Corona-Impfstoff von Novavax ab Mitte Februar in Deutschland verfügbar

Ab dem 21. Februar soll der Impfstoff von Novavax in Deutschland verfügbar sein.

Ab dem 21. Februar soll der Impfstoff von Novavax in Deutschland verfügbar sein.

Berlin. Corona-Impfungen mit dem Präparat des US-Herstellers Novavax sollen voraussichtlich Ende Februar in Deutschland starten können. Die erste Lieferung von 1,75 Millionen Dosen soll ab dem 21. Februar zur Verfügung stehen, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Freitag mit Verweis auf Firmenangaben in Berlin sagte. Genaue Termine für weitere 3,25 Millionen Dosen, die gekauft wurden, stünden noch nicht fest. Er hoffe auf Lieferung noch im Februar.

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Lauterbach erläuterte, das Präparat, das „quasi ein Totimpfstoff“ sei, solle denjenigen besonders zur Verfügung stehen, die diese Art der Impfung bevorzugten. Er selbst könne die Wertigkeit für die Omikron-Variante nicht gut einschätzen. Er gehe aber davon aus, dass der Impfstoff gut wirken dürfte. Impfungen damit würden empfohlen.

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Impfstoff basiert also auf anderer Technologie

Das Mittel von Novavax wurde kürzlich als fünfter Corona-Impfstoff in der EU zugelassen. Zwei Dosen werden im Abstand von etwa drei Wochen gespritzt. Es handelt sich um einen Proteinimpfstoff – er basiert also auf einer anderen Technologie als die bisher verfügbaren Corona-Präparate. Die Effektivität zum Schutz vor symptomatischen Infektionen wurde von der EU-Arzneimittelbehörde EMA mit rund 90 Prozent angegeben. Experten wiesen darauf hin, dass man über den neuen Impfstoff noch nicht so viel wisse wie über die anderen Präparate, die bereits länger breit angewendet werden.

Hohe Wirksamkeit – allerdings vor „Delta“ und „Omikron“

Im Juni hatte Novavax erklärt, in einer Studie mit fast 30.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen in den USA und Mexiko sei das Vakzin zu rund 90 Prozent gegen symptomatische Covid-19-Erkrankungen wirksam gewesen. Diese Daten gehen also von einem sehr hohen Schutz aus. Die Analyse wurde Mitte Oktober auch als Preprint veröffentlicht. Zu einem ähnlichen Ergebnis war eine im „New England Journal of Medicine“ erschienene Studie mit 15.000 Probanden in Großbritannien gekommen.

Allerdings wurden beide Studien gemacht, bevor die Delta-Variante dominierte – und bevor Omikron entdeckt wurde. Deshalb ist auch noch nicht klar, wie wirksam Novavax jetzt noch ist. Das Unternehmen selbst verkündete bereits, dass erst mit einem Booster auch bei Delta mit ähnlich hohen Antikörperleveln zu rechnen sei wie beim Ursprungsvirus. Inwieweit das Novavax-Mittel gegen Omikron wirkt, ist noch unklar. Das Unternehmen teilte Anfang Dezember mit, seinen Impfstoff gegen die Variante prüfen zu wollen.

„Labordaten werden in den kommenden Wochen erwartet“, heißt es in einer Mitteilung. Zudem hat der Hersteller nach eigenen Angaben damit begonnen, ein Omikron-spezifisches Spikeprotein für den Impfstoff zu entwickeln. Eine erste Herstellung in einer kommerziellen Anlage werde nach derzeitigen Plänen „im Januar 2022 erwartet.“

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Impfstoffexperten und -expertinnen weisen allerdings darauf hin, dass die Technologie von Novavax den Impfschutz in nur wenigen Teilen des Immunsystems anregen könnten. mRNA-Impfstoffe schafften es, die Bildung von wichtigen T-Killerzellen und entsprechenden Gedächtniszellen zu initiieren. „Mit den protein­basierten Impfstoffen stimuliert man dagegen die zytotoxischen T-Zellen kaum und stattdessen vor allem die Antikörperantwort“, erklärte dem RND zuletzt Christian Münz, Professor für virale

Immunbiologie an der Uni Zürich. „Das macht es leichter für das Virus, gegen diese Impfstoffe resistent zu werden, weil die Immunantwort nicht so breit aufgestellt ist.“

Gute Verträglichkeit

Der Impfstoff wird in zwei Dosen im Abstand von etwa drei Wochen verabreicht, per Injektion in den Oberarm. Laut Studiendaten ist das Mittel gut verträglich und sicher. Erwartbar seien milde Nebenwirkungen wie Druckschmerz an der Einstichstelle, Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Impfreaktionen traten unter den Studienteilnehmenden häufiger nach der zweiten als nach der ersten Dosis auf.

Etablierte Technologien

Der Impfstoff von Novavax ist im Unterschied zu den bisher zugelassenen Impfstoffen weder ein mRNA-Impfstoff – wie die Präparate von Biontech und Moderna – noch ein Vektorimpfstoff wie die von Astrazeneca und Johnson & Johnson. Der Hersteller setzt auf ein etabliertes Impfprinzip – die proteinbasierte Methode, die seit Jahrzehnten aus der Impfstoffforschung bekannt ist und auch gegen andere Virusinfektionen genutzt wird.

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Das Vakzin wird aus Kopien der Spike-Proteine an der Oberfläche des Virus hergestellt. Die Spikes lassen sich zu Nanopartikeln zusammensetzen, welche die molekulare Struktur des Coronavirus nachahmen. Ganz so traditionell wie bisherige Proteinimpfstoffe arbeitet aber auch Novavax nicht: Der Hersteller benötigt auch bestimmte Wirkverstärker, sogenannte Adjuvanzien, welche die Immunantwort verstärken. Biontech/Pfizer und Moderna verabreichen mit ihren mRNA-Vakzinen dagegen einen Bauplan mit genetischen Informationen, die den Körper veranlassen, das Spike-Protein für kurze Zeit selbst herzustellen.

Ist nur Novavax ein Totimpfstoff?

Totimpfstoffe, auch als inaktivierte Impfstoffe bekannt, enthalten nur abgetötete Viren, die sich nicht mehr vermehren können. Sie können auch Bestandteile der Erreger enthalten – „diese werden vom Körper als fremd erkannt und regen das körpereigene Abwehrsystem zur Antikörperbildung an, ohne dass die jeweilige Krankheit ausbricht“, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Das Mittel von Novavax ist nach dieser Definition ein Totimpfstoff. Auch für die mRNA- und Vektorimpfstoffe gilt das im Übrigen – also alle bislang zugelassenen Mittel in der EU. „Die Covid-19-Impfstoffe enthalten keine vermehrungsfähigen Viren. Insofern können sie mit Totimpfstoffen gleichgesetzt werden“, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) auf seiner Homepage.

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Der Begriff „Totimpfstoff“ wird allerdings nicht einheitlich verwendet. Wenn die Definition lautet, dass das echte Virus oder zumindest Teile davon im Impfstoff enthalten sein müssen, wäre Novavax im engeren Sinne kein Totimpfstoff. Denn der entscheidende Bestandteil, der die Immunantwort auslösen soll, wurde nicht einem echten Virus entnommen, sondern ist ein gentechnisch hergestelltes Virus-Protein. Was viele mit Totimpfstoff meinten, seien „Impfstoffe, die auf Prinzipien beruhten, die man auch bei anderen Impfungen anwendet“, so der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl.

RND/dpa/sh

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