Duo aus Kiel bringt Song-Sammlung heraus
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Vor drei Jahren übernahmen Andy Schwarz und Tina Sanudakura den Support von Dark-Wave-Ikone Anne Clark auf der Krusenkoppel beim „Gewaltig-leise“-Konzert zur Kieler Woche.
© Quelle: Frank Peter
Kiei. "Too Late" hat es nicht unter die 20 Songs der Compilation "Love, Noise & Paranoia" geschafft, die am Freitag, 12. Juli, als Karriere-Querschnitt zu No Mores 40-jährigem Bandjubiläum erscheint. Wohl aber ihr bekanntester Song: "Suicide Commando". Liebe also ganz vorn im Titel. Geht’s auch bei No More im Kern ums beliebteste Songthema? Sanudakura und Schwarz denken kurz nach. „Jaaa“, kommt es dann von ihm etwas zögerlich. „Geht’s nicht immer um Liebe?“ Er lacht. „Die Liebe an sich, die Liebe zur Musik, die Liebe zueinander.“ Und der Lärm? Unmelodisch klingen die Songs ja nicht. „Na ja, am Anfang ist es ja auch ... Lärm gewesen“, sagt Schwarz. „Na, zwischendurch auch noch“, wirft Sanudakura ein, was ihr Partner bestätigt: „Es geht zumindest um Lautstärke.“ Die wofür wichtig ist? Fürs Gefühl, findet Schwarz, und Sanudakura bringt „Energie“ ins Spiel. Wofür steht Paranoia, für eine gesamtgesellschaftliche Stimmung? „Ja, aber ist auch eine ironische Brechung“, erklärt Schwarz. „Der Anfang war ja in so einer leicht paranoiden Zeit – No Future, Kalter Krieg.“
Klingeln beim "New Musical Express"
"Suicide Commando" traf diese Stimmung. Sogar das renommierte, mittlerweile eingestellte britische Magazin „New Musical Express“ (NME) beschäftigte sich mit dem Song, nannte ihn „suitable German electro fashion“. Das sei ja nun „gar nicht so positiv“, findet Schwarz, „aber allein die Erwähnung, allein die Besprechung. Es ist ganz lustig, eigentlich sagt es ja: Das ist nicht so up to date, was ihr hier macht, aber letztlich haben wir damit in gewissen Bereichen was losgetreten.“ Sie seien damals nach London gefahren und hätten beim NME geklingelt, erinnert sich Schwarz. „Die haben gefragt, wer da ist, und wir haben einfach nicht geantwortet. Dann haben die uns reingelassen.“ Ob sie mal Chris Bohn sprechen könnten, weil der damals beim NME deutsche Musik rezensierte. „Wir haben ihm das in die Hand gedrückt und gesagt: Das wär’ ja vielleicht interessant für ihn. Das fand er wohl frech genug, um sich das anzuhören.“
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"Suicide Commando", der Underground-Hit
Der Song entwickelte sich mit zwei Jahren Verspätung zu einem veritablen Underground-Hit, wurde schon früh etliche Male gecovert, erlebte Anfang der 90er einen neuen Popularitäts-Schub durch den Remix von DJ Hell. Wie erklären sie sich den Erfolg? „Das Wort Suicide kommt darin vor, das ist schon mal was für Leute aus dieser Szene“, sagt Schwarz und beide lachen. Aber vor allem sei der Track wohl so minimalistisch, dass man viel reininterpretieren könne. Sei aber gar nicht mal ihr bester Song, sagt Schwarz, und das hörten sie mittlerweile auch oft nach Konzerten von Gästen. „'Turn Around' halte ich für einen besseren Song.“ Ist "Suicide Commando" angesichts seines One-Hit-Wonder-Effekts rückblickend eher Fluch oder Segen? Segen, ist sich das Duo einig. „Haben wir damals anders gesehen, so 1984 bis 1986, da haben wir’s auch nicht gespielt“, sagt Sanudakura, „aber ohne den Song wären wir wahrscheinlich nicht mehr da.“
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No Mores Tod und Wiedergeburt
1986, nach dem Album "Hysteria", kam das vorläufige Ende von No More. Sanudakura und Schwarz riefen das Projekt Nijinsky Style ins Leben, mischten Chanson, Walzer, Tango. 20 Jahre später gab’s wieder erste neue No-More-Songs auf der Compilation "Remake/Remodel", das Duo ging auf „Back from the Dead“-Tour und spielte 2009 kurz vor Weihnachten im Roten Salon der Pumpe seinen ersten Kieler Gig nach 22 Jahren Pause. Drei Studioalben sind seitdem erschienen, etliche Konzerte haben sie gespielt, ob im Vorprogramm von Dark-Wave-Ikone Anne Clark, auf dem Festival M’era Luna, beim „Kein-Kiel“-Konzert in der Schaubude oder auf europaweiten Touren, gerne durch Frankreich mit seinem aufgeschlossenen Publikum.
Inspirationsquelle David Bowie
Der Sound hat sich gewandelt mit der Zeit, nach Dark Wave fühlen No More sich heute im Pop angekommen. Daher auch die Version von David Bowies "Heroes" als letzter Song und einziges Cover der aktuellen Compilation? „Man kann so was wie "Heroes" eigentlich nicht covern, eigentlich darf man das nicht“, sagt Andy Schwarz. Aber Bowie sei stets eine zentrale Inspirationsquelle gewesen. „Immer, wenn wir ein neues Album schreiben, hören wir "Low" und "Heroes", selbst wenn es nachher etwas völlig anderes ist.“
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