Dreiecksbeziehungen: meistens ohne Happy End
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Eine Dreiecksbeziehung ist oftmals mit hohem Risiko verbunden, glaubt unser Paartherapeut.
© Quelle: imago images/Shotshop
Spreche ich von Dreiecken, geht es um Beziehungskonstellationen, die aus drei Personen bestehen. Das klassische Dreieck besteht aus einem Paar und einer weiteren Person, die mit einem der beiden Partner ein Verhältnis anfängt. Um es anschaulicher zu machen, nehmen wir für dieses Beispiel Tom, Maria und Lisa. Tom und Maria sind seit fünf Jahren ein Paar. Bei einer Kneipentour lernt Tom Lisa kennen. Beide waren sich auf Anhieb sympathisch und haben sich den ganzen Abend unterhalten.
Tom hat Lisa auch direkt von seiner Freundin Maria erzählt und dass die Beziehung eigentlich gar keine mehr sei. Die beiden würden kaum noch Gespräche miteinander führen, die Partnerschaft gleiche einer Freundschaft, und Sex gäbe es seit Langem nicht mehr. Lisa findet Tom total klasse und ist von seiner Offenheit geschmeichelt. Sie kennen sich erst seit ein paar Stunden, und schon erzählt er ihr solch intime Dinge.
Auf eine Beziehung kann man lange warten
Als sich der Abend dem Ende neigt, tauschen die beiden ihre Nummern aus. Am nächsten Tag kontaktiert Tom Lisa und fragt sie nach einem Treffen. Diese ist hin- und hergerissen, hat Tom doch eine Freundin. Aber auf der anderen Seite ist er todunglücklich und sie könnte ihm vielleicht zeigen, wie schön eine tolle Partnerschaft und echte Liebe sein können. Ihr Kopf sagt Nein, aber diese Verbindung zwischen ihr und Tom scheint eine besondere zu sein. So ein gutes und vertrautes Gefühl hatte sie schon lange nicht mehr. Lisa gibt ihrem Gefühl nach und trifft sich mit Tom. In den folgenden Wochen beginnen sie eine klassische Affäre.
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Christian Hemschemeier ist Paartherapeut in Hamburg und Experte in Sachen Dating, Partnerschaft und Liebe.
© Quelle: Privat/Patan
Maria bemerkt eine Veränderung bei Tom. Darauf angesprochen, blockt dieser ab und sagt, dass alles „okay“ sei. Lisa hingegen wird langsam ungeduldig. Hatte Tom ihr doch versprochen, sich zu trennen. Doch immer, wenn sie ihn darauf anspricht, hat er zig Argumente, warum er dies nicht tun kann. Einmal geht es Marias Vater schlecht, dann hat sie Geburtstag, dann steht ein geplanter Urlaub vor der Tür und einmal hat ihr Kanarienvogel Schnupfen. Letzterer Punkt liest sich natürlich sehr amüsant, aber im Verlauf eines solchen Dreieckes werden die Gründe immer absurder.
Die Geschichte ist in einem Satz zu Ende erzählt. Tom trennt sich nicht von Maria, Lisa aber von Tom, da es ihr irgendwann zu viel – beziehungsweise zu wenig – ist. Und Lisa steht nicht nur als die Böse da, sondern ist auch todtraurig.
Glücklich wird auf Dauer keiner
Welche Muster liegen hier verborgen? Tom ist unglücklich und vielleicht etwas gelangweilt in seiner Beziehung. Doch anstatt in die Kommunikation und eventuell Konfrontation mit Maria zu gehen, nimmt er den vermeintlich einfacheren Weg über eine Affäre. Lisa hingegen möchte Tom gern aus dieser unglücklichen Beziehung mit ihrer Liebe retten. Vermutlich kennt sie etwas Ähnliches aus ihrer Kindheit, in der einer der beiden Elternteile nicht verfügbar war. Was sie damals nicht geschafft hat, soll ihr jetzt endlich gelingen. Da Maria eine Veränderung bemerkt, Tom aber abblockt, bleibt ihr nur, es auszuhalten, immer wieder nachzubohren oder zu gehen.
Solche Beziehungskonstellationen stecken immer voller Leid und Schmerz für alle Beteiligten. Deshalb werde ich nicht müde, es immer und immer wieder zu sagen: Keine Dreiecke!
Der Autor und seine Kurse sind zu erreichen über www.liebeschip.de. Sein Buch „Der Liebescode“ ist 2019 im Handel erschienen.