Anwohner fordern Küstenschutz
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Die Abbrüche an der Schilkseer Steilküste schwanken von Jahr zu Jahr. Im Durchschnitt sind es laut städtischen Messungen 50 bis 100 Zentimeter im Jahr.
© Quelle: Frank Peter
Kiel. Die Anwohner fordern schon seit Jahren, den fortschreitenden Abbruch zum Beispiel mit der Verlängerung der vorhandenen Parallel-Buhnen einzudämmen. Eine Expertenrunde im Rahmen der jüngsten Ortsbeiratssitzung sollte deshalb den Anwohnern „die Möglichkeit geben, ihre Sorgen vorzutragen“, so RSH-Mitarbeiter Ralf Rose, der die Veranstaltung moderierte und gleichzeitig für ein faires Miteinander im voll besetzten Regattahaus warb. Rede und Antwort standen: Volker Petersen Referatsleiter Küstenschutz und Häfen im Umweltministerium, die Leiterin des Grünflächenamtes Petra Holtappel, Carsten Haarje ebenfalls vom Grünflächenamt, der Leiter des Umweltschutzamtes Andreas von der Heydt, der Küstengeologe Dr. Klaus Schwarzer von der Kieler Uni und Dr. Jana Koerth, zuständig für das Projekt Klimaanpassung in urbanen Räumen (KUR).
Küstenrückgang an der Straße Fallreep am größten
Zum Sachstand erklärte Carsten Haarje: „Der Küstenrückgang wird seit 1887 dokumentiert.“ Seit 1991 führe die Stadt an der Steilküste zwischen Fallreep und dem Jugend- und Freizeitheim Kahlenberg auf einer Länge von 625 Metern jährliche Messungen durch. Die Abbrüche liegen im Durchschnitt bei 50 bis 100 Zentimetern pro Jahr. Auf Höhe der Straße Fallreep verzeichne man mit 44 Metern seit 1964 den stärksten Rückgang. Grund für die sogenannte Lee-Erosion sind die befestigten Parallel-Buhnen, Wind und Wellen treffen die Küste an anderer Stelle deshalb stärker. Die ersten Buhnen wurden zu den Olympischen Spielen von der Stadt Kiel zum Schutz des Schilkseer Strandes gebaut und in den 1980er-Jahren erweitert. Aufgrund einer Novelle im Landeswassergesetz (LWG) wurden sie Ende der 1980er-Jahre dem Land übertragen.
"Kein zwingender Handlungsbedarf"
Da lag der Rückschluss einiger Zuhörer nahe: „Wer das Bauwerk hingestellt hat, ist auch dafür verantwortlich.“ Die Stadt Kiel sei eindeutig nicht zuständig für den Küstenschutz, sondern das Land, sagte Andreas von der Heydt. „Das Land wird an den Parallelwerken nichts machen. Es besteht kein zwingender Handlungsbedarf“, entgegnete Volker Petersen. Zur Begründung sagte er, „die Abbrüche nähren unsere Strände, die ein wichtiges Kapital für den Tourismus sind“. Der Sand sei ja nicht weg, sondern nur verlagert: „Sie finden ihn in Falckenstein“, argumentierte Schwarzer und erläuterte: „Wenn Sie in ein System eingreifen, unterbinden Sie den Sandtransport“, der dann woanders fehle. Bei Eingriffen in die Natur müsse man immer bedenken, dass diese zu Nachteilen an anderen Orten führen können. „Sie verschieben das Problem zu den Nachbarn. Wenn Sie nur auf 300 Meter Küste schauen, lösen Sie das Gesamtproblem nicht.“
Vorstoß des Ortsbeirats 2010 abgelehnt
„Was wären denn die konkreten Schritte, damit die Bürger in Sachen Schutz aktiv werden können?“, fragte Moderator Rose in die Expertenrunde. Es müsse eine Idee oder Konzeption vorhanden sein, so Petersen. „Das Land wird so eine Konzeption nicht erstellen. Wir achten nur darauf, dass keine nachteiligen Auswirkungen für andere entstehen.“ Von der Heydt erklärte: „Es Bedarf eines politischen Beschlusses, eine Konzeption zu erstellen.“ Doch ein Vorstoß des Ortsbeirats 2010 diesbezüglich wurde von der damaligen Ratsversammlung abgelehnt. Anwohnerin Kaja Engel appellierte zum Schluss noch einmal an Stadt und Land, „sich in einen gemeinsamen ergebnisoffenen Prozess zur Entwicklung eines Konzeptes hineinzubegeben, anstatt uns immer abzublocken“.
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