Der Horror hinter der Idylle: „Don‘t Worry Darling“ mit einer fabelhaften Florence Pugh
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Irgendwas läuft hier schief: Harry Styles (l.) als Jack und Florence Pugh als Alice in einer Szene des Films „Don't Worry Darling“.
© Quelle: -/Warner Bros./dpa
Hübsch nebeneinander stehen die Einfamilienhäuser in der ewigen Sommersonne. Grüner Rasen. Palmen. Pool. Irgendwo dahinter beginnt die Wüste. Victory nennt sich das Städtchen, das sich als Modellvorhaben versteht.
Jeden Morgen treten die Männer aus dem Haus, steigen in ihre schmucken Wagen und brausen zur Arbeit davon. Zurück bleiben die Frauen, die den Tag mit Putzen, Shoppen, Balletttraining und Kochen verbringen. Am Abend erwarten sie die Männer mit strahlendem Lächeln, eisgekühltem Drink und perfektem Dinner. Alice (Florence Pugh) ist eine von ihnen. Sie liebt ihren Jack (Harry Styles) heiß und innig und scheint zufrieden mit ihrem Hausfrauendasein.
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Eine perfekte Fünfzigerjahreidylle zeichnet Olivia Wilde zu Beginn ihrer zweiten Regiearbeit „Don‘t Worry Darling“. Mit großem Aufwand erschafft sie eine Welt, wie man es aus den harmoniesüchtigen Doris-Day-Filmen oder den Melodramen von Douglas Sirk kennt. Aber bald schon werden Zweifel gesät – für das Publikum, dem das historische Setting allzu aseptisch vorkommt, und für die Protagonistin Alice, die von Albträumen heimgesucht wird.
„Warum sind wir hier?“, fragt auch Margaret (KiKi Layne), die sich wenig später die Kehle durchschneidet. Alice hat es mit eigenen Augen gesehen. Aber niemand will ihr glauben. Und da sind auch die anderen Dinge, die angeblich nur sie sieht. Alice beginnt, Fragen zu stellen, die ihr niemand beantworten will. Was genau tun die Ehemänner in dem unterirdischen Werk? Warum haben so viele Paare ihre Flitterwochen im selben Ferienort verbracht? Und vor allem: Was führt Frank (Chris Pine) im Schilde, der als Mischung aus Bürgermeister, Firmenchef und Sektenguru die Stadt regiert?
Schon in Werken wie „Die Frauen von Stepford“ (1975), „Truman Show“ (1998) oder „Pleasantville“ (1998) wurden gefälschte Realitäten präsentiert, deren harmonisches Setting in ein Horrorszenario kippte. Die Schauspielerin Olivia Wilde, die sich nach ihrem Regiedebüt „Booksmart“ (2019) nun mit dieser aufwendigen Produktion aus der Indie-Ecke herausbewegt, treibt mit kraftvollen Akkorden Risse in die heile Fassade.
Deren Brüchigkeit kommt für das versierte Publikum vielleicht nicht ganz so überraschend, aber Wilde katapultiert die Geschichte mit einem entschieden feministischen Drive aus den Fifties direkt in die Me-Too-Ära. Allerdings wirkt das Verhältnis zwischen der Erkundung der brillant inszenierten Retrowelt und der übereilt wirkenden Schlussauflösung etwas unausgegoren.
Dass der Film trotzdem spannend bleibt, liegt vor allem an der fabelhaften Hauptdarstellerin Florence Pugh („Lady Macbeth“), die in der Wandlung von der glückseligen Hausfrau zur tatkräftigen Rebellin die ganze Bandbreite ihrer emotionalen Intelligenz ausschöpfen kann.
„Don‘t Worry Darling“, Regie: Olivia Wilde, mit Florence Pugh, Harry Styles, Olivia Wilde, 122 Minuten, FSK 12