Godard dreht einen Porno: der Slasher-Film „X“
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Will im Pornogeschäft groß rauskommen – und landet in einer blutigen Gruselstory: Maxine (Mia Goth).
© Quelle: Christopher Moss
„The Texas Chainsaw Massacre“ gilt als einer der einflussreichsten Horrorfilme aller Zeiten. Der Streifen von Tobe Hooper aus dem Jahr 1974 war für das Subgenre des Slashers prägend, bei dem vorwiegend junge Menschen reihenweise gemeuchelt werden.
Auch wegen seiner leicht körnigen Bildästhetik kann man „X“ als Hommage an Hoopers Werk und ähnlich gelagerte Filme aus den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts verstehen. Der Titel bezieht sich auf das X‑Rating für Filme, die wegen expliziter sexueller oder gewalttätiger Inhalte als für Jugendliche nicht geeignet eingestuft werden. „X“ bietet von beidem etwas.
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Was auf das Publikum zukommt, lassen bereits die ersten Szenen erahnen, in denen Polizisten am Schauplatz eines Massakers zu sehen sind. 24 Stunden zuvor ist die Welt rund um das Farmhaus noch halbwegs in Ordnung. Das abgelegene Anwesen wird im Jahre 1979 von einer sechsköpfigen Crew angesteuert, die dort mit „The Farmer’s Daughter“ eine Art künstlerisch ambitionierten Porno drehen will. Der Name Jean-Luc Godard fällt. Vor allem soll das Machwerk ordentlich Geld auf dem gerade entstehenden Videomarkt einbringen.
Bewusst hat Produzent Wayne (Martin Henderson) den uralten Hofbesitzer Howard (Stephen Ure) beim Buchen des Boardinghouses auf dem Farmgelände über die Umstände des Aufenthalts im Unklaren gelassen. Sich in Sicherheit wiegend, legen Regisseur RJ (Owen Campbell) und sein Ensemble um Stripperin Maxine (Mia Goth) los. Doch als die Truppe bei ihrem Treiben von der gebrechlich erscheinenden Frau des Farmbesitzers beobachtet wird, hat das Team bald keine Ruhe mehr.
Regisseur und Autor Ti West, der auch für Produktion und Schnitt mitverantwortlich ist, hat das ländliche Amerika der späten 70er stilecht nachempfunden. Zudem nimmt er sich mehr Zeit als genreüblich für die Einführung seiner Charaktere. Mitunter wirkt sein Werk auch wie eine Reflexion über unabhängiges Filmemachen.
Obendrein gibt’s noch ein feines Beispiel für Metahumor. So will RJ partout nicht, dass seine für den Ton zuständige Freundin Lorraine (Jenna Ortega) plötzlich vor der Kamera mitspielt, und führt als Grund an, dass das die Richtung der Story komplett ändern würde. Als Lorraine dann Hitchcocks „Psycho“ als funktionierendes Beispiel für so etwas nennt, entgegnet er, dass er ja einen Porno- und keinen Horrorfilm drehe. Dabei ist er selbst schon mitten in einem solchen …
Geht es ans Metzeln, greift allerdings wieder Schema F. In Sachen Maskenbildnerei ist „X“ indes ein Meisterwerk. Auch auf den zweiten Blick ist kaum zu erkennen, dass Hauptdarstellerin Mia Goth auch noch die Farmersfrau Pearl mimt, die sich durch ihre Beobachtungen angeregt fühlt. So ließe sich „X“ nicht nur als Retro-Slasher, sondern auch als blutige Version eines Films über sexuelles Begehren im Alter betrachten.
„X“, Regie: Ti West, mit Mia Goth, Jenna Ortega, Brittany Snow, Owen Campbell, 106 Minuten, FSK 16
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