Filmfestspiele

Regisseurin Justine Triet gewinnt die Goldene Palme in Cannes

Die französische Regisseurin Justine Triet (links) hat die Goldene Palme gewonnen. In zwei der in Cannes ausgezeichneten Filmen spielt Sandra Hüller (rechts) die Hauptrolle.

Die französische Regisseurin Justine Triet (links) hat die Goldene Palme gewonnen. In zwei der in Cannes ausgezeichneten Filmen spielt Sandra Hüller (rechts) die Hauptrolle.

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Cannes. Die Goldene Palme geht an eine Französin, doch auch eine Deutsche steht nach der Preisverleihung der Filmfestspiele Cannes im Fokus: Sandra Hüller. Sie spielt gleich in zwei prämierten Filmen die Hauptrolle: In dem Drama „Anatomy of a Fall“ von Justine Triet, das die Goldene Palme gewann – und in dem Film „The Zone of Interest“ von Jonathan Glazer, der mit dem Großen Preis der Jury den zweitwichtigsten Preis des Festivals erhielt. Ihre Leistung in beiden Filmen sei außergewöhnlich, sagte Glazer in der Nacht zu Sonntag. „Sie sollten eine eigene Kategorie für Sandra Hüller erfinden.“

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Die 45-jährige Schauspielerin selbst sagte nach der Preisverleihung: „Es war ein sehr freudiger Moment, zwei freudige Momente im Publikum, als wir realisierten, dass wir gewonnen haben.“

„Anatomy of a Fall“: Hüller als undurchsichtige Angeklagte

Mit „Anatomy of a Fall“ der Französin Justine Triet ging der Hauptpreis an ein komplexes Drama. Der Film spielt zum Teil in einem Gerichtssaal. Im Fokus steht die Schriftstellerin Sandra, gespielt von Hüller. Sie wird angeklagt, ihren Mann im gemeinsamen Haus umgebracht zu haben. Doch eindeutig ist der Fall nicht und Zeugen gibt es keine. Vor Gericht werden sogar Sandras Romane als Beweismittel angeführt. In den Medien wird der Fall seziert. Das Paar hat einen blinden Jungen, der zur Zeit des Vorfalls mutmaßlich außer Haus war. Auch er muss vor Gericht erscheinen und seine eigene Version der Geschehnisse präsentieren.

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Hüller spielt eine undurchsichtige Frau, die die Zuschauer bis zum Schluss über ihre Beweggründe rätseln lässt. Regisseurin Triet lobte ihre Hauptdarstellerin nach der Preisverleihung. „Sie ist extrem offen für alles, was am Set passiert“, sagte sie. Man habe nicht viel proben müssen. „Sandra schafft es, so zugänglich zu sein, so offen.“

In „Anatomy of a Fall“ geht es nicht vordergründig darum, was passiert ist. Sondern um die Frage, wie Geschichten konstruiert werden. Die Jury hat unter dem Vorsitz von Regisseur Ruben Östlund ein vielschichtiges Werk mit einer virtuosen Hauptdarstellerin ausgezeichnet.

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„The Zone of Interest“ wiederum handelt vom Leben des KZ-Kommandanten Rudolf Höß (Christian Friedel) und seiner Familie. Hüller spielt Höß' Ehefrau Hedwig. Das Drama erzählt vom häuslichen Alltag der Familie Höß, die direkt am KZ Auschwitz ein luxuriöses Haus bewohnte. Von Auschwitz sehen die Zuschauer nur die Außenmauern oder einen rauchenden Schornstein. Schreie sind zu hören, während Hedwig ihren stattlichen Garten abschreitet oder dem Baby Blumen zeigt. Das Grauen wird durch den starken Kontrast zum Leben der Familie Höß deutlich. Im Laufe der Geschichte entfaltet Hüller so subtil wie mächtig die Monstrosität, die in ihrer Figur verborgen liegt.

Beste Schauspielerin, bester Schauspieler

Hüller war als Favoritin für den Preis als beste Schauspielerin gehandelt worden. Dieser ging allerdings an die türkische Schauspielerin Merve Dizdar. Sie verkörpert in „About Dry Grasses“ von Nuri Bilge Ceylan eine Lehrerin. Als bester Schauspieler wurde der Japaner Koji Yakusho für seine Rolle in „Perfect Days“ von Wim Wenders gewürdigt.

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Die Auszeichnung für die beste Regie ging an den in Vietnam geborenen Franzosen Tran Anh Hung für „La Passion de Dodin Bouffant“ (englischer Titel „The Pot-au-Feu“): eine Liebesgeschichte über eine besondere Köchin und ihren Arbeitgeber, die im 19. Jahrhundert spielt. Der Preis der Jury wurde an den finnischen Regisseur Aki Kaurismäki für „Fallen Leaves“ vergeben. Yuji Sakamoto wurde mit dem Preis für das beste Drehbuch für den Film „Monster“ von Hirokazu Koreeda geehrt.

Die 44-jährige Triet ist erst die dritte Frau, die die Goldene Palme in Cannes gewonnen hat. Die Filmfestspiele fanden dieses Jahr zum 76. Mal statt. Als sie angefangen habe zu arbeiten, habe es keine weiblichen Vorbilder gegeben, sagte Triet nach der Preisverleihung. „Ich glaube, wir stehen in dieser Hinsicht am Anfang eines tiefgreifenden Wandels.“

RND/dpa

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