In der Welt der Kleingärten in Kiel
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Weite Wege und enge Nachbarschaft in der Kleingartenanlage Dubenhorst (v.li.): Rita Jönck, Wilma Borgmann, Peter Jönck und Giesela Stark.
© Quelle: Frank Peter
Kiel. Als schon am Sonnabendvormittag die Sonne auf die staubtrockenen Wege zwischen den Parzellen brennt, staut sich die Hitze. Nicht zu hören, die hitzige Debatte, die sich nach den Äußerungen des Vorsitzenden Axel Zabe über die Integration in Kleingärten entspannt hatte. Schächten, Drohen, Regeln missachten, Deutsche vertreiben – Integration liefe hier nicht, hatte Zabe beklagt. In einigen Bereichen werde er zunächst keine Ausländer mehr aufnehmen. Das Echo war groß, reichte über die Kommunalpolitik bis hin zu den Landesbeauftragten gegen Diskriminierung und für Flüchtlingsfragen.
In den Gärten wird das Thema unterschiedlich bewertet: "Einen Kleingarten da vorne macht ein Türke und da ein Kurde", zeigt Wilma Borgmann in verschiedene Richtungen. Probleme gebe es mit ihnen nicht. "Das sind Menschen wie wir auch." Mit ihrer Mutter Giesela Stark ackert die 41-Jährige noch immer, um die Parzelle herzurichten, die sie belegt hatten, nachdem sie vom Möbel-Kraft-Gelände gehen mussten. Hier fühlten sie sich wohl. Nachbarschaft und Gemeinschaftsarbeit funktionierten. "Warum wird unser Vorsitzender so angegriffen?", fragt dagegen Peter Jönck. Der sei schließlich kein Rassist, sondern habe etwas erkannt, das in den Kleingärten eine Rolle spiele.
Viele hätten Zabe falsch verstanden
"Sicher ist das ein Thema", bestätigt seine Frau Rita. Viele hätten Zabes Worte falsch verstanden. "Manche Ausländer rotten sich zusammen, halten sich nicht an unsere Satzung." Es wollten sich eben nicht alle anpassen. Aber mit vielen könne man reden, bestätigt dann das Ehepaar: Es seien nicht alle ein Problem. Und dann regen sie sich gemeinsam mit einem weiteren Nachbarn auf, dass die Hecken mit 1,20 Meter so niedrig gehalten werden müssen – einen Schutz stelle das nicht dar. Dass man der Türkin nebenan die Kartoffeln weggeerntet habe, gehe gar nicht.
Verständigungsprobleme gebe es eben mit Ausländern, hatte Rita Jönck gesagt. Bauen sei zum Beispiel in der Mittagszeit untersagt. Das können Ahmed und Sohn Josef Keshta bestätigen. Denn beim Bau ihres Baumhauses hatten sie zunächst auch mittags gehämmert, erinnert sich Josef. Bis ein Mann kam und sie darauf aufmerksam machte. Jetzt sitzt die Familie, die 1989 aus dem Gazastreifen nach Kiel gekommen war, und seit drei Jahren hier ihre Parzelle bewirtschaftet, in der Mittagszeit unter einem Pavillon. Probleme mit Deutschen seien nie ein Thema gewesen.
Manche haben sich richtig eingenistet
Richtig eingenistet haben sich manche Laubenbesitzer in den Gebieten Alte Weide und Kollhorst westwärts über B76 und Skandinaviendamm. Stacheldraht ist laut den Zehn Geboten des Gartenfreundes ebenfalls untersagt. Hier ist eine Parzelle mit Eisentor, Piratenflagge und förmlichem Flutlichtmast aber eingedrahtet. Wer den Garten nutzt? Völlig unklar.
Etwas weiter Ingrid Petersen: "Wir sind seit 50 Jahren hier. Unser Garten ist staubgesaugt, der ist kein Maßstab für andere", sagt sie etwas stolz. Aber dass manche ihre Parzellen und die Regeln nicht einhalten, sei wirklich "ein kulturelles Problem". Dabei zeigten die Schautafeln doch deutlich alle Regeln.