In einer wichtigen Kategorie aber geht sie leer aus

Grammydemmi um Beyoncé – Vier Preise für den Superstar bei den „Musik-Oscars“

Ein großer Sieg, der noch größer hätte ausfallen können: Beyoncé nimmt bei der 65. Grammy-Verleihung in Los Angeles den Preis für das „beste Dance-/Electronic-Music-Album“ entgegen. Vier Awards bekam sie insgesamt, der Hauptpreis „Album des Jahres“ blieb ihr abermals versagt. 32 Grammys hat sie insgesamt – mehr als jeder andere Grammy-Gewinner.

Ein großer Sieg, der noch größer hätte ausfallen können: Beyoncé nimmt bei der 65. Grammy-Verleihung in Los Angeles den Preis für das „beste Dance-/Electronic-Music-Album“ entgegen. Vier Awards bekam sie insgesamt, der Hauptpreis „Album des Jahres“ blieb ihr abermals versagt. 32 Grammys hat sie insgesamt – mehr als jeder andere Grammy-Gewinner.

Beyoncé ist jetzt also „die meiste“ bei den Grammys. Mit vier in der Nacht zu Montag in Los Angeles hinzugewonnenen Awards nennt sie ab heute Nacht 32 der Goldenen Grammofone ihr Eigen. Damit ist der mit 31 Statuetten gekürte klassische Dirigent Sir Georg Solti entthront. Der König ist tot (eigentlich schon lange, der britisch-ungarische Opernspezialist starb 1997) – es lebe die Königin, die in der Crypto.com-Arena die Preise für den „besten R-’n’-B-Song“, die „beste Dance-Aufnahme“, die „beste Darbietung im traditionellen R ’n’ B“ und das „beste Dance-/Electronica-Album“ erhielt.

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Klingt nach dem größten Triumph für die 41-jährige Texanerin, die ihre Karriere einst bei der Girlgroup Destiny‘s Child begann, ist aber in etwa so, als würde einem römischen Kaiser nach einem großen Zug nach Germanien der Lorbeer für die tolle Versorgung der Legionen mit gutem Essen und Winterkleidung übers Haupt gehalten. Es sind überaus ehrenwerte Kategorien, gewiss, in denen die Sängerin und Songwriterin ihre vier Preise einfuhr. Aber bei den drei Hauptpreisen ging Beyoncé neuerlich leer aus. In der „Song des Jahres“-Kategorie musste ihr „Break My Soul“ sich „Just Like That“ der Blues- und Countrybardin Bonnie Raitt geschlagen geben. Im Fach „Record of the Year“, also der „Single des Jahres“, wurde derselbe Song von Lizzos „About Damn Time“ geschlagen.

Ein weiteres Mal bleibt Beyoncé der Preis fürs „Album des Jahres“ versagt

Apropos „about damn time“ – es wurde nach Ansicht vieler Musikkritiker insbesondere höchste Zeit, dass ihr in der vornehmsten Disziplin, dem „Album of the Year“, der Preis zuteil würde. Mit dem meisterlichen „I Am … Sasha Fierce“ hatte Beyoncé 2010 das Nachsehen hinter Taylor Swift gehabt. 2015 verlor ihr Album „Beyoncé“ gegen Becks „Morning Phase“. Und mit dem epochalen „Lemonade“, quasi ihrem persönlichen „Sergeant Pepper“, scheiterte sie 2017 dann so unerwartet an Adeles „25″, dass sie von der Londoner Kollegin in deren Dankesrede spontan zur „Künstlerin meines Lebens“ ausgerufen wurde. „Was zum Teufel muss sie denn noch tun, um das ‚Album des Jahres‘ zu gewinnen?“, hatte das Fachblatt „Billboard“ Adele später zitiert.

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Und auch diesmal ist der Grammy der Grammys nun also an Beyoncé vorbeigegangen. Obwohl das balladenfreie „Renaissance“ erneut ein Meisterwerk geworden ist, bekam diesmal der englische Popstar Harry Styles für sein eigenes Album „Harry‘s House“ – zugegebenermaßen auch ein Popglanzstück – den Preis. Das könnte Rassismusvorwürfen neuen Auftrieb geben, die schon 2017 gegen die Grammy-Jury laut wurden. Damals wurde moniert, dass zum letzten Mal 2008 ein Album-Grammy an einen Schwarzen vergeben worden sei – an den Jazzer Herbie Hancock für seine Hommage an die weiße Songwriterin Joni Mitchell.

Als Harry Styles geehrt wurde, rief jemand „Beyoncé!“

Umgehend gab es von der Fanbasis „BeyHive“ Reaktionen auf Beyoncés neuerliche Niederlage in der Königskategorie bei Twitter. Unverständnis wurde geäußert, Sarkasmus und Zynismus waren zu lesen, von „Raub“ war die Rede. Während Styles den Preis entgegennahm, riefen Leute im Saal vernehmbar „Beyoncé!“. Nicht die feine englische Art, das war an der Miene des früheren One-Direction-Mitglieds abzulesen – aber ein Zeichen, wie sehr das Thema „Bey“ inzwischen zum Grammy-Politikum geworden ist.

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Mit dem Preis an Styles wurde auch eine weitere mögliche Grammy-Geschichtsschreibung verpasst. Der Puerto Ricaner Bad Bunny, der die Show eröffnete und in Süd- und Nordamerika längst ein Millionenseller ist, hätte den Hauptpreis für „Un Verano Sin Ti“ erhalten können. Damit wäre hier zum ersten Mal ein durchweg spanischsprachiges Album gekürt worden. Bad Bunny erhielt die Trophäe stattdessen in der Latin-Kategorie „Música-urbana-Album“.

Ein Preis für Kim Petras und Sam Smith – Die Grammys setzten ein Zeichen für Diversität

Dafür setzten die diesjährigen Grammys ein Zeichen für Diversität. Mit der in Köln geborenen, in den USA lebenden Songwriterin Kim Petras erhielt zum ersten Mal eine trans Frau den Grammy. Mit der nicht binären Person Sam Smith zog sie mit dem Song „Unholy“ über einen Familienvater im Stripclub in der Kategorie „Bestes Popduo/beste Popgruppe“ an Konkurrenten wie Coldplay und BTS vorbei.

Grammy-Gewinner: Kim Petras (l.) und Sam Smith, Gewinner des Preises für die „beste Popduo-/Gruppenperformance“ für „Unholy“, posieren im Presseraum bei der Verleihung der 65. Grammy Awards.

Grammy-Gewinner: Kim Petras (l.) und Sam Smith, Gewinner des Preises für die „beste Popduo-/Gruppenperformance“ für „Unholy“, posieren im Presseraum bei der Verleihung der 65. Grammy Awards.

Der Dresdner DJ Purple Disco Machine, bürgerlich Tino Piontek, gewann im Sektor „beste Remix-Aufnahme“ für seine Bearbeitung des Lizzo-Single-Siegers „About Damn Time“, die SWR-Bigband im Fach „bestes Arrangement (instrumental oder a cappella)“ für den Song „Scrapple from the Apple“ aus ihrer Charlie-Parker-Albumhommage „Bird Lives“. Andere Deutsche hatten das Nachsehen – weder die Berliner Philharmoniker noch die Rundfunk-Bigband des WDR konnten Preise erringen. Gleiches gilt für den Berliner Christoph Franke, der bei den „klassischen Produzenten“ antrat und sich der Amerikanerin Judith Sherman geschlagen geben musste, die als „Klassikproduzentin des Jahres“ ihren 13. Grammy mit nach Hause nahm.

Lamar, Carlile, Nelson, Raitt und Osbourne – Einige Mehrfachsieger der 65. Grammy-Nacht

Zu den großen Gewinnern der Grammy-Nacht zählen die Songwriterin Brandi Carlile, die 2022 mit „In These Silent Days“ ihr siebtes und wohl anrührendstes Album ablieferte und drei Awards erhielt – in den Fächern „bestes Americana-Album“, „bester Rocksong“ und „beste Rockdarbietung“. Rapper Kendrick Lamar wurde für das „beste Rapalbum“, das „beste Raplied“ und die „beste Rapdarbietung“ gekürt. Bonnie Raitt bekam neben dem Preis für das „beste Lied“ noch Grammys für das „beste Americana-Roots-Lied“ und für die „beste Americana-Darbietung“.

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Ihrem Genrekollegen Willie Nelson wurden zwei der Statuetten – „bestes Countryalbum“ und „beste Country-Solodarbietung“ – verliehen. Der legendäre Country-Outlaw, der im April 90 Jahre alt wird, hat dabei für Anfang März bereits sein nächstes Album angekündigt. Und Black-Sabbath-Sänger Ozzy Osbourne, der aus Gesundheitsgründen vor fünf Tagen Tourpläne mit Judas Priest gecancelt hatte, wurde mit zwei Goldenen Grammofonen getröstet – für das „beste Metalalbum“ und die „beste Metaldarbietung“. Und die Schauspielerin Viola Davis („How to Get Away with Murder“) ist mit ihrem Grammy für die Lesung ihrer Memoiren „Finding Me“ jetzt die vierte schwarze EGOT – also eine Künstlerin oder ein Künstler, der mit Emmy, Grammy, Oscar und Tony alle vier großen US-Entertainmentpreise besitzt.

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Ein neu geschaffener Grammy für die iranische Freiheitshymne

Preise gab es in 91 Kategorien, die alle aufzuführen den Rahmen dieses Textes sprengen würde. Bemerkenswert ist allerdings eine neue Sonderkategorie, die dem „besten Lied für sozialen Wandel“ gewidmet ist. Hier gewann der Iraner Shervin Hajipour mit dem Song „Baraye“, der zur Hymne der Volksproteste nach dem Tod der Studentin Mahsa Amini wurde. „Für meine Schwester, für deine Schwester und unsere Schwestern“, heißt es in der Ballade, „für den Wechsel alter Werte, für die Scham, für die Armut, für die Sehnsucht nach einem normalen Leben.“

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Die amerikanische First Lady Jill Biden stellte den Preisträger und Preis am Sonntag vor - nannte die Ballade einen „kraftvollen und poetischen Ruf nach Freiheit und Frauenrechten“, während das Bild Hajipours auf zwei Leinwänden zu sehen war.

Ein Preis als Statement. Bleibt zu hoffen, dass beim derzeitigen Tiefststand der iranisch-amerikanischen Beziehungen kein Schaden für den 25-Jährigen entsteht, der wegen seines Liedes bereits eine Woche in Haft verbracht hatte. Das Mullah-Regime dürfte durch US-Kunstpreise kaum zu beeindrucken sein, eine persönliche Überreichung des Awards scheint bis auf weiteres unmöglich. Das Statement Hajipours fiel knapp aus – aber durchaus vielsagend: „Wir haben gewonnen“, postet er auf Instagram.

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