Wie gut ist mein Corona-Test? Dieser Scanner will bei der Einschätzung helfen
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Einfach scannen statt durch lange Listen scrollen, um etwas über die Zuverlässigkeit eines Antigentests zu erfahren: Mit der Web-App von www.schnelltesttest.de ist das möglich.
© Quelle: Sarah Franke
Ulm. Vor dem Besuch bei Oma noch fix zu Hause einen Schnelltest machen – ist das Ergebnis negativ, fühlt sich das Treffen viel sicherer an. Doch Ende vergangenen Jahres sorgten Schlagzeilen wie „Nicht zuverlässig genug: Corona-Schnelltests müssen ab Mai unabhängig überprüft werden“ für Verunsicherung. Denn: Schnelltests verschiedener Hersteller sind unterschiedlich sensitiv. Je höher die Sensitivität eines Tests ist, desto sicherer erfasst er die Erkrankung. Doch welches Produkt besonders zuverlässig eine Infektion mit dem Coronavirus erkennt, ist für Laien beim Einkauf im Supermarkt oder in der Drogerie nicht auf den ersten Blick zu erkennen.
Abhilfe schafft die Web-App www.schnelltesttest.de. Mit dem Tool kann man den Barcode eines Antigenschnelltests einscannen – und schon zeigt die Webseite an, wie gut das Produkt Infizierte mit sehr hoher Viruslast sowie mit allen Viruslasten erkennt. Der Download einer App ist nicht notwendig, das Tool funktioniert webbasiert. Es fordert lediglich die Einwilligung, die Kamera des Smartphones benutzen zu dürfen, um den Barcode zu scannen.
Hinter Schnelltesttest.de steckt Zerforschung. Laut eigener Aussage handelt es sich dabei um „ein freundliches Kollektiv aus Menschen, die Spaß daran haben, Technik auseinanderzunehmen, um zu verstehen, wie diese funktioniert“. Die IT-Expertinnen und IT-Experten hatten bereits im Frühjahr 2021 zusammen mit dem Chaos Computer Club (CCC) ein Datenleck bei einem Betreiber von Corona-Teststationen entdeckt, das die persönlichen Daten von rund 80.000 Menschen für Unbefugte zugänglich machte.
Daten des PEI als Grundlage
Den Onlinetest für Schnelltests haben die Mitglieder von Zerforschung ehrenamtlich entwickelt. Die Daten zu den Antigenschnelltests stammen vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI), dem Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Das Institut bietet eine Liste mit Tests an, die Forschende des Instituts geprüft und für gut befunden haben. Auch zählt die Behörde in einer zweiten Tabelle im gleichen Dokument Produkte auf, die den Anforderungen der PEI-Prüfung nicht standgehalten haben.
Wirklich alltagstauglich sind diese Listen aber nicht. Die Behörde stellt ihre Daten als PDF-Dokument und Excel-Tabelle zur Verfügung. Bis man darin im Supermarkt mit dem Smartphone Informationen zu dem Schnelltest gefunden hat, den man gerade in der Hand hält, vergeht einige Zeit. Einfach ein Produkt zu scannen ist einfacher, geht schneller – und hat im RND-Praxistest gut funktioniert.
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Nach dem Scannen des Barcodes öffnet sich diese Ansicht. Hier wird erkennbar, wie aussagekräftig der Test ist. In diesem Beispiel zeigt die Anwendung an, dass der vorliegende Schnelltest laut Daten des PEI 100 Prozent der Infizierten mit hoher Viruslast als positiv erkennt. Von allen Infizierten – ob mit geringer, mittlerer oder hoher Viruslast – erkennt der Schnelltest 56 Prozent. (Unkenntlichmachung des Produktnamens durch das RND)
© Quelle: Screenshot/www.schnelltesttest.de
Hilfe der Community nötig
Die Mitglieder von Zerforschung haben zwar schon viele Barcodes der vom PEI gelisteten Antigenschnelltests gesammelt, doch längst nicht alle. „Jeder Test kann viele verschiedene Barcodes haben – die Einerpackung, die Zehnerpackung, die Version mit dem Logo des einen Supermarktes ... “, erklären die Entwicklerinnen und Entwickler auf ihrer Webseite. Sie fordern die Allgemeinheit auf, ihnen zu helfen.
Wer einen Schnelltest vorliegen hat, den die App noch nicht erkennt, kann sich an das Kollektiv wenden. Die Entwicklerinnen und Entwickler benötigen Namen, Foto vom Barcode und Foto vom Test. Außerdem weisen sie darauf hin, dass alle Informationen händisch zusammengesucht sind. Deshalb könne es Fehler geben – auch hier freut sich Zerforschung über Hinweise. Für Nutzerinnen und Nutzer heißt das außerdem: Besser noch einmal den in der App angezeigten Namen mit dem Produkt in der Hand vergleichen, um sicherzugehen, dass die Daten übereinstimmen.
Eigentlich müsste aber eine staatliche Institution die Entwicklung und Betreuung eines Angebots wie schnelltesttest.de übernehmen, finden die Mitglieder des Kollektivs. „Solche Tools dürfen nicht davon abhängen, ob wir gerade Zeit haben oder nicht“, schreiben sie auf ihrer Webseite. Es brauche mehr staatliche Kompetenz in Sachen Digitalisierung. Für die Öffentlichkeit so wichtige Daten wie die der Beurteilung von Schnelltests lediglich in einem unhandlichen PDF-Dokument zusammenzufassen sei nicht genug.
Wie das PEI Antigentests prüft
Das PEI untersucht und bewertet nach und nach Antigenschnelltests, die das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) listet. Die Tests in der BfArM-Liste erfüllen – laut Herstellerangaben – Mindestkriterien, die PEI und Robert Koch-Institut (RKI) festgelegt haben. Dazu zählt etwa, dass die Sensitivität 80 Prozent oder mehr betragen muss. Das heißt: Bei mindestens 80 von 100 mit dem Coronavirus infizierten Menschen muss der Test ein positives Ergebnis anzeigen.
Stellt das PEI bei der Überprüfung fest, dass die Angaben des Herstellers nicht stimmen und der Test die Mindestkriterien nicht erfüllt, fliegt er aus der BfArM-Liste. Das hat zur Folge, dass diese Tests nicht mehr vom Bund erstattet werden – und damit für den Einsatz als kostenloser Bürgertest nicht mehr infrage kommen. Im Einzelhandel können sie momentan allerdings trotzdem verkauft werden. Laut Aussage von PEI-Präsident Klaus Cichutek würden sich aber etwa Apotheken und Discounter bei der Auswahl ihrer angebotenen Selbsttests an der Liste seines Instituts orientieren.
Bis Ende Februar will das PEI außerdem eine Liste mit Schnelltests veröffentlichen, die auch eine Infektion mit Omikron zuverlässig anzeigen. Denn, wie das Institut in einer Mitteilung schreibt, deute sich laut einer US-amerikanischen Studie an, dass einige Tests nicht empfindlich genug auf diese Variante reagierten. Auch Schnelltesttest.de weist darauf hin, dass die Zahlen, auf denen die Anwendung basiert, vor Omikron erhoben worden seien. „Allerdings schätzt das PEI Antigentests auch für den Nachweis von Omikron-Infektionen als geeignet ein“, heißt es weiter. Tatsächlich geht die Behörde zurzeit davon aus, dass 80 Prozent der Schnelltests eine Ansteckung mit der Omikron-Variante erkennen können.