Einfach Hose runter und laufen lassen

Ein Hoch auf die Gleichberechtigung: Erobert das „Missoir“ jetzt das Damen-WC?

Auf dem „Missoir“ geht es schneller – zumindest in der Theorie. Wäre da nicht die Scham.

Auf dem „Missoir“ geht es schneller – zumindest in der Theorie. Wäre da nicht die Scham.

Wer das Damen-WC aufsucht, kennt es: Auf dem Konzert, im Club oder auf dem Stadtfest bildet sich vor den Toiletten mal wieder eine unendlich lange Schlange. Vor den Herren-WCs hingegen: gähnende Leere. Woran das liegt? Das hat sich Laila Olvedi auch gefragt und das „Missoir“ erfunden. Dieses Trockenurinal soll nun die öffentlichen Damentoiletten erobern.

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Erfindung erinnert an Freipinkeln

Viele Frauen gehen, zumindest gefühlt, öfter zur Toilette als Männer. Und bevor Mann jetzt die Augen verdreht: Frauen verbringen die Extrazeit nicht vor dem Spiegel – sie haben einfach kleinere Blasen. So fasst eine Frauenblase im Durchschnitt 400 Milliliter, die der Männer im Schnitt 500 Milliliter. Weil Frauen aber – im Gegensatz zu Männern – anatomisch praktisch dazu gezwungen sind, sich beim Wasserlassen hinzusetzen, ist der Besuch öffentlicher Toiletten für viele ein Horror. Um dort bloß nichts zu berühren, nimmt Frau schließlich komplizierte Stellungen über der Kloschüssel ein und belegt die Brille mit Toilettenpapier. Wie der Website von „Missoir“ zu entnehmen ist, verursacht mutmaßlich gerade das oftmals die langen Warteschlangen vor den Toiletten.

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Die Idee hinter dem Frauenurinal ist also klar, aber wie funktioniert das Ganze? Stehen müssen Frauen dabei nicht. Die Erfindung erinnert ein wenig an Freipinkeln. Frau zieht sich Hose und Slip runter, hockt sich hin und los gehts. An den Seiten sind Griffe angebracht, an denen sie sich festhalten kann, der Urin rinnt in ein Gittersieb, welches als Spritzschutz dient. Unter dem Gittersieb läuft der Urin in einen Sammelbehälter – es wird kein Wasser verbraucht, das Hockurinal ist somit auch noch sehr umweltfreundlich.

„Missoir“ kommt auf Festivals zum Einsatz

Witziger Randaspekt: Das „Missoir“ ist als Dreier konzipiert (drei Urinale nebeneinander), wer sich aber davor scheut, vor Fremden blankzuziehen, kann auch ein einzelnes Urinal nutzen. Das Missoir ist laut Website für alle Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen gedacht.

Aber nutzen Frauen das Hockurinal wirklich oder ist das Ganze nur in der Theorie eine gute Idee? Die 29-jährige Meike kann sich den Erfolg des „Missoirs“ auf größeren Veranstaltungen wie Musikfestivals erklären: „Ich kann mir vorstellen, dass das ‚Missoir‘ auf Festivals gut ankommt, da ist die Schamgrenze ja generell niedriger und wenn ich wirklich dringend muss, würde ich es vielleicht auch nutzen, aber im Alltag kann ich mir das nicht vorstellen, da wäre mein Schamgefühl zu groß für.“

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Festivals und Kinderspielplätze

Tatsächlich könnte das Thema Scham der Erfolgsgeschichte des „Missoirs“ ein jähes Ende bereiten. So schreibt eine Instagram-Nutzerin unter ein Foto des „Missoirs“: „Und jeder kann einen dann darauf sehen? Vor allem die Nachbarn, die neben mir dahin strullern? Nein danke.“ Eine andere Userin meint: „Ich will eigentlich nicht vor allen pinkeln. Warum nicht einfach mehr Kabinen bauen und dafür die Männertoilette verkleinern, wenn sie eh nicht in der Größe benötigt werden?“ Und auch ein männlicher Instagram-Nutzer meint: „Cool, aber hocken die Frauen dann so nebeneinander? Da ist ja weniger Privatsphäre als beim Pissoir.“ Worauf der User anspielt: Zwischen den meisten Pissoirs befinden sich Trennwände.

So nachhaltig und umweltfreundlich das „Missoir“ also ist, scheint das gemeinsame Pinkeln nicht gerade auf Begeisterung zu stoßen. „Die Idee an sich finde ich super, ich würde aber nur die Einzelkabinen nutzen, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das Ganze sehr hygienisch ist“, sagt die 55-jährige Andrea. „Auf Spielplätzen kann ich mir das ‚Missoir‘ aber gut für Kinder vorstellen.“ Gut gedacht also, aber möglicherweise noch nicht ganz so gut gemacht? Vielleicht liegt die Zukunft des Hockurinals auf Festivals und Kinderspielplätzen – also überall dort, wo Privatsphäre nicht ganz so groß geschrieben wird.

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