Die wichtigsten Fragen und Antworten

Vierte Corona-Impfung: Brauche ich den Booster oder nicht?

Ein Rettungsassistent von der Johanniter-Unfall-Hilfe bereitet im früheren Regenwald-Panorama am Erlebnis-Zoo Hannover eine Corona-Impfung vor. Brauchen gesunde Erwachsene einen zweiten Corona-Booster?

Ein Rettungsassistent von der Johanniter-Unfall-Hilfe bereitet im früheren Regenwald-Panorama am Erlebnis-Zoo Hannover eine Corona-Impfung vor. Brauchen gesunde Erwachsene einen zweiten Corona-Booster?

Berlin. Schon wieder gerät die deutsche Impfkampagne ins Stocken. Dieses Mal hakt es bei den vierten Corona-Impfungen. Gerade einmal 8,6 Millionen Menschen – das sind 10,3 Prozent der Bevölkerung – haben bisher die Ärmel hochgekrempelt, um sich den Booster abzuholen. Das verdeutlicht das offizielle Impfdashboard des Bundesgesundheitsministeriums. Auch die neuen an die Virusvariante Omikron angepassten Impfstoffe haben nicht dafür gesorgt, dass die Impfquote wesentlich steigt.

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Dabei ist die Viertimpfung ein wichtiger Bestandteil der Corona-Herbst-Strategie. Die zusätzlichen Booster sollen die Immunität in der Bevölkerung verbessern. Doch für wen kommt eine zweite Auffrischungsimpfung überhaupt infrage? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

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Warum braucht es eine vierte Impfung?

Die Antwort lässt sich kurzfassen: wegen Omikron. Die Virusvariante ist deutlich ansteckender als ihre Vorgänger und zudem in der Lage, die Immunantworten von Geimpften und Genesenen zu umgehen. Diese immunflüchtige Eigenschaft hat Folgen für die Impfstoffe: Ihr Schutz vor Infektionen mit Symptomen wie Husten, Fieber oder Schnupfen nimmt mit der Zeit ab. Ebenso wird es wahrscheinlicher, sich mit dem Virus zu infizieren, je länger die letzte Impfung zurückliegt.

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Drei Impfungen schützen zwar weiterhin effektiv vor schwerer Erkrankung. Doch gerade für Risikopersonen wie Ältere und Immungeschwächte kann eine vierte Impfung einen zusätzlichen Nutzen bringen, indem sie das Immunsystem erneut boostert, Antikörper verstärkt. So lässt sich das Risiko verringern, dass gefährdete Menschen im Krankenhaus behandelt werden müssen und das Gesundheitssystem zusätzlich belasten.

Für wen empfiehlt die Stiko eine vierte Impfung?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät bisher ausschließlich vulnerablen Gruppen zu einer Viertimpfung. Dazu gehören:

  • Menschen ab 60 Jahren;
  • Menschen ab fünf Jahren, die wegen einer Grunderkrankung ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf haben, zum Beispiel Immungeschwächte;
  • Menschen, die in Pflegeheimen leben; und
  • Menschen, die in medizinischen Einrichtungen oder in der Pflege arbeiten

Angeraten sei der weitere Booster, vorzugsweise mit einem an Omikron angepassten Vakzin, nach „drei immunologischen Ereignissen“. Also etwa nach Grundimmunisierung und erster Auffrischungsimpfung oder Grundimmunisierung und Corona-Infektion.

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Warum gibt es den zweiten Booster nicht für alle?

Für gesunde Erwachsene unter 60 Jahren reichen drei Impfungen aus. Sie helfen dabei, ein immunologisches Gedächtnis in Form von Antikörpern und T-Zellen aufzubauen, das vor schwerer Erkrankung und Tod schützt. Und dieser Schutz halte lange an, sagte Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, jüngst gegenüber dem RND. „Wenn die Antikörper­spiegel im Blut abfallen, bedeutet das nicht, dass die Antikörper verschwinden, sondern nur, dass auch das Immunsystem „ökonomisch“ arbeitet – aber das Gedächtnis bleibt trotzdem erhalten.“

Einen hundertprozentigen Schutz vor Infektionen bietet das immunologische Gedächtnis aber nicht. Das tut auch eine vierte Impfung nicht. Wer jünger ist als 60 Jahre und sich dennoch ein viertes Mal impfen lassen möchte, sollte dies lieber vorher mit seinem Hausarzt oder seiner Hausärztin besprechen, rät Falk.

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Welche Rolle spielt der Impf-Zeitpunkt?

Der ist keineswegs nebensächlich. Schließlich nimmt das Infektionsgeschehen derzeit wieder an Fahrt auf. Die Corona-Fallzahlen schnellen in die Höhe. Auch ist noch ungewiss, mit welchen Mutationen das Coronavirus im Winter aufwarten wird. Deshalb sollten sich Risikopersonen so schnell wie möglich ein viertes Mal impfen lassen, um ihren Immunschutz zu verstärken.

Wichtig ist jedoch: Sie müssen die Impfabstände einhalten. Die Stiko empfiehlt, die vierte Impfung im Abstand von sechs Monaten nach dem ersten Booster oder der letzten Corona-Infektion zu geben. Dieser Abstand gewährleiste eine Steigerung der Immunantwort, hatte Stiko-Mitglied Christian Bogdan Ende Juli dem Science Media Center gesagt. Impfe man in eine laufende Immunantwort hinein, sei der Effekt stark abgeschwächt.

Kann die vierte Dosis auch anderweitig kontraproduktiv sein?

Das ist noch unklar. Stiko-Mitglied Bogdan hatte erklärt, dass es zur Frage des möglichen Schadens von zusätzlichen, klinisch nicht angezeigten Impfungen bisher für die Corona-Impfstoffe keine umfassenden immunologischen Untersuchungen gebe.

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Andere Expertinnen und Experten verweisen wiederum auf die wiederholten Impfungen gegen Pocken oder Influenza. Bei ihnen seien keine negativen Effekte bekannt. Berücksichtigt werden muss hierbei jedoch, dass es sich bei diesen Impfungen um ganz andere Wirkstoffe handelt, die zum Einsatz kommen.

Jetzt bitte Klartext: Sollte ich mir den zweiten Booster holen?

Auch wenn es unbefriedigend ist: Zum jetzigen Zeitpunkt kann man diese Frage nicht pauschal beantworten. Es hängt auch davon ab, wie gut das Immunsystem des Einzelnen auf die ersten drei Impfungen reagiert hat.

Für „manche wenige“ Menschen unter 60 Jahren könnte die vierte Impfung essenziell sein, hatte der Immunologe Andreas Thiel von der Berliner Charité Ende Juli der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Das Problem ist nur: Diese Menschen kann man nicht einfach erkennen. Für die meisten Jüngeren sei eine vierte Dosis dagegen nicht wirklich essenziell. „Jeder muss diese Frage für sich selbst beantworten“, hatte Thiel klargestellt.

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Allerdings kann der Hausarzt oder die Hausärztin bei der Entscheidung helfen. Gesetzlich zuständig für Impfempfehlungen ist die Stiko. Auch viele Ärztinnen und Ärzte richten sich nach ihren Ratschlägen. Allerdings dürfen Medizinerinnen und Mediziner auch ohne Stiko-Empfehlung einen zweiten Booster spritzen.

Wir haben diesen Artikel am 12. Oktober 2022 umfassend aktualisiert.

RND/lb/dpa

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