Alma Hoppe auf Abschiedstour: Das Kabarett verliert zwei wahre Meister
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Alma Hoppe nimmt Abschied: Nils Loenicker (links) und Jan-Peter Petersen im Metro-Kino..
© Quelle: Marco Ehrhardt
Kiel. Auch in ihrem Abschiedsprogramm „Finale Arrabbiata – Das Letzte kommt zum Schluss“ zeigen sich Jan-Peter Petersen und Nils Loenicker wie man sie jeher als Kabarett-Duo Alma Hoppe kennt: entlarvend, geistreich und mit einer Bühnenchemie, die nach 65 Programmen in über 5500 Vorstellungen der Perfektion nahekommt.
Sofort stürzt sich das Hamburger Tandem auf die aktuelle, politische Großwetterlage. „Ich habe während der Corona-Lockdowns zugenommen. Werde ich von der Bundesregierung nun entlastet?“, fragt Loenicker. Petersen kommentiert bissig die Debatte um die Waffenlieferungen an die Ukraine: „Wenn der Olaf sie nicht mehr alle hätte, dann könnte er sie ja auch nicht ausgeben.“ Das absurde Fazit schießt Petersen gleich hinterher, schließlich werde „der Frieden mit Waffengewalt durchgesetzt.“
Alma Hoppe sind zur Stelle, wenn nur noch der Humor Abhilfe schaffen kann
Leider funktioniert die Welt auf diese Weise, Alma Hoppe sezieren sie und sind zur Stelle, wenn nur noch der Humor Abhilfe schaffen kann. Ein Fußballspiel der Politiker garnieren sie als Sportkommentatoren mit findigen Wortspielen („Der Ball ist im Spiel und Jürgen Trittin“) und die Zustände in der Altenpflege werden im Sketch überhöht: „Den Beutel ihres künstlichen Darmausganges leere ich nächste Woche.“
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Das Publikum im gut besuchten Metro-Kino johlt längst, wenngleich die zwei alten Hasen des Kabaretts routiniert agieren. Wiederkehrende Interaktion mit Besucherin Erika aus der ersten Reihe ist zwar kein neues, aber immer noch gut funktionierendes Bühnenhandwerk. Ebenso verfehlt das absichtliche, heillose Durcheinander in Satz und Wort nicht seine Wirkung.
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Das Kabarett-Duo Alma Hoppe forderte die Lachmuskeln heraus
© Quelle: Marco Ehrhardt
Thematisch zielen Alma Hoppe weiter auf Dinge, die uns alle umtreiben – ob wir nun wollen oder nicht. Etwa wenn Loenicker sich als überempfindlicher Restaurantkritiker durch den nicht mehr zu durchblickenden Lebensmittel-Dschungel schlägt und Ober Petersen mit Fragen nach Herkunft und Inhaltsstoffen an den Rand des Wahnsinns treibt. „Wir haben diverse Öle.“ – „Die Öle sind divers?“ Nach diesem Schenkelklopfer-Dauerfeuer kommt die Pause zur rechten Zeit.
Alma Hoppe: Überaus pragmatische Richtersprüche
Danach steht die Zerrung der Lachmuskulatur jedoch als Diagnose fest. Zwei Soldaten sind sich uneins in der Interpretation des Verteidigungsauftrages, eine Trauerrede für einen noch Lebendigen sowie ein überaus pragmatischer Richter (Loenicker) holen die Gäste abermals ab. Letzterer verknackt Petersen anhand eines „Standardbeweisfotos“ für zu schnelles Fahren auf einem E-Roller, lässt ihn auf einem Telefonbuch den Eid ablegen und schickt ihn zur Strafe sechs Wochen auf Mallorca. „Ja, klar, sechs Wochen Gefängnis kosten den Steuerzahler 6000 Euro, eine Woche Malle gibt es schon ab 400“, so Richter Loenicker.
Alma Hoppe werden mit ihrer spritzig-gescheiten Art dem Kabarett fehlen. Am 18. Februar spielen sie ihr Programm aber auch noch einmal im Lutterbeker.