Überraschende Heimniederlage für THW Kiel gegen Wetzlar

Die Zebras scheiterten an sich selbst und dem überragenden HSG-Keeper Tibor Ivanisevic. THW-Trainer Filip Jicha sprach anschließend von einem „fatalen Versagen der Schützen“. 23 Fehlwürfe der THW-Schützen: 19 Paraden stehen bei dem Serben am Ende zu Buche, 23 Fehlwürfe schwärzen die THW-Statistik von der ersten Minute an. Drittes Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten. Die Zebras steuern müde auf das Jahresende zu, die HSG reist ersatzgeschwächt mit nur zwölf Feldspielern an. Ein vorweihnachtliches Handballfest wird es nicht. So viel steht schon mal fest. So wenig Tore wie in Halbzeit eins, die mit 9:13 aus Sicht des Gastgebers endet, hat der Rekordmeister seit dem 15. Februar 2018 nicht geworfen. Damals stand es nach 30 Minuten 9:12. Der Gegner damals: die HSG Wetzlar. Am Ende entschied die Mannschaft von Trainerfuchs Kai Wandschneider das Duell in der Sparkassen-Arena mit 26:25 für sich. Wird sich Geschichte wiederholen? Symptomatisch die ersten fünf Minuten: Harald Reinkind (1.), Lukas Nilsson (4.) und noch einmal Reinkind (4.) scheitern an Ivanisevic, Wetzlar führt 2:0, das erste Kieler Tor fällt in Minute sechs, als Domagoj Duvnjak den eingelaufenen Niclas Ekberg am Kreis sieht und findet. Für die ersten fünf Tore braucht der Tabellenführer 20 Minuten, weil Nilsson drei Fahrkarten sammelt und nicht auf das Feld zurückkehrt, Duvnjak Fehlpässe an den Kreis unterlaufen, der Kroate und Nikola Bilyk beide in Minute 17 per Gegenstoß an der Wetzlarer Nummer 16 zwischen den Pfosten scheitern, Duvnjak über das Tor wirft und noch allerhand unverhoffte Weihnachtsüberraschungen mehr. Beim 8:9 ist noch nichts verloren: Es steht 8:9 (24.), nachdem Rune Dahmke einen famosen Gegenstoßpass auf Niclas Ekberg gespielt hat. Nichts verloren bisher. Dann scheitern Steffen Weinhold und Miha Zarabec (26.), zünden Ex-Zebra Emil Frend Öfors und Kristian Bjørnsen ihren Raketenangriff – 8:11 (26.), 8:12 (26.), 8:13 (28.), Fehlpass Weinhold, Duvnjak an die Latte, Halbzeit. Leichter wird es auch danach nicht. Hinten zieht sich die HSG weiter zurück, schirmt die Kieler Kreisläufer effektiv ab, unterbindet THW-Tempospiel. Und vorne reizt Wandschneiders Sieben die Grenzen des Zeitspiels voll aus, nimmt Zeit von der Uhr, agiert klug und im Eins-gegen-Eins mutig. Irgendwann hat den THW der Mut verlassen: Mit eben jenem Mut, den der THW längst verlassen hat. 3:2:1, 6:0, Magnus Landin, Rune Dahmke, siebter Feldspieler, Reinkind, Weinhold, Weinhold, Reinkind. Nicht bleibt unversucht, nichts entfaltet die volle Wirkung. Beispiel Magnus Landin: Der Linksaußen sitzt nach acht Minuten und zwei Fehlversuchen wieder auf der Bank. Die Rückraumschützen trauen sich kaum noch, gehen krampfig in Einzelaktionen, versuchen Kreis und Außen in Szene zu setzen. Beispiel Niklas Landin: In der 38. Minute eingewechselt, ist der Torwart – schwer von einer Fersenprellung gehandicapt – nach sieben Minuten wieder draußen. Kurze Momente der Hoffnung – Dario Quenstedt kauft Frend Öfors endlich einen Wurf ab (37.), Rune Dahmke macht prompt nach seiner Wiedereinwechslung einen ganz schweren Ball rein (12:17/38.), Ekberg veredelt seinen Steal zum 14:19 (42.) – werden sofort von haarsträubenden Fehlern im Keim erstickt. Wiencek: "Wir haben alles gegeben": Weniger ideenlos, indisponiert als eine Handvoll Angriffe um die 44. Minute herum geht es kaum. Alles ist langsam, alles ist träge, und doch sind immer wieder Angriffe ganz exzellent vorgetragen, ausbalanciert. Doch dann steht da zwischen Rune Dahmke (46./53.), Steffen Weinhold (54./59.) und dem Torjubel immer wieder nur Tibor Ivanisevic, kassiert der Favorit Wirkungstreffer aufs leere Tor, taucht Bjørnsen irgendwo im Rücken der Deckung auf – fast so, als hätte die Weltklasse des THW für eine Stunde Pause. Aus 18:22 (52.) wird an einem Heimspieltag mit nur 15 Kieler Feldtoren ganz schnell ein 18:25 (54.), und schon Minuten vor dem Abpfiff verlassen zahlreiche Fans die Arena. Dabei ist der THW noch immer Tabellenführer der Handball-Bundesliga. Dabei sagt Patrick Wiencek: „Das haben wir ja nicht extra gemacht. Wir haben alles gegeben.“ THW Kiel - HSG Wetzlar 20:27 (9:13): THW Kiel: Quenstedt (1.-38. und ab 45. Minute/7 Paraden), N. Landin (38.-45. und bei einem 7m/1), Schröder n.e. – Duvnjak 1, Reinkind, M. Landin, Weinhold 2, Wien cek, Ekberg 8/5, Rahmel n.e., Dahmke 3, Zarabec 2, Horak, Bilyk 2, Pekeler 2, Nilsson. HSG Wetzlar: Ivanisevic (1.-60. Minute/19 Paraden), Suljakovic (bei zwei 7m/1) – Feld, Bjørnsen 5, Mirkulovski 1, Torbrügge 1, Frend Öfors 6, Holst 4/4, Waldgenbach n.e., Forsell Schefvert, Rubin, Lindskog 3, Kristjansson n.e., Cavor 7. Schiedsrichter: Christian und Fabian vom Dorff (Kaarst) – Strafminuten: THW 4 (Weinhold, Pekeler), HSG 4 (Lindskog, Forsell Schefvert) – Siebenmeter: THW 7/5 (Ekberg scheitert an Ivanisevic und Suljakovic), HSG 6/4 (Holst an den Pfosten, N. Landin pariert Holst) – Spielfilm: 0:2, 1:4 (11.), 3:6, 5:8 (20.), 8:9, 8:13 (28.), 9:13 – 1 1:15, 12:19 (40.), 15:20, 17:21 (49.), 18:25 (54.), 20:27 – Zuschauer: 10 285 in der ausverkauften Kieler Sparkassen-Arena. Der Liveticker zum Nachlesen Alle Nachrichten zum THW Kiel finden Sie hier.

20:27 gegen Wetzlar - Schöne Bescherung für den THW Kiel