen kann“, sagt er. „Und ich muss zugeben, es hat auch Spaß gemacht.“ Aus dem Video-Seminar ins Nordderby: Fit habe er sich mit Krafttraining und Laufen ohnehin gehalten. „Mit den Gelenken ging es auch eigentlich ganz gut. Das Stellungsspiel kam auch überraschend schnell und fast wie von allein zurück“, sagt er. „Nur das Timing und die Schnelligkeit fehlten ein bisschen.“ So war die größte Herausforderung beim Comeback, alle anderen beruflichen Aufgaben, die der Schwede mittlerweile hat, um die Trainingseinheiten und Spiele herum zu organisieren. Dabei half die Pandemie, in der das Jugend-Training beim Heimatverein Ystads IF auf Sparflamme läuft und die Seminare beim Deutschen Handballbund, für den Andersson als leitender Torwarttrainer arbeitet, digital stattfanden. So hielt er noch vor dem Abschlusstraining fürs Derby und auch am Vormittag vor dem Spiel Online-Vorträge im Rahmen eines Seminars zur Torhütertrainer-Ausbildung. Anschließend ging es direkt in die Praxis-Umsetzung: mit den Zebras aufs Feld. Comeback-Erfahrung hilft bei der Torwarttrainer-Arbeit: Trotz der Erfahrung aus 24 Profi-Jahren konnte Andersson bei seinem Kieler Comeback aber auch noch Neues lernen. „Ich hatte vorher immer nur hinter 6:0- oder 5:1-Abwehrsystemen gespielt“, erzählt er. Die 3:2:1-Abwehr des THW war also eine neue Erfahrung. „Das hilft mir auch bei der Arbeit als Torwarttrainer.“ Auch künftige Kurzeinsätze will der Schwede nach der Erfahrung dieser Spielzeit nicht ausschließen. „Aber ich hoffe, dass es das letzte Mal war und Niklas und Dario jetzt fit bleiben.“ Die Partie der Kieler gegen Pick Szeged am Mittwochabend wird er vor dem heimischen Fernseher verfolgen. Das sagt das Regelwerk zu Siebenmeterwerfen und Co. Dem THW reicht nach dem 33:28-Sieg im Hinspiel eine Vier-Tore-Niederlage für den Viertelfinal-Einzug. Wenn Szeged mit fünf Toren gewinnt und dabei weniger als 33 Tore wirft, ist der THW ebenfalls weiter. Lesen Sie auch: Ex-Zebra Marko Vujin ist mit Szeged jetzt THW-Gegner Locker wollen die Zebras das Spiel aber keineswegs angehen. „Wir wollen den Vorsprung überhaupt nicht verwalten, haben das Polster nicht im Kopf, sondern wollen mit der gleichen Energie auftreten wie in Szeged“, kündigt Trainer Filip Jicha an, der bis auf den langzeitverletzten Nikola Bilyk möglicherweise wieder den kompletten Kader zur Verfügung hat. Pekeler-Einsatz noch fraglich: Ob Kreisläufer und Abwehr-Chef Hendrik Pekeler wieder einsatzbereit ist, soll die medizinische Abteilung am Spieltag kurzfristig entscheiden. In welcher Besetzung auch immer die Kieler letztlich antreten – Jicha sagt: „Es ist ein K. o.-Spiel. Die Spannung steigt.“ Für den Fall, dass es nach 60 Minuten wie im Hinspiel 33:28 – allerdings für Szeged – steht, sieht das Regelwerk übrigens keine Verlängerung, sondern direkt ein Siebenmeterwerfen vor. Auch darauf hat Mattias Andersson seine THW-Schützlinge sicherlich vorbereitet.