Wie Sie sich gegen falsche Europol-Anrufe wehren können
Wer in letzter Zeit vermehrt Anrufe von unbekannten Nummern bekommt, sollte wachsam sein.
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Ständige Anrufe, immer von unterschiedlichen Nummern, manchmal im Abstand von wenigen Minuten – davon berichten derzeit viele Menschen, die von betrügerischen Anrufen geplagt werden. Das Bundeskriminalamt und die Bundesnetzagentur warnen bereits seit einigen Wochen vor den Betrugsversuchen. Egal ob auf dem Smartphone oder Festnetz, die Betrüger schlagen auf allen Anschlüssen zu. Wer den Anruf annimmt, hört eine automatische Bandansage. Dort wird behauptet, der Anruf komme von Europol, Interpol, dem Bundeskriminalamt oder anderen nationalen und internationalen Polizeibehörden. In der Ansage heißt es auch, dass die persönlichen Daten der angerufenen Person für kriminelle Zwecke missbraucht worden seien. Dabei ist genau das erst der eigentliche Zweck des Anrufs.
Tausende Fälle bei Behörden gemeldet
Die Angerufenen werden dann meist dazu aufgefordert, die Taste „1″ auf dem Telefon zu drücken. „Nach Drücken der Taste erfolgt eine Weiterleitung zu einer Person, die – teils in englischer Sprache – zur Herausgabe persönlicher Daten auffordert“, schreibt die Bundesnetzagentur. Dort sind seit Ende Februar rund 7100 Verbraucherbeschwerden zum Thema eingegangen.
Klar ist: Wer einen Anruf mit einer solchen Bandansage erhält, sollte am besten sofort auflegen und unter keinen Umständen persönliche Daten preisgeben. Das Landeskriminalamt Niedersachsen hat zwischen Januar und März 2022 rund 2300 betrügerische Anrufe von falschen Polizeibeamten registriert. Dazu zählen auch die „Europol“-Anrufe, die nicht einzeln erfasst werden. Durch die Betrugsmaschen mit falschen Polizeibeamten sei allein in Niedersachsen im Laufe dieser drei Monate ein Schaden von rund 900.000 Euro entstanden, so das LKA.
Anrufe aus dem Ausland mit manipulierten Rufnummern
Doch man muss nicht erst auf die Masche hereinfallen, um von den Anrufen schwer genervt zu sein. Das Telefon klingelt bei Betroffenen häufig im Abstand weniger Minuten – und das über Tage hinweg. Was erschwerend dazukommt: Dass Telefondisplay zeigt immer wieder eine andere Nummer an. „Die Täterinnen und Tätern nutzen das sogenannte Call-ID-Spoofing“, erklärt das LKA Niedersachsen. „Mit dieser Methode lässt sich jede beliebige Rufnummer vortäuschen.“ Die Bundesnetzagentur verweist auf Ermittlungsergebnisse, wonach die Anrufe aus einem ausländischen Netz stammen. „Unter diesen Voraussetzungen können die Anrufe durch die Bundesnetzagentur nicht unterbunden werden“, teilt die Behörde mit.
Betrugsversuche mit manipulierten Nummern sollen allerdings schon bald nicht mehr möglich sein. Durch einen neuen technischen Schutzmechanismus werden gefälschte deutsche Anrufnummern künftig nicht mehr angezeigt, erklärt die Bundesnetzagentur. „So müssen spätestens ab dem 01.12.2022 bei Anrufen aus ausländischen Netzen deutsche Absenderrufnummern anonymisiert und der Netzeintrittspunkt gekennzeichnet werden.“ Einzige Ausnahme ist das internationale Roaming im Mobilfunk.
Betrügerische Anrufe bei der Polizei anzeigen
Kann man also gar nichts tun, damit die ständigen Anrufe aufhören? Die Bundesnetzagentur rät trotz der wechselnden Nummern dazu, diese zu blockieren. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass manipulierte Rufnummern auch mehrfach genutzt würden. „Bei einigen Endgeräten können auch ganze Rufnummerbereiche gesperrt werden“, empfiehlt das LKA Niedersachsen. So könne man etwa an bestimmten Routern oder Telefonen alle Nummern mit einer bestimmten Vorwahl sperren, die von den Kriminellen immer wieder genutzt werden. „Alternativ können auch Ausnahmeregeln hinterlegt werden, die dann bestimmen, dass nur bereits bekannte Rufnummern durchgestellt werden“, so das LKA.
Auch, wenn der Betrugsversuch sofort erkannt wurde – wer die falschen Europol-Anrufe erhält, sollte in jedem Fall Anzeige bei der örtlichen Polizeistelle erstatten, raten die Behörden. Schließlich handelt es sich um potentielle Straftatbestände. Wie lange die Anrufversuche anhalten, darüber gebe es von Seiten der Nutzerinnen und Nutzer sehr unterschiedliche Angaben, so die Bundesnetzagentur. „In der Regel sind diese Anrufe nicht von Dauer“, beruhigt das LKA Niedersachsen. Allerdings müsse man leider auch weiter mit derartigen Anrufen rechnen, etwa wenn die eigene Rufnummer durch Datenmissbrauch in Täterkreisen bekannt geworden sei. Viele Telefonbetrüger nutzten aber ohnehin eine Methode, bei der die Rufnummern automatisiert gewählt werden.
Und was sollte man tun, wenn man schon auf die Masche hereingefallen ist? Auch in diesem Fall ist eine Anzeige bei der Polizei dringend empfohlen. Hat man persönliche Daten herausgegeben, sollte genau dokumentiert werden, um welche es sich handelt. Wer Bankdaten herausgegeben hat, muss sofort die Bank informieren und gegebenenfalls sein Konto sperren lassen oder bereits überwiesene Zahlungen zurückholen. Bei der Opferorganisation Weißer Ring gibt es außerdem verschiedene Angebote zur Online- oder Telefonberatung für Betroffene von Telefonbetrug.