Sonic Origins im Test: Gute Laune im Schnelldurchlauf
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„Sonic Origins“ ist seit dem 23. Juni 2022 für PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One und PC verfügbar.
© Quelle: Sega
Warum sieht Sonic denn so eckig aus? Sega veröffentlicht mit „Sonic Origins“ eine Zusammenstellung von Sonic 1-3, plus Sonic CD, plus Sonic & Knuckles. Ältere Fans nicken nun wahrscheinlich und freuen sich auf das Wiedersehen. Doch wer nicht schon in den Neunzigern mit leuchtenden Augen vor den Schaufenstern der Spielwarengeschäfte klebte, der fragt heute vielleicht, was die Aufregung soll.
Bevor Sonic für erfolgreiches Familienkino stand, wurde sein Name vor allem mit einer durchwachsenen Spieleserie in Verbindung gebracht. Sonic hat Höhen und Tiefen erlebt, insbesondere in seinen späteren 3D-Abenteuern hat er sich auch Fehltritte geleistet. Doch immer noch hat die Serie treue Fans, und dank der Kinofilme sogar viele Neue. Also erinnert Sega mit Sonic Origins an die goldenen Anfänge: Sonic the Hedgehog gilt als Meilenstein des Jump‘n‘Runs. Es erschien 1991 auf dem Sega Mega Drive. Das Spiel war die dringend benötigte Antwort auf Super Mario, der auf der Super Nintendo-Spielkonsole supererfolgreich war.
Nostalgie ab 40 Euro
Sonic war anders als der biedere Mario: Schneller, zackiger, frecher – wie gemacht für die Jugend der Neunziger. Seine Jump‘n‘Runs schlugen ein und wurden zum Massenphänomen. Diese Anfänge stecken alle im Paket: Die ersten drei regulären Spiele, das früher nur mit der Mega-CD-Erweiterung spielbare Sonic CD, und der kuriose Mix aus Fortsetzung und Erweiterung Sonic & Knuckles. Die Sammlung erscheint für moderne Konsolen und PCs, sie kostet 40 bis 50 Euro – leider wird das Paket in einer Standard- oder Digital-Deluxe-Version angeboten, die vor allem Verwirrung stiftet. Dazu gibt es einen „Start Dash Pack“ für Vorbesteller. Wer einfach die Spiele spielen will, kann das ignorieren. Wer Sonic bereits kennt und auch hier auf jedes kleine Extra schaut, der sollte zumindest in der Tabelle nachschauen, was die Deluxe Version bietet.
Getestet haben wir die Playstation-5-Version, die erwartungsgemäß sehr flüssig und praktisch ohne Ladezeiten läuft. Doch die Hardwareanforderungen für dieses Spiel sollten alle Plattformen erfüllen. Kernstück ist der Jubiläumsmodus, in dem die Spiele sanft modernisiert werden: Sonic kann immer wieder vom letzten Checkpoint starten, statt begrenzte Leben zu verlieren. Die Nebencharaktere Tails und Knuckles sind jetzt in allen Teilen spielbar. Und überraschend nützlich ist das 16:9-Bild, weil es etwas mehr Weitsicht spendet und so bei hoher Geschwindigkeit Leben rettet. Die Modernisierungen machen das Spiel etwas einfacher, aber nicht zu einfach. Es spielt sich so, wie es in der Erinnerung schon immer war – ohne die Erschütterung, die man sonst erlebt, wenn man Hits von früher startet.
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Das Design dürfte die Herzen von Retro-Fans höher schlagen lassen.
© Quelle: Sega
Sonic ohne rosarote Brille
Natürlich gibt es auch einen Klassikermodus, mit dem begrenzte Leben und das 4:3-Bild zurückkehren. Er fühlt sich wie ein Beweis an, dass die Modernisierungen nötig waren und ist nur für Puristen interessant. Etwas origineller sind ein Missions- und ein Boss-Rush-Modus, bei dem die Endgegner in Serie durchgekämpft werden. Auch das ist eher etwas für Fans, denn Sonics Stärken lagen schon immer anderswo: In den verzweigten, fantasievollen Levels voller Geheimnisse, an denen Spieler zuerst vorbeirasen und in denen sie in späteren Durchläufen nach Münzen und Schätzen forschen.
Wie groß der Reiz allerdings ist, das müssen Spielerinnen und Spieler selbst herausfinden. Wer sich an die Neunziger erinnern kann, erlebt einen kurzweiligen Flashback. Doch wir haben das Spiel auch verschiedenen Kindern gezeigt, die den ersten Sonic-Film lieben und den zweiten wegen der Altersfreigabe ab 12 noch nicht schauen dürfen. Das Echo fällt zwiespältig aus. Vor allem die älteren lassen kein gutes Haar an der Retrografik. Ihnen ist die sanfte Modernisierung viel zu sanft und alles zu eckig. Viel ändern lässt sich daran nicht, nur ein Modus mit einer enttäuschend umgesetzten Kantenglättung wartet in den mageren Einstellungsmenüs. Jüngere Fans lieben auch den eckigen Sonic, scheitern aber an der Old-School-Schwierigkeit.
Die Steuerung ist retro – mit ganz wenigen Knöpfen rast und hüpft Sonic durch einen wilden Mix fantastischer Welten voller Tempel, Lava, Wiesen, Wasser, futuristischer Maschinen und urwüchsiger Dschungel. Das alles ergibt natürlich keinen Sinn – auch nicht, wenn man sich die neuen Zeichentrick-Introvideos anschaut. Hier geht es nicht ums Denken, sondern um den Spaß. Und in der Beziehung zeigt sich Sonic souverän. Die Möglichkeit, schnell zwischen den Teilen der Serie hin- und herzuwechseln, in verschiedenen Ecken Fortschritte zu machen, tut gut und nimmt den Spielen viel von ihrem Frustpotential. Vor allem in späteren Levels werden die Herausforderungen durchaus frickelig. Früher war das allerdings schlimmer. Da steckte nur ein Modul im Mega Drive und wenn Sonic alle Leben verlor, musste er ganz von vorn anfangen.
Schnell vorbei
Heute hätte es allerdings ein bisschen mehr sein dürfen – unabhängig von der Version. Zwar gibt es eine Museumssektion, doch in den nüchternen Menüs kommt keine gute Laune auf. Von allem gibt es ein bisschen: klassische Musik, alte Verpackungsfotos, Konzeptzeichnungen und eine Handvoll Videos. Das ist zu wenig für eine Serie, deren Fans ganze Hobbykeller mit Andenken und Schätzen füllen.
Ob sich das Spiel lohnt, ist deswegen schwer zu sagen. Die alten Spiele fühlen sich im Jubiläumsmodus für uns an, wie eine Idealversion der alten Klassiker. Wer einfache 2D-Jump‘n‘Runs mag und sich an Pixelart-Grafik zumindest nicht stört, der erlebt hier einige bunte Stunden Spaß. Um jüngere Sonic-Fans vom Kino zum Controller zu schleusen, müsste Sega sich aber mehr einfallen lassen.
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