Alte Sofas und Sessel restaurieren: So wird richtig aufgemöbelt

Ein Restaurator in seiner Werkstatt beim Abschleifen eines Stuhlbeins.

Ein Restaurator in seiner Werkstatt beim Abschleifen eines Stuhlbeins.

Die Polster sind durchgesessen, das Leder ist verschlissen, der Stoff stark verschmutzt: In vielen Fällen wird das alte Möbelstück entsorgt und ein neues erworben. Alternativ könne Sofas, Sesseln und Stühlen „ein zweites Leben“ geschenkt werden, sagt Christoph Kämmerer, Inhaber eines Fachgeschäfts in Kiel.

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Wann ist es sinnvoll, ein Möbel aufzuarbeiten? „Je wertvoller ein Möbelstück ist, desto eher lohnt es sich“, sagt Frank Müller, Sprecher des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM). Das könne bei Einzelstücken mit antiquarischem Wert wie einem Biedermeiersofa der Fall sein oder bei einem vergleichsweise neuwertigen Produkt, das mehrere Tausend Euro gekostet habe, ergänzt Olaf Rosenbaum, Vizepräsident des Zentralverbands Raum und Ausstattung (ZVR). Auch emotionale Kriterien können eine Rolle spielen – wenn es sich zum Beispiel um ein Lieblingsmöbel oder ein Erbstück handelt. Manche Kunden lassen Sofas, Sessel und Stühle auch deshalb neu beziehen, weil sie ihre Räume anders gestalten.

Wie gehen Kunden am besten vor? Das Möbelstück sollte zunächst von einem Fachmann begutachtet werden. Adressen von Raumausstattern, Sattlern und Polsterern finden sich im Internet oder im Branchenverzeichnis. Lohnt sich deren Ansicht nach eine Aufarbeitung, sollte ein Angebot eingeholt werden. Rosenbaum empfiehlt, einen weiteren Anbieter um ein Angebot zu bitten.

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Kunden können sich mit ihrem Anliegen auch an den Verkäufer wenden, sagt Müller: „Der Handel ist zwar nicht verpflichtet, aber darauf eingestellt.“ Insbesondere hochwertige Produkte deutscher Hersteller werden im Werk aufgearbeitet. Ob Handwerker oder Industrie: In der Regel werden die Möbelstücke beim Kunden abgeholt und später dorthin zurückgebracht.

Klassische Materialien stehen bereit

Wie werden die Möbel aufgearbeitet? Das hängt vom Möbelstück und von dem Schaden ab. Die Bezüge müssen auf jeden Fall abgenommen werden. Oft sind auch neue Polsterungen oder Sprungfedern erforderlich. „Je nach Möbelart oder Kundenwunsch können wir nach dem Setzen und Schnüren der Federn klassische Materialien wie Afrik und Rosshaar verwenden oder modernen Polsterschaum einsetzen. Es hängt viel von der Beschaffenheit und Stilepoche des Sofas oder Sessels ab“, erklärt Kämmerer. In seltenen Fällen muss auch der Holzkörper repariert werden. In einem letzten Schritt werden die Möbel mit Stoff neu bezogen.

Worauf sollte bei der Stoffauswahl geachtet werden? Viele Kunden wünschten einen ähnlichen Bezug wie zuvor, erklärt Rosenbaum. Wer sich für ein anderes Design entscheide, dem stehe eine große Auswahl an Materialien, Farben und Mustern zur Verfügung, sagt Kämmerer. Wichtig ist es, auf gute Qualität zu achten. So sollten die Stoffe möglichst scheuerbeständig sein – vor allem dann, wenn die Möbel häufig genutzt werden. Auch die Lichtechtheit spielt eine Rolle. „In einem Raum mit starker Sonneneinstrahlung wie zum Beispiel in einem Wintergarten kann man auch mit Outdoorstoffen arbeiten“, erklärt Kämmerer.

Guter Stoff kostet bis zu 200 Euro pro Quadratmeter

Wie hoch sind die Kosten? „Wenn Sie ein Sofa aufarbeiten lassen, landen Sie fast immer beim Neupreis“, sagt Rosenbaum. Denn dafür wird viel Stoff benötigt. Gute Materialien kosten bis zu 200 Euro pro Quadratmeter. Außerdem fallen bis zu 40 Arbeitsstunden an. Esszimmerstühle lassen sich hingegen in wenigen Stunden aufmöbeln und benötigen wenig Material. Laut Rosenbaum belaufen sich die Kosten für vier Stühle auf etwa 500 Euro. Der Neubezug eines Sessels koste ab 350 Euro, ergänzt Kämmerer. Für Sofas veranschlagt er mindestens 1300 Euro. Das seien zwar hohe Investitionen, sagt Rosenbaum. „Dafür haben Sie aber die nächsten 30 Jahre Spaß an dem Möbel.“

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Können Möbel auch selbst aufgearbeitet werden? Fachleute raten davon ab: „Einen Sessel oder ein Sofa bekommen Sie nicht hin“, betont Rosenbaum. In der Regel fehle schon das notwendige Werkzeug. Außerdem sei das Aufmöbeln eine anspruchsvolle handwerkliche Tätigkeit. Anders verhält es sich bei gepolsterten Stühlen. Die können oft von geschickten Heimwerken aufgearbeitet werden. Müller empfiehlt für Sofas und Sessel, abnehmbare Bezüge zu wählen, weil Besitzer diese selbst reinigen können.

Langlebigkeit zahlt sich aus

Qualitätsmöbel lassen sich grundsätzlich beliebig oft aufarbeiten. Besitzen sie einen massiven Holzkern, können sie oft sogar mehrere Generationen lang genutzt werden. Dann rechnet sich irgendwann auch der hohe Anschaffungspreis. Grundsätzlich sind hochwertige Möbel nachhaltiger, weil sie nicht bereits nach wenigen Jahren auf dem Müll landen. Ökologisch sinnvoll ist es zudem, Produkte aus heimischer Produktion zu wählen, weil lange Transportwege entfallen. Auch die Verwendung regionaler Materialien verbessert die Ökobilanz. Hinzu kommt: Bei hochwertigen, zertifizierten Möbeln besteht in der Regel keine Gefahr, dass sie gesundheitsgefährdende Stoffe ausdünsten.

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