Justus Frantz und seine „Philharmonie der Nationen“ in der ausgesprochen gut besuchten Holstenhalle Neumünster: Da gab es vor dem Konzert große Worte und nachher großen Jubel für den Gründer und einstigen Intendanten des Schleswig-Holstein Musik Festivals als Dirigenten.

Nach zwei Jahren Covidpause konnte der Schleswig-Holstein Festivalchor wieder singen: In der Christkirche Rendsburg erklang unter Leitung von Chordirektor Nicolas Fink „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms in Heinrich Poos‘ Fassung mit zwei Klavieren und Pauken. Die eindrucksvolle Wiedergabe fand viel Beifall.

In Joe Schittinos sinfonischer Ballade „Alma“ für Klarinette, Akkordeon und Orchester muss Porträtkünstler Omer Meir Wellber das Schleswig-Holstein Festival Orchestra hinter seinem Rücken leiten, da er zugleich Akkordeonsolist ist. Brahms und Ben-Haim aber dirigiert er in Flensburg natürlich, wie üblich, Auge in Auge.

Beim Brahms-Schwerpunkt des SHMF darf „Ein deutsches Requiem“ nicht fehlen. Thomas Hengelbrock kombiniert es an einem historisch vergifteten Ort – der KZ-Gedenkstätte Hamburg-Neuengamme – sinnvoll, doch in fast atemlos „inszenierter“ Werkfolge mit Musik Bachs und Bernd Alois Zimmermanns.

Man durfte gespannt sein auf den künstlerischen Einstand des neuen Kieler Universitätsmusikdirektors Daniel Kirchmann mit seinen Musikensembles in den Sommer-Semesterkonzerten. Der Auftritt der Studentenkantorei zum Abschluss des Bordesholmer Universitätstages am Sonntag war ein einhelliger Erfolg für alle Beteiligten

Spannender konnte das Schleswig-Holstein Musik Festival mit seinem Brahms-Schwerpunkt nicht beginnen: In Lübeck boten Solist Igor Levit, das NDR Elbphilharmonie Orchester und Chefdirigent Alan Gilbert fesselnde Wiedergaben von Brahms‘ 2. Klavierkonzert und Hindemiths Symphonie „Die Harmonie der Welt“.

Der Spielfreude konnten die Einschränkungen der Coronazeit nichts anhaben: Das „Kammerorchester der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel“ spielte unter Leitung von Volker Mader beim Semesterkonzert in Kiels St. Nikolai-Kirche beherzt auf bei Haydn (Orgelsolist: Volkmar Zehner) und Dvořák.

Die schleswig-holsteinische Erstaufführung der rund halbstündigen 4. Symphonie von Mark Neikrug und eine beglückende Wiedergabe von Johannes Brahms‘ 1. Klavierkonzert mit dem international gefeierten Solisten Emanuel Ax wurden beim Konzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters unter Leitung Alan Gilberts in Kiels Wunderino-Arena teils stark, teils stürmisch gefeiert.

Das „Sinfonieorchester am Ernst-Barlach-Gymnasium“ meldete sich erfolgreich aus der coronabedingten Spiel-Pause zurück. In der Petruskirche Kiel-Wik waren Grieg, Debussy und Mussorgsky zu hören – und mit John Cages legendärem „4‘33“ ein Un-Stück absoluter Stille.

Das 5. Philharmonischen Konzert in der Wunderino Arena wartete mit zwei Besonderheiten auf: Mit Johanna Malangré stand nach 23 Jahren endlich wieder einmal eine Dirigentin auf dem Pult. Und eine absolute Instrumenten-Rarität bot Arkady Shilkloper als gefeierter Solist am Alphorn.

Ein intensives, stark gefeiertes Konzert hat die St. Nikolaikirche am Freitag erlebt. Die Musikfreunde Kiel hatten zur einer Aufführung von zwei Solokantaten und einer Violinsonate Johann Sebastian Bachs eingeladen.

Die helle und die dunkle Seite Tschaikowskys waren im gefeierten 4. Philharmonischen Konzert zu erleben. Die setzten in der Wunderino Arena der fabelhafte Cellist Maximilian Hornung sowie das bestens aufgelegte Orchester unter Leitung Daniel Carlbergs in Szene.

Ein Konzert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester, seinem Chef Alan Gilbert und dem international begehrten Pianisten Daniil Trifonov beschließt das SHMF 2021. Rachmaninovs 2. Klavierkonzert, voll von Pathos und Melodienschmelz, sowie Carl Nielsens spannungsstarke 4. Symphonie werden im Kieler Schloss bejubelt.

Viel Applaus gab es für gut zwei pausenlose „Winterreisen“-Stunden im Kieler Schloss. Bariton Benjamin Appl und Pianist James Baillieu gestalteten Schuberts Liedzyklus, Schauspielstar Harald Krassnitzer las aus Aufzeichnungen von Mitgliedern der legendären österreichisch-ungarischen Nordpolexpedition.

Bei Mozart tröpfelt es mal etwas, doch bei Schubert bleibt es trocken am Freitagabend in der „Philharmonie im Park“ von Gut Emkendorf. So steht einem starken Abend mit der „Deutschen Kammerphilharmonie Bremen“, dem Dirigenten Duncan Ward und dem Pianisten Seong-Jin Chor nichts mehr im Wege.

Es gibt musikalische Aufführungsprojekte, die einem von vornherein größten Respekt abnötigen. In Kiel startete am Reformationstag so ein Konzertzyklus: Volkmar Zehner, Kantor und Organist an Kiels Hauptkirche St. Nikolai, will in 16 Konzerten Johann Sebastian Bachs „Gesamtwerk für Orgel“ darbieten.

Ein besonderer Musikfreunde-Clou ist, dass für ihre "Beethoven-Woche" das renommierte Kuss Quartett (Jana Kuss, Oliver Wille, William Coleman und Mikayel Hakhnazaryan) verpflichtet werden konnte, das kürzlich mit einer Gesamteinspielung der Beethoven-Quartette viel Lob erntete.

Es ist bemerkens- und bewundernswert, wie das Schleswig-Holstein Musik Festival in diesem Jahr der Beschränkungen einen „Sommer der Möglichkeiten“ abtrotzt. Der verläuft anders als geplant, ist aber geprägt durch Fantasie, Mut zur Improvisation, musikalische Grenzüberschreitungen und Spielfreude.

Das große, intensiv bejubelte Jubiläumskonzert zum 50-jährigen Bestehen des „Sinfonieorchesters am Ernst-Barlach-Gymnasiums“ ist eine Wundertüte. Unter Leitung der drei Dirigenten Alexander Mottok, Neil Fellows und Robert König musizieren Generationen von Musikerinnen und Musikern am EBG.

Wenn der inzwischen 92-jährige ehemalige Chefdirigent zum NDR Elbphilharmonie Orchester zurückkehrt, lohnt das Aufhorchen nach wie vor. Im Kieler Schloss dirigierte er Werke von Haydn und Bruckner.