In anderen Ländern sinken die Zahlen: Ist die Omikron-Welle schnell vorbei?

Nachdem die Corona-Fallzahlen in Großbritannien rasant gestiegen sind, könnten sie jetzt ebenso schnell sinken, glauben Fachleute.

Nachdem die Corona-Fallzahlen in Großbritannien rasant gestiegen sind, könnten sie jetzt ebenso schnell sinken, glauben Fachleute.

Könnte die Omikron-Welle genauso schnell vorübergehen, wie sie begonnen hat? In Großbritannien, wo die Virusvariante schon im Dezember vergangenen Jahres das Infektionsgeschehen dominierte, scheint sich nun jedenfalls die Lage zu beruhigen.

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Die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen geht langsam zurück. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen erste Hinweise darauf, dass damit die Welle der Infektionen ihren Höhepunkt überschritten haben könnte.

Ähnlich schnell hatte die Omikron-Welle in Südafrika nachgelassen, wo die Virusvariante erstmals nachgewiesen wurde. Nach gut einem Monat hatte das Land fast alle Restriktionen, die zum Schutz vor dem Coronavirus eingeführt worden waren, aufgehoben. Masken und Abstandsregelungen blieben aber erhalten. Auch in den USA könnte das Infektionsgeschehen demnächst abflauen. Modellierungen der Universität Washington sehen den Höhepunkt der Infektionszahlen mit 1,2 Millionen bis zum 19. Januar erreicht. Danach würden die Zahlen drastisch sinken, „einfach weil jeder, der infiziert werden könnte, infiziert sein wird“, sagte Ali Mokdad, Professor für Gesundheitsmetrik.

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Und was ist mit Deutschland? Könnte die Infektionswelle mit der Omikron-Variante hierzulande ebenfalls in nur rund einem Monat gebrochen werden?

Omikron-Welle gewinnt langsam an Tempo

Verglichen mit den europäischen Nachbarländern baut sich die Omikron-Welle in Deutschland eher langsam auf. Das heißt, das Infektionsgeschehen ist noch nicht so weit fortgeschritten, Omikron also noch nicht so stark verbreitet wie etwa in Großbritannien. Das liegt vor allem an den unterschiedlichen Corona-Strategien der beiden Länder. Während das Vereinigte Königreich trotz hoher Fallzahlen seine Maßnahmen nicht weiter verschärft hat, hat Deutschland seine Schutzvorkehrungen, die schon die Delta-Welle gebrochen haben, beibehalten, beziehungsweise teilweise sogar noch verstärkt.

„Es gab sehr viele Appelle, die Politik hat entsprechende Maßnahmen ergriffen, beides hat sicherlich die Omikron-Welle etwas gebremst“, sagte Martin Stürmer, Virologe und Laborleiter am IMD-Labor für interdisziplinäre Medizin und Diagnostik in Frankfurt, vor wenigen Tagen dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Ich bin mir sicher, wenn wir gar nichts getan hätten, oder weniger, wäre die Welle früher gekommen.“

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Immunologe: Inzidenzen von 1000 möglich

Das ganze Ausmaß der Omikron-Welle wird sich in Deutschland also erst in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. Der Höchststand der Neuinfektionen steht noch bevor. „Wir werden Inzidenzen von deutlich über 1000 bekommen – im Bundesdurchschnitt, regional auch deutlich darüber“, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, vor wenigen Tagen im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Zum Vergleich: Aktuell liegt die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei 427,7. Tritt Watzls Prognose ein, würde das bedeuten, dass sich mehr als doppelt so viele Menschen wie bisher mit dem Coronavirus infizieren. Im Februar könne dann das Maximum der Omikron-Welle erreicht sein, vermutet der Immunologe.

Wie lange es dann dauert, bis sich das Infektionsgeschehen abschwächt, lässt sich heute noch nicht voraussagen. Entscheidend wird am Ende die Immunität der Bevölkerung sein. In Großbritannien sind etwa zum Zeitpunkt, als sich Omikron im Land ausbreitete, mehr Menschen vollständig geimpft gewesen als in Deutschland. Auch die Booster-Impfkampagne war weiter vorangeschritten. Es gab also schon viele Menschen, die einen Schutz vor dem Coronavirus besaßen. Hinzu kam, dass durch die nachlässigere Corona-Strategie eine gewisse Durchseuchung stattgefunden hat. Diese hat dazu geführt, dass sich viele Britinnen und Briten mit dem Erreger infiziert und so eine Immunität aufgebaut haben.

Impflücke macht den Unterschied

In der deutschen Impfstatistik klafft hingegen eine deutliche Lücke. Noch ein Viertel der Deutschen ist nicht geimpft. Das sind 20,9 Millionen Menschen. „Wir haben zu viele ungeimpfte Leute in Deutschland, gerade auch über 60″, sagte Christian Drosten, Virologe von der Berliner Charité, Ende Dezember im Interview mit dem Deutschlandfunk. „Und die sind natürlich richtig in Gefahr.“

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Denn noch ist nicht eindeutig geklärt, welche Krankheitsverläufe Omikron bei Ungeimpften, vor allem bei Risikopersonen, verursacht. Daten aus anderen Ländern haben zwar gezeigt, dass Omikron seltener zu schweren Krankheitsverläufen führt, allerdings bleibt fraglich, inwiefern diese Erkenntnisse auf Deutschland übertragen werden können.

„Gerade für Ungeimpfte kann Omikron individuell betrachtet auch zu sehr schweren Verläufen führen, die uns auf Intensivstation belasten werden“, sagte Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing, vergangene Woche gegenüber dem Science Media Center. Er rechnet damit, dass mit der Omikron-Welle vor allem eine weitere Belastung auf die Kliniken zukommt.

Omikron sorgt für Chaos in britischen Kliniken

Selbst wenn Omikron weniger schwere Fälle verursacht, ist die Virusvariante so ansteckend, dass sie viele Menschen innerhalb kurzer Zeit infizieren wird, die sich dann isolieren müssen. Der Expertenrat der Bundesregierung warnt, dass deshalb die kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser oder Rettungsdienste lahmgelegt werden könnte. Dieses Worst-Case-Szenario ist in Großbritannien eingetreten: Dort sind zahlreiche Beschäftigte in den Kliniken wegen einer Infektion ausgefallen, sodass es zu langen Wartezeiten vor den Notaufnahmen gekommen ist und etliche planbare Operationen verschoben werden mussten.

Die Omikron-Welle in Großbritannien mag zwar augenscheinlich gebrochen sein, das Chaos in den Krankenhäusern bleibt aber bestehen. Dass die Zahlen im Inselstaat rückläufig sind, bedeutet zudem nicht, dass sich dort nun niemand mehr infiziert und an Covid-19 erkrankt. Die Situation bleibt weiterhin angespannt.

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Wie gut Deutschland am Ende durch die Omikron-Welle kommt, hängt davon ab, wie viele Menschen sich in den kommenden Tagen und Wochen noch gegen Covid-19 impfen beziehungsweise boostern lassen und wie die Politik auf die Ausbreitung der Virusvariante reagiert. „Sollte absehbar in den kommenden Wochen die Belastung durch hohe Infektionszahlen und Personalausfälle zu hoch werden, ist kurzfristig eine weitere Intensivierung der Kontaktbeschränkungen erforderlich“, rät der Expertenrat in seiner aktuellen Stellungnahme. Aber auch auf die Vorbereitungen, die die Politik jetzt trifft, um die kritische Infrastruktur abzusichern, wird es ankommen.

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