Chinas Covid-Paranoia: gekeulte Hamster und Luftpost unter Corona-Verdacht

China ist bekannt für seine sehr strengen Maßnahmen, um die Coronavirus-Pandemie einzudämmen.

China ist bekannt für seine sehr strengen Maßnahmen, um die Coronavirus-Pandemie einzudämmen.

Für die 20 Millionen Pekingerinnen und Pekinger sind die Erklärungsmuster der Behörden längst ein alter Hut: Beim letzten größeren Infektionsausbruch soll das Virus angeblich über tiefgefrorenen Lachs aus Norwegen in die Hauptstadt gelangt sein, zeitweise geriet auch mal eine Lieferung deutscher Schweinshaxen als Übeltäter in Verdacht. Nun heißt es, für den ersten Omikron-Fall Pekings sei möglicherweise ein Lieferpaket aus Kanada verantwortlich.

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Keine ausländischen Lieferungen bestellen

„Man müsste seine Briefe schon regelrecht inhalieren“, kommentiert die Molekularbiologin Alina Chan vom Broad Institute in Cambridge die geringen Chancen, sich von der kontaminierten Oberfläche einer Postsendung tatsächlich zu infizieren.

Dennoch schreiten die chinesischen Autoritäten mit gewohnter Konsequenz ein. Sie riefen ihre Bürgerinnen und Bürger dazu auf, möglichst keine ausländischen Lieferungen mehr zu bestellen. Und sollte es nicht unumgänglich sein, dann müsse man die Pakete auf jeden Fall mit Maske, Handschuhen und im Freien öffnen.

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Kein Nahverkehr ohne „grünen Code“

Was nach einem verfrühten Aprilscherz anmutet, hat bierernste Auswirkungen auf das Leben etlicher Chinesinnen und Chinesen: In der südchinesischen Metropole Shenzhen hat die Regierung bestätigt, dass Empfängerinnen und Empfänger ausländischer Päckchen ihren Gesundheitscode von „grün“ auf „gelb“ herabgestuft bekommen können. In der Volksrepublik ist dies geradezu ein gesellschaftliches Todesurteil: Denn ohne grünen Code darf man weder reisen noch öffentliche Gebäude betreten oder den örtlichen Nahverkehr uneingeschränkt nutzen.

Auf der Onlineplattform Weibo lassen sich bereits Postings von verzweifelten Nutze und Nutzerinnen finden, die zur Heimisolation oder zu mehreren PCR-Tests gedrängt werden, weil sie internationale Bestellungen aufgegeben haben. „Wissenschaft scheint offenbar keine Rolle mehr zu spielen“, kommentiert ein User die absurde Regelung.

China konnte unzählige Virustote verhindern

Natürlich wird man Chinas Null-Covid-Strategie nicht gerecht, wenn man sie auf jene extremen Maßnahmen verkürzt. Denn tatsächlich haben die Behörden mit einer Melange aus blitzschnellen Lockdowns, Grenzschließungen und Massentestungen die täglichen Infektionszahlen erfolgreich eingedämmt – und unzählige Virustote innerhalb der Bevölkerung von 1,4 Milliarden verhindert.

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Selbst Omikron konnte sich bislang noch nicht unkontrolliert ausbreiten: Auch wenn bereits ein knappes Dutzend Landesteile Fälle der Virusvariante registriert haben, sind die täglichen Infektionszahlen noch außerordentlich gering. Am Donnerstag meldete die nationale Gesundheitskommission lediglich 43 lokale Ansteckungen, was einen deutlichen Abwärtstrend zu den Zahlen der letzten Tage und Wochen darstellt.

Chinesische Regierung will Hamster „entsorgen“

Doch gleichzeitig nimmt der Antiviruskampf teils immer absurdere Züge an. In Hongkong, das mittlerweile derart abgeschottet ist, dass die täglich aus dem Ausland Einreisenden mittlerweile in einen gewöhnlichen Flughafen-Shuttlebus passen, ordneten die Behörden das Keulen von mehreren Tausend Hamstern an. Jedes nach dem 22. Dezember gekaufte Haustier muss „entsorgt“ werden an, nachdem ein paar Tiere positiv auf das Virus getestet wurden.

Doch die Hongkongerinnen und Hongkonger üben sich wie zu erwarten in zivilem Widerstand: Auf Telegram haben sich Gruppen gebildet, in denen sich Tausende Freiwillige dazu bereiterklären, abgegebene Hamster heimlich zu adoptieren. Andere bieten an, Quittungen von Haustiergeschäften zu fälschen, um zu belegen, dass der Hamsterkauf noch vor der Frist am 22. Dezember erfolgt ist.

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