Adonis trifft Zyniker: die Liebeskomödie „Bros“
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Bettgeflüster: Billy Eichner (l) als Bobby und Luke Macfarlane als Aaron in einer Szene des Films „Bros“.
© Quelle: Nicole Rivelli/Universal Studios
Bei den Oscarverleihungen präsentiert sich Hollywood gerne liberal und ungeheuer divers. Aber in den Chefetagen der Studios dauert es eine halbe Ewigkeit, bis sich Veränderungen bei der Projektentwicklung durchsetzen. Im Genre der romantischen Komödie werden immer wieder nur die bekannten heteronormativen Rezepte hochgekocht.
Zwar gesellt sich hin und wieder der schwule beste Freund der weiblichen Hauptfigur als illustrer Gast zum Inventar. Aber eine schwul-lesbische Liebeskomödie im Mainstreamformat – da haben sich die risikoscheuen Hollywoodstudios nicht herangewagt.
Das ändert sich nun mit Nicholas Stollers „Bros“, der von „Universal“ als erste schwule Studio-Rom-Com mit einem kompletten LGBTQ-Cast beworben wird. Das Drehbuch stammt von Stoller und Billy Eichner, der auch die Hauptrolle übernommen hat und in den USA eine schwule Medienpersönlichkeit ist. Eichner spielt den 40-jährigen Bobby, der in seinen erfolgreichen Podcasts über eigene Lebenserfahrungen und schwule Geschichtsschreibung berichtet. Bobby besticht durch einen gesunden Sarkasmus und hat sich sein Leben lang für schwule Emanzipation eingesetzt.
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Als Großstadtzyniker glaubt er nicht an die große Liebe und wickelt seine sexuelle Grundversorgung über eine Dating-App ab. Schon in diesen kurzen Szenen, in denen die absurde Effizienz solcher Nur-Sex-Dates vorgeführt wird, zeigen Stoller und Eichner, dass sie keine Rücksicht auf vermeintliche Heteroempfindlichkeiten nehmen.
„Bros“ wirft sich mit Lust, Laune und Ironievermögen in die schwule Subkultur New Yorks. Mit derselben Selbstverständlichkeit ist „Bros“ eine romantische Komödie nach allen Regeln der Genrekunst, die es mit den großen Vorbildern der 90er wie „Harry und Sally“ oder „Notting Hill“ aufnehmen kann.
Als Bobby im Club den Blick über die Menge der mit freiem Oberkörper tanzenden Männer schweifen lässt, saugen sich seine Augen an dem schönen Aaron (Luke Macfarlane) fest. Als „heiß, aber langweilig“ wird ihm der Adonis beschrieben, der wenig später neben ihm steht. Bobby kann sein Glück kaum fassen und genauso wenig die eigene intellektuelle Überheblichkeit ablegen. Auch wenn Bobby sich noch am selben Abend auf Aarons Einladung als Randfigur in einem flotten Vierer wiederfindet, ist es ein langer, hindernisreicher und enorm unterhaltsamer Weg, bis die beiden Liebenden zueinander finden.
Dabei überzeugen Stoller und Eichner neben ihrem profunden Insiderwissen durch intelligente, temporeiche Dialoge, die an frühe Woody-Allen-Filme erinnern und genau an den richtigen Punkten zum emotionalen Kern vordringen. So etwa wenn Bobby seinem Geliebten an einem romantischen Abend erklärt, wie hart er sich im Leben das zur Schau getragene schwule Selbstbewusstsein erarbeiten musste. Klar bleibt immer auch, dass schwule Liebe sich in einem diskriminierenden, gesellschaftlichen Umfeld bewegt.
„Bros“, Regie: Nicholas Stoller, mit Billy Eichner, Luke Macfarlane, Guy Branum, 115 Minuten, FSK 12