Kleiner Aufruhr gegen Vonovia
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In Kiel demonstrierten am Samstagnachmittag 200 Menschen unter dem Motto: Kommunale Wohnungen statt Vonovia & Co"
© Quelle: fpr: Frank Peter
Kiel. Nur rund 200 Protestler versammelten sich nach Angaben der Polizei zu der Demonstration unter dem Motto „Kommunale Wohnungen statt Vonovia & Co“. Das war die Mindestzahl, mit der die Organisatoren vom Kieler Bündnis für bezahlbaren Wohnraum gerechnet hatten.
Auf ihrem zweistündigen Marsch durch den Stadtteil ließen die Demonstranten ihrer Wut zumindest verbal freien Lauf: „Attacke, Attacke! Vonovia ist Kacke!“ Und: „Ganz Kiel hasst Vonovia“, brüllten sie, was angesichts des relativ kurzen Demonstrationszugs nicht sehr überzeugend klang.
"Bezahlbarer Wohnung ist Mangelware geworden"
„Ich weiß auch nicht, warum so wenig Leute gekommen sind. Dabei leiden viele Nachbarn unter Vonovia“, überlegte die 45-jährige Yousra Ghazzo und griff zum Handy, um noch ein paar Verwandte und Bekannte zu mobilisieren. Sie selbst wohne im Göteborgring und habe in den vergangenen zehn Jahren eine Mietsteigerung von 500 auf 600 Euro erlebt. „Außerdem steigen auch ständig die Nebenkosten“, beschwert sie sich. „Da muss man jetzt mal Nein zu sagen.“
„Wir gehen hier heute auf die Straße, weil immer mehr Menschen in dieser Stadt in Wohnungsnot geraten und bezahlbarer Wohnraum Mangelware ist“, ließ der Sprecher des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum Andreas Meyer über das Mikrofon wissen.
Er sprach von einer verfehlten Wohnungsmarktpolitik: „Von ehemals 13700 Sozialwohnungen sind in Kiel nur noch 1500 übrig. Immer mehr Wohnungen fallen aus der Sozialbindung – allein 2018 waren das 4000.“
Wohnungen fallen aus der Sozialbindung
Björn Thoroe, Landesgeschäftsführer der Linken, gab kund, dass in den vergangenen vier Monaten allein in Mettenhof 1100 Wohnungen aus der Sozialbindung gefallen sind, was erhebliche Mietsteigerungen zur Folge haben werde. „Das ist mit Abstand die höchste Zahl in einem Stadtteil. Für Menschen, die auf Sozialleistungen angewiesen sind oder mit geringem Einkommen, wird es in naher Zukunft unbezahlbar sein, noch in diesen Wohnungen zu leben“.
Gerrit (45) aus dem Bergenring sagte: „Ich demonstriere, damit sie mich nicht aus der Wohnung werfen.“ Rainer, ein 62-jähriger Vonovia-Mieter aus Elmschenhagen, der ebenfalls nicht mit vollem Namen genannt werden möchte, hielt ein Transparent hoch, auf dem er die entschädigungslose Enteignung von Vonovia fordert.
„Auch wenn es schwer zu realisieren ist, finde ich die Forderung sinnvoll, um Druck aufzubauen“, erklärte er und beschwerte sich im nächsten Moment über „Schummeleien und illegalen Machenschaften von Vonovia“.
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