Kuscheln mit mehr: So funktioniert Slow Sex
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Slow Sex kann die Intimität und Verbindung von Paaren stärken.
© Quelle: Pexels
Der durchschnittliche Sex dauert Studien zufolge rund fünf Minuten – sinnlich oder achtsam geht es dabei nur selten her. Slow Sex bietet Paaren eine Möglichkeit, sich wieder näher zu kommen. Für viele ist es allerdings schwierig, sich auf diese neue Erfahrung einzulassen. Sexforscherin und Intimitätscoach Yella Cremer beschäftigt sich intensiv mit dieser achtsamen Sexualtechnik und erklärt im RND-Podcast „Ach, komm!“, was es mit dem Slow Sex wirklich auf sich hat.
Worum geht es beim Slow Sex?
„Die Achtsamkeit beim Slow Sex ermöglicht es, dass Nähe und Zuneigung sich entfalten können“, erklärt Cremer. „Heißer Sex ist etwas für Erregung, für Lust, für Abenteuer und Intensität. Manchmal gehen die Menschen dabei aneinander verloren, weil der Fokus so auf dem Höhepunkt liegt. Aber die Intimität kommt dabei häufig zu kurz.“
Daher ist es beim Slow Sex besonders wichtig, miteinander in den Kontakt zu treten. „Wenn ich meinem Partner oder meiner Partnerin in die Augen schaue, nehme ich diesen Menschen wirklich wahr und habe Sex nicht nur für mich“, erklärt die Expertin. Slow Sex sei also vielmehr ein Sich-Öffnen und Dem-anderen-nah-Sein als eine reine Sexualpraktik.
Slow Sex muss nicht langweilig sein
Bei Slow Sex geht es, anders als beim „heißen Sex“, zudem nicht darum, die Erregung immer weiter zu steigern, sondern vielmehr darum, dass sich die Erregung ausbreitet. Dadurch ist es möglich, feine und subtilere Perzeptionen überhaupt wahrzunehmen. Für viele hört sich das vielleicht erst mal langweilig oder „zu wenig“ an. „Es ist aber tatsächlich viel intensiver als das, was man vorher gemacht hat“, sagt Cremer.
Dafür müssen Paare allerdings den Blick auf den Sex verändern, sagt auch Paar- und Sexualtherapeutin Ann-Marlene Henning. Man dürfe nicht mit der Einstellung an die Sache rangehen, in fünf Minuten einen Orgasmus zu haben. „Ich schaue vielmehr, was fühle ich denn hier und jetzt“, erklärt Cremer.
Ein weiterer wichtiger Faktor beim Slow Sex ist die Entspannung „Viele Menschen sind während des Sex sehr angespannt. Man kann allerdings viel besser wahrnehmen, wenn man sich entspannt“, meint Cremer. Beispielsweise würde die Hautoberfläche viel sensibler und auch der Leistungsdruck, den insbesondere Männer beim Sex verspüren, lasse nach.
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Wie funktioniert Slow Sex?
Es gibt nicht „die eine Art“ von Slow Sex. Einige Tipps können allerdings helfen, in die Thematik einzusteigen, so Cremer. Den wichtigste Hinweis nimmt die Sexexpertin allerdings gleich vorweg: „Slow Sex ist eine Haltung und keine Technik!“ Ihr zufolge gibt es beim Slow Sex, wie auch beim „normalen Sex“, verschiedene Phasen. „Es geht nicht darum, sich heiß zu machen“, betont sie. Slow Sex ist eher als eine Art „Aufwärmen“ zu verstehen. Beispielsweise können Paare sich gemeinsam nackt ins Bett legen, sich nahe kommen und bewusst wahrnehmen, etwa durch einen intensiven Blick in die Augen.
Ein weiterer wichtiger Punkt beim Slow Sex: Er sollte absichtslos sein. Das bedeutet, es geht nicht (zwangsläufig) darum, schnell zum Orgasmus zu kommen oder sich gegenseitig zu befriedigen, sondern auch an schönen, vermeintlich weniger sexuellen Punkten innezuhalten und diese bewusst zu genießen. Dadurch nimmt Slow Sex für viele auch den Druck, alles richtig machen zu müssen. „Die Erwartung ist nicht, dass es heiß her geht, sondern eine entspannte Vereinigung“, erklärt Cremer.
Nach der ersten Phase, in der es gilt, sich zu entspannen, folgt der „Moment der genitalen Vereinigung“, der Cremer zufolge mit oder ohne Erektion geschehen kann. „Wir nennen das ein entspanntes, weiches Eindringen.“ Danach wartet man auf Impulse des Partners oder der Partnerin, beispielsweise die Klitoris zu berühren. Um diese und auch die eigenen Empfindungen mitzukriegen, brauche es Entschleunigung, so die Expertin. Slow Sex erfordert daher eine meditative Haltung gegenüber Sexualität. Er trägt unter anderem dazu bei, dass sowohl die männlichen als auch die weiblichen Geschlechtsteile Faktoren wie Feuchtigkeit, Temperatur und Berührung viel intensiver wahrnehmen können.
Slow Sex erfordert zum einen eine offene Kommunikation mit dem Partner oder der Partnerin, zum anderen Übung. „Es sind neue Erfahrungen, ich erweitere mich und ich spüre was Neues – und vielleicht spreche ich auch mit meinem Partner oder meiner Partnerin darüber“, so Cremer. Bei wem es nicht auf Anhieb klappt, der darf nicht enttäuscht sein und sollte es weiter versuchen. „Die körperliche Erfahrung ist es, wodurch ich etwas Neues lerne“, meint auch Henning.
Um sicherzugehen, dass man Slow Sex absichtslos praktiziert, empfiehlt Cremer einen Test: Während des Sex sollte man sich die Frage stellen, ob man in diesem Moment aufhören könnte und trotzdem zufrieden wäre. Wenn nicht, steckt nämlich doch eine Absicht dahinter – bei den meisten Menschen ist es der Orgasmus. Wenn man diese Frage mit ja beantworten konnte, hat man den Dreh raus.
Für wen ist Slow Sex geeignet?
Wer nun unsicher ist, ob Slow Sex das Richtige für die eigene Partnerschaft ist, sollte es den Expertinnen zufolge einfach mal ausprobieren. Häufig bestehe nämlich auch trotz gutem Sex der Wunsch nach noch mehr Intimität und Sich-verbunden-Fühlens, so Cremer. Slow Sex fördert nämlich die Intimität – egal, ob man frisch zusammen ist oder eine jahrelange Ehe führt.
Doch gerade für Paare, die bereits lange zusammen sind und durch neue Lebensumstände wie Kinder, Arbeit und Co. Probleme haben, zueinander zu finden, könne Slow Sex helfen, wieder eine Verbindung aufzubauen. Slow Sex bietet zudem die Möglichkeit, auch in angespannten Situationen Entspannung in das Liebesleben zu bringen.
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