Wie Malaria auf den Menschen übersprang

Forscher des Wellcome Sanger Institute haben nachgewiesen, dass die Malaria-Erreger einst von Gorillas auf den Menschen übersprangen. Gorilla-Dame Yene im Zoo Rostock ist daran natürlich unschuldig.

Forscher des Wellcome Sanger Institute haben nachgewiesen, dass die Malaria-Erreger einst von Gorillas auf den Menschen übersprangen. Gorilla-Dame Yene im Zoo Rostock ist daran natürlich unschuldig.

Oxford. Forscher haben rekonstruiert, wann und wie die tödlichste Malaria-Variante vom Tier auf den Menschen übersprang. Demnach erwarb der Plasmodium-Parasit vermutlich vor rund 50.000 Jahren durch eine Mutation die Fähigkeit, rote Blutkörperchen des Menschen zu infizieren. Der Vorfahre des Erregers P. falciparum sei eigentlich auf Gorillas spezialisiert gewesen, schreibt das Team um Gavin Wright vom britischen Wellcome Sanger Institute in Cambridge in der Zeitschrift "PLOS Biology".

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Malaria tropica verursachte in Afrika 99,7 Prozent aller Malaria-Fälle

"In der Geschichte der Menschheit war Malaria durch P. falciparum wohl für mehr Todesfälle verantwortlich als irgendeine andere Krankheit", wird Wright in einer Mitteilung seines Instituts zitiert. Derzeit sterben weit mehr als 400.000 Menschen pro Jahr an der Infektionskrankheit, die meisten davon Kinder unter fünf Jahren. Mehrere Plasmodium-Arten verursachen Malaria beim Menschen. Mit Abstand am gefährlichsten ist die vor allem in Afrika heimische Malaria tropica, die durch P. falciparum entsteht. Sie verursachte den Forschern zufolge 2017 in Afrika 99,7 Prozent aller Malaria-Fälle.

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Plasmodium-Varianten infizieren neben dem Menschen auch andere Säugetiere sowie Vögel und Reptilien. P. falciparum zählt zu insgesamt sieben Vertretern der Untergruppe Laverania, die in Afrika entstanden und überwiegend auf Menschenaffen spezialisiert sind: Drei davon infizieren ausschließlich Schimpansen, drei weitere nur Gorillas. Das Team um Wright verglich nun das Erbgut der sieben Laverania-Arten und stieß auf eine Sequenz, die vermutlich von dem auf Gorillas spezialisierten Erreger P. adleri auf den Ahnen von P. falciparum, P. praefalciparum, überging. Die Sequenz enthält ein Gen mit dem Bauplan für das Protein RH5. Damit konnte der Parasit über den Rezeptor Basigin an menschliche rote Blutkörperchen andocken.

Vom Gorilla auf den Menschen

Das Team schuf synthetische Kopien des Gens rh5, wie es vermutlich damals vorkam. Das darauf beruhende Protein RH5 kann an Basigin sowohl von Gorillas als auch von Menschen binden. "Das bot sofort eine molekulare Erklärung dafür, wie P. falciparum die Eigenschaft entwickelte, Menschen zu infizieren", sagt Erstautor Francis Galaway vom selben Institut. Später verlor der Erreger durch eine Mutation in einer Aminosäure des Proteins die Eigenschaft, Gorillas zu infizieren, und war damit nur noch auf Menschen spezialisiert.

Die Forscher vermuten, dass das Gen rh5 entstand, als ein Gorilla sich gleichzeitig mit den beiden Plasmodium-Arten P. adleri und P. praefalciparum infizierte. Dabei seien wohl Erbanlagen zwischen den Erregern ausgetauscht worden. Solche Ereignisse seien generell sehr selten, betont das Team.

Das Überspringen von Krankheiten aus dem Tierreich auf den Menschen ist dagegen keineswegs ungewöhnlich. Weitere Beispiele für solche Zoonosen sind Influenza, HIV, Ebola, Sars oder Tollwut.

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RND/dpa

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