Anders als Dänemark: Epidemiologe Zeeb rät von Lockerungen „in die Welle hinein“ ab
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Der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie.
© Quelle: Sina Schuldt/dpa
Der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibnitz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie hat vor einer verfrühten Entwarnung in der Corona-Pandemie gewarnt. „Die sinkende Inzidenz ist ein gutes Zeichen. Aber es ist noch zu früh, um darin das Überschreiten des Höhepunkts der Omikron-Welle zu sehen“, sagte Zeeb dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„Wir haben zum Beispiel in Dänemark gesehen, dass die Zahlen nach kurzer Pause noch einmal deutlich höher gingen.“ Zunächst müssten sich die Zahlen konsolidieren. „Wir brauchen eine Woche, um sicher sagen zu können, ob die Welle zurückgeht.“ Wenn die Zahlen bis zum Ende der Woche nicht weiter ansteigen, habe Deutschland den Höhepunkt der Omikron-Welle erreicht.
Maßnahmen lockern vor Rückgang der Welle?
Dänemark und Großbritannien hätten „in die Welle hinein gelockert“ und nicht auf das Abklingen der Welle gewartet. „Das war ein großes Risiko, das wir nicht eingehen sollten“, so Zeeb. „Wenn wir jetzt alle Maßnahmen abrupt beenden, könnten sich sehr schnell viele Menschen infizieren.“ Bei zwei Jahren Pandemie komme es auf Lockerungen zehn Tage früher oder später auch nicht an, meint der Experte. Stattdessen brauche Deutschland jetzt vor allem gut geplante Schritte, deren Effekte man sehen kann und bei denen die Politik notfalls einschreiten könnte.
Epidemiologe Zeeb gab außerdem zu bedenken, dass der Höhepunkt der Omikron-Welle zu regional sehr unterschiedlichen Zeitpunkten erreicht werde. „Im nördlichen Teil Deutschlands hat die Welle den Höhepunkt bereits überschritten und ist auf dem Weg nach unten.“ Bundesweit sei man „nah dran am Höhepunkt der Welle“ und müsse noch „etwa eine Woche warten“, bis der Scheitelpunkt erreicht sei. Unklar sei zudem, wie lange Deutschland am Scheitelpunkt verharrt.
Höhepunkt der Welle bedeutet: erst 50 Prozent erreicht
Außerdem wies Experte Zeeb auf einen weiteren Aspekt hin: Der Höhepunkt der Welle bedeutet noch keine Entspannung. „Wenn der Höhepunkt erreicht ist, haben wir allerdings erst 50 Prozent der Omikron-Welle überstanden. Dann kommen noch viele Fälle und das Gesundheitssystem bleibt stark belastet.“ Man müsse hoffen, dass die Welle im Frühling durch den saisonalen Effekt schneller sinkt als sie angestiegen war.