Er ist Chief Digital Officer für Kiel
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Er will die Digitalisierung in Kiel begreifbar machen: Jonas Dageförde ist der neue Chief Digital Officer im Rathaus der Landeshauptstadt.
© Quelle: Frank Peter
Kiel. Warum braucht Kiel überhaupt einen CDO?
Aus meiner Sicht sollte ein CDO in der Digitalisierung, die viele Chancen für die Stadt Kiel und ihre Bürger birgt, die Themen bündeln. Er sollte Menschen aktivieren und zusammenbringen, die davon heute noch kein Bild haben. Und er sollte ein paar Steine ins Rollen bringen, also Themen selber umsetzen. Ohne einen CDO bleibt das mehr dem Zufall überlassen.
Hat jeder Mitarbeiter in der Verwaltung den digitalen Willen?
Einige sind schon gestartet, andere haben darauf gewartet, dass jemand einen Start ermöglicht. Und andere haben erst einmal abgewartet. Alle müssen wir mitnehmen. Selbst ein CDO mit seiner Stabsstelle kann nicht alle Themen umsetzen.
Digitalisierung ist weit gefasst: Bei welchen drei Beispielen können Sie konkreter werden?
Ein Thema liegt auf der Hand: Das Onlinezugangsgesetz muss bis 2022 umgesetzt werden. Da müssen wir ran, um wirklich digitale Dienste für Bürger anbieten zu können. Das zweite große Thema ist der Breitbandausbau in Kiel: Wenn Daten das Öl der Zukunft sind, brauchen wir die Pipelines. Ohne die richtige Infrastruktur wäre schon Youtube nicht möglich.
Ein drittes Thema?
Heute gibt es schon Echtzeitinformationen an den Bushaltestellen. Das möchten wir noch auf eine App ausweiten und in der KVG das mobile Bezahlen ermöglichen – es ist sogar denkbar, mit der App alle Fahrten über einen Zeitraum erfassen zu lassen und den günstigsten Tarif auszurechnen, um anschließend zu bezahlen.
Und wenn die Menschen sich nicht orten lassen wollen?
Wenn sie bar bezahlen wollen, muss das möglich sein. Sonst wird es kritisch. Und wenn Daten erfasst werden, dürfen sie nur zum Nutzen des Bürgers verwendet werden. Datenschutz darf aber keine Lösungen verhindern, die den ÖPNV attraktiver machen.
Denken Sie groß? Kann Kiel das Silicon Valley Norddeutschlands werden?
Ich habe zwei Jahre in Amerika gelebt und das große Denken sehr geschätzt. Das bewegt etwas. In der Umsetzung sieht es manchmal anders aus, und die Zurückhaltung von hier kann gut tun. Aber sich etwas Großes vorzunehmen, das sollten wir uns abschauen. Auch wie wir uns vernetzen, Akteure aus Wirtschaft oder Wissenschaft zusammenbringen. Die Türen müssen offen stehen.
Und wie kann die Digitalisierung in der Breite ankommen? Reicht die derzeitige Digitale Woche schon aus?
Darüber habe ich bisher begeisterte Stimmen aus der Stadt gehört. Sie strahlt. Schön ist es, dass da viel Verwaltung mitmacht. Aber es gibt auch noch Entwicklungspotenzial bei Unternehmen, Universitäten und internationalem Austausch. Die Digitale Woche kann sich noch weiter zu einem Schaufenster entwickeln – auch der Verwaltung. Das möchte ich unterstützen.
Als zurückgekehrter Kieler: Wie wollen Sie dazu beitragen, dass ambitionierte Studenten in der Stadt bleiben?
Die Start-up-Community muss hier noch weiter ausgebaut werden, über Kontakte in die Wirtschaft und vielleicht die Verwaltung. Man muss sich hier entfalten und etwas lernen können. Viel ist in den letzten Jahren schon entstanden, aber wir wollen noch eine Schippe drauflegen.
Interview: Kristian Blasel und Niklas Wieczorek
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KN