Kleingärtner-Brief reißt Gräben auf
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Kleingärtner scheuen weder die Arbeit noch die Konfrontation – vor allem, seit die Stadt mit Vehemenz Verstöße gegen die Kleingartenordnung ahndet.
© Quelle: Uwe Paesler
Kiel. Unter der Überschrift "Vernichtung des Kleingartenwesens" hatte der Vorsitzende des größten Kleingartenvereins beschrieben, wie sich die Mitglieder von der Politik im Stich gelassen und von der Verwaltung gegängelt fühlen.
Verhältnis zwischen Kleingärtnern und Stadt ohnehin belastet
Die Kieler Rathaus-Kooperation bezeichnet den Brief als völlig kontraproduktiv. Zabe gefährde mit seinem „in der Sache und im Ton unakzeptablen Schreiben“ alle Versuche, das Verhältnis von Kleingärtnern und Stadtverwaltung konstruktiv zu verbessern. Die Ratsmitglieder Astrid Leßmann (SPD), Arne Stenger (Grüne) und Christina Musculus-Stahnke (FDP) räumen in ihrer Stellungnahme ein, dass die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den Kleingartenvereinen und dem Kreisverband seit Jahren ausgesprochen schwierig sei. „Querschüsse mit einer derart martialischen Rhetorik werden das ohnehin belastete Verhältnis in den Verhandlungen zwischen Kleingärtnern und Stadt keinesfalls verbessern.“ Die Ratsmitglieder fordern den Kreisverband der Kleingärtner auf, für ein geschlossenes und vor allem konstruktives Auftreten in den eigenen Reihen zu sorgen.
Kreisverband wirft Stadt fehlendes Feingefühl vor
Die Kleingärtner zeigen sich indes nicht generell uneins. "Der Kreisverband steht in einigen Punkten hinter Herrn Zabe, in anderen nicht", konstatiert Vorstandsmitglied Klaus Petersen. Nicht geteilt werde die Meinung, dass die Stadt die Kleingärten vernichten und Bauland schaffen wolle. "Wir unterstützen aber die Kritik über die Verwaltung. Der Stadt fehlt das Feingefühl. Sie kann nicht mit dem Hammer losschlagen und verlangen, dass Kleingärtner kurzfristig zurückbauen, was Jahrzehnte gewachsen ist." Ratlosigkeit herrsche im Kreisverband, warum die Stadt hinsichtlich der Betreiberverantwortung so konsequent vorgehe. "Die Stadt rückt damit nicht raus", berichtet Petersen.
CDU-Fraktion hat kurzfristig einen Termin mit Kleingärtnern vereinbart
Die CDU-Ratsfraktion nimmt die Vorwürfe der Kleingärtner nach eigener Aussage sehr ernst, „insbesondere, da einige Vorgänge vorher nicht bekannt waren“, erklärt Ratsherr Florian Weigel. Seine Fraktion habe daher kurzfristig mit Zabe und weiteren Kleingärtnervertretern einen Gesprächstermin vereinbart. Von der Stadtverwaltung erwarte die Fraktion, dass sie Vereinen und Parzellenpächtern, die Hilfe benötigen, Beratung und Unterstützung anbiete.
Linke teilen Kritik teils, fordern aber weiterhin Zabes Rücktritt
Stefan Rudau, selbst Kleingärtner und Vorsitzender der Linken-Fraktion, gibt zu, dass Zabe „in einigen Bereichen den Finger in die richtige Wunde legt“. Beispiele: „Fehlende Ausgleichsflächen für die weggenommenen Gärten auf dem Möbel-Kraft-Gelände. Außerdem höre ich von ganz vielen Pächtern, dass sie sehr irritiert sind über die Gartenbegehungen. Da kriegt man schon das Gefühl, dass da mit der Brechstange etwas durchgedrückt werden soll, was jahrelang toleriert wurde.“ Rudaus Parteigenossin Monika Kulas wiederholte gestern gleichwohl die Rücktrittsforderungen gegen Zabe wegen dessen „pauschaler Vorwürfe“ gegen Migranten.
AfD äußert Verständnis für Verlustängste
Die SSW-Fraktion spricht von einem Führungsproblem im Kleingärtnerverein: „Zabe ist aus unserer Sicht überfordert. Wir haben große Zweifel, dass der Verein mit diesem Vorstand in geordnete Bahnen zurückkehren kann“, urteilt Fraktionschef Marcel Schmidt. AfD-Fraktionsvorsitzende Julia Brüggen äußert hingegen „Verständnis für die Verlustängste der Kleingärtner nach den Erfahrungen mit den 400 Parzellen auf dem Möbel-Kraft-Gelände, die viel zu früh aufgelöst wurden und jahrelang brach liegen“. Der offene Brief müsse laut Brüggen ernst genommen und Stadtbaurätin Doris Grondke in ihren Bemühungen zur Kommunikation mit den Kleingärtnern unterstützt werden.
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