Sie röhrt und kratzt so gut und so präsent, als seien die genau heute vollendeten 68 Jahre rein gar nichts: Gianna Nannini, die italienische Rocksängerin und Ikone der Frauenbewegung, zeigte sich bei ihrem Konzert in der Wunderino Arena stimmlich voll auf der Höhe und riss ihre Fans nicht nur bei ihren Hits von den Stühlen.
Kiel. Schon der zügige Gang zum Mikro vermittelt den Eindruck, dass hier pure Energie die Bühne erfüllt: Gianna Nannini reckt kurz die Faust, dann steigen sie und ihre fünfköpfige Band mit „L’Aria Sta Finendo“ vom aktuellen Album „La Differenza“ ein. Dezente Sitarklänge begleiten sie beim Intro, dann rollt der wuchtige Rocksong und der Mikroständer landet auf den Bühnenbrettern. Die Sitzordnung löst sich teilweise auf, denn es zieht viele ihrer Fans nach vorn an den Bühnenrand, um ihrer Heldin ganz nah zu sein – und natürlich direkt ins hingehaltene Mikrofon zu singen.
Balladesk wird es erstmals mit dem Titelsong des jüngsten Albums „La Differenza“; hier kommt das einzig Positive an der Tatsache zum Tragen, dass der Saal mit geschätzten 800 Fans übersichtlich gefüllt ist: In der Stille wird einem bewusst, wie kraft- und gefühlvoll die Frau zu singen vermag. Dieser Eindruck setzt sich im wunderschönen „Fenomenale“ und später in „Notti Senza Cuore“ fort; da ist es nicht verwunderlich, dass es bereits nach dem sechsten Song „Profumo“ einen langen Extra-Applaus gibt, den die Musikerin, die in Kiel am Tag vor ihrem 68. Geburtstag spielt, sehr genießt.