Am Donnerstag wird Barbara Kotte 80 Jahre alt. Und am Donnerstag will sie endgültig in den Ruhestand gehen. Mit ihr tritt nicht nur eine gewissenhafte, engagierte Journalistin ab, die durch die Tat von Marianne Bachmeier plötzlich im Rampenlicht stand, sondern auch der Motor der Kieler Tafel.
Kiel. Barbara Kotte hat ein altes Buch herausgelegt, in Leder gebunden, Büttenpapier mit Goldschnitt und noch etlichen leeren Seiten.Das Buch begleitet sie seit ihrer Kindheit in Ostberlin. Schon damals will sie Journalistin werden. Und als sie den „Endkampf“ miterleben muss, schreibt sie all ihre erschreckenden Erlebnisse in diesem Buch nieder. Überschrift: Unsere Befreiung.
Später flüchtet die Familie nach Niedersachsen. Nach dem Abitur studiert die Tochter eines Journalisten in Berlin und Münster Germanistik, Geschichte und Publizistik, wird zur Promotion angenommen, will im 9. Semester ihre Doktorarbeit schreiben. „Doch dann ist alles schief gegangen“, sagt Barbara Kotte heute. Denn ihr Doktorvater muss plötzlich die Universität Münster verlassen. „Man warf dem Professor Verfehlungen vor, doch für uns war klar, dass politische Gründe hinter dem Rauswurf standen. Für mich bedeutete es das Aus der Promotion und das Ende der Universitätszeit.“