Vor Handball-WM: Deutschland besiegt Österreich in Generalprobe

Generalprobe. Noch einmal ein gutes Gefühl inhalieren vor dem Start in die Weltmeisterschaft am Freitag (18 Uhr) in Gizeh gegen Handball-Zwerg Uruguay. Wo ginge das besser als an dem handball-geschichtsträchtigen Ort Lanxess Arena im Kölner Stadtteil Deutz. Doch der Chor der 20 000, die lauthals „Da simmer dabei, dat ist prima – Viva Colonia!“ singen, ist nur noch eine vage Ahnung. Unter der Last der Corona-Pandemie sind die Ränge im „Henkelmännchen“, wie die Kölner ihre Arena liebevoll nennen, verwaist. Die Höhner sind auch nicht da. Was bleibt, sind Erinnerungen. Was bleibt, sind Erinnerungen an Köln: Tobias Reichmanns Erinnerungen an drei Champions-League-Titel am Ort des Geschehens mit dem THW Kiel (2010 und 2012) und KS Vive Kielce (2016). Auch Bundestrainer Alfred Gislason hat gute (und schlechte) Erinnerungen an Köln, triumphierte ebenfalls zweimal mit den Zebras in der Königsklasse. Torwart Jogi Bitter wurde hier 2007 Weltmeister, schrieb am Wintermärchen mit. Er sitzt an diesem Sonntagabend nur auf der Tribüne, muss im EM-Qualifikations- und WM-Vorbereitungsspiel gegen Österreich Andreas Wolff (Kielce) und Silvio Heinevetter (Melsungen) den Vortritt lassen. Geschichte wird hier heute nicht geschrieben. Durch die Geschichte des Abends zieht sich indes eine österreichische Überforderung. Die Mannschaft des einstigen Aushilfs-Zebras Ales Pajovic ist technisch, taktisch, aber auch energetisch so sehr unterlegen, dass das die ersten 30 Minuten einen Klassenunterschied offenlegen. Österreich gelingt erst in der 11. Minute der erste Treffer (6:1), nur vier weitere sollen bis zur Pause (19:5) folgen. Ein EM-Qualifikationsdesaster – und vor dem WM-Start für Alfred Gislason und sein Trainerteam ein Muster ohne Wert. Firnhaber organisiert die Deckung: Immerhin, der Isländer darf sich freuen, dass sein ehemaliger „Azubi“ Sebastian Firnhaber als Organisator einer konsequenten Deckung in der defensiven 6:0-Aufstellung wie auch in der offensiven 5:1-Variante erneut eine gute Figur abgibt. Gislason sieht ein gutes Umschaltspiel, das Länderspieldebüt von Linkshänder Antonio Metzner (HC Erlangen) und ein zuweilen kreatives Kreisläuferspiel. Spannung kann allerdings auch Kevin Gerwin nicht erzeugen. Der Hallensprecher des Deutschen Handballbundes hatte in der vergangenen Woche den heute gut aufgelegten Torwart Andreas Wolff im Podcast der Rhein-Neckar Löwen interviewt. Wolffs Kritik an der WM-Absage der Kieler Patrick Wiencek, Steffen Weinhold und Hendrik Pekeler hatte für Aufsehen gesorgt, war von Bundestrainer Gislason und THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi gerügt worden. Dass Kevin Gerwin in Personalunion auch als Wolffs Medienberater fungiert, sorgt nun für zusätzliche Brisanz. Gislason gibt allen Akteuren Spielanteile: Der Bundestrainer nutzt die Partie für allerlei personelle Rochaden, gibt allen Akteuren Spielanteile. So kommt mit dem ehemaligen Kieler Christian Dissinger nach der Pause noch ein Akteur auf die Platte, der in Köln Champions-League-Sieger wurde – 2019 mit Vardar Skopje. Allerdings: Für Minuten zerfasert das deutsche Spiel, sorgen technische Fehler für Ungemach. Die Österreicher erzielen in 6:10 Minuten noch einmal ebenso viele Tore wie in der gesamten Halbzeit ein, betreiben zwischen dem 19:5 und 20:12 (39.) massive Ergebniskosmetik. Lesen Sie auch: Bundestrainer Gislason kritisiert Wolff Am Ende sind es doch 14 Tore Vorsprung wie zur Pause, bleiben ein starker Paul Drux in Halbzeit zwei, Debütant Metzner als bester Schütze (5 Tore), aber auch Sorge um den Spielaufbau. Hier konnten weder Philipp Weber noch Marian Michalczik glänzen, avanciert der pausierende Juri Knorr zum großen Hoffnungsträger. EM-Ticket für 2022 gelöst: Nur eine Sache gerät in Köln zur Nebensache: Mit dem Erfolg gegen den Nachbarn aus Österreich hat sich die Mannschaft des DHB für die Europameisterschaft 2022 in Ungarn und der Slowakei qualifiziert. Das DHB-Team ist damit in EM-Quali-Heimspielen seit sieben Jahren und 13 Partien ohne Punktverlust.