Kleingärtner nehmen Iraker nicht auf
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Parzellen gibt es im Kleingartenverein Suchsdorf, Interessenten auch. Doch nicht alle sind erwünscht.
© Quelle: Uwe Paesler
Kiel. Versuche des Ortsbeirats, mit den Verantwortlichen des Vereins Kiel-Suchsdorf von 1948 ins Gespräch zu kommen, seien bisher durchweg gescheitert, berichtete Stamp, als die Stadtteilvertreter am Dienstagabend im Sportheim tagten. Und so war es auch diesmal. Wegen Krankheit beziehungsweise Urlaub ließ sich der Vorstand entschuldigen, vorab hatte er jedoch Signale gesendet, die für Stamp darauf hindeuten, dass es „doch ein bisschen Bewegung“ gibt.
Argumente "können nicht toleriert werden"
Ein Umsteuern, so meinte sein Stellvertreter Hans-Jürgen Lembke (CDU), sei auch dringend nötig: „Wir haben kein Verständnis dafür, dass in Suchsdorf ein Verein Ausländer ausschließt.“ Gründe, die objektiv gegen eine Aufnahme der Familie sprechen, sieht Lembke ebenfalls nicht. Der Vater sei berufstätig, das jüngste Kind in Kiel geboren, das Ältere besuche die Schule, kurzum sei die Familie „dabei, sich zu integrieren“. Das vom Kleingartenverein vorgetragene Argument, die Eltern sprächen zu schlecht Deutsch, um auch nur die grundlegenden Regeln gemeinschaftlicher Gärtnerei zu verstehen, könne dabei „in keiner Weise toleriert werden“, befand Lembke.
Kommunikation ist der Knackpunkt
„Wir sind keine Ausländerfeinde“, versicherte gestern der erkrankte Vorsitzende Wolfgang Schmidt am Telefon gegenüber unserer Zeitung. Mehr als zehn Prozent der Kleingärtner in Suchsdorf sind nach seiner Schätzung nicht deutscher Herkunft, erst vor wenigen Monate habe man eine aus Pakistan stammende Familie aufgenommen. „Die können aber Deutsch“, sagt der Chef-Kleingärtner und pocht darauf, dass das von entscheidender Bedeutung sei. Mit ausländischen Pächtern habe man „schon einigen Ärger gehabt“, weil die Kommunikation mangels Sprachkenntnissen nicht möglich gewesen sei.
Verein: "Nur wir entscheiden"
Lembkes Hinweis darauf, dass die Satzung keinerlei Grundlage dafür liefere, Ausländer auszuschließen, greift aus Sicht von Schmidt nicht. Zwar sei nur vermerkt, dass „jede geschäftsfähige natürliche Person, welche gewillt ist, einen Garten nicht zu Erwerbszwecken zu bewirtschaften“, zu Spaten und Harke greifen darf, doch ob jemand aufgenommen wird, entscheide allein der Verein. „Das geht auch ohne Begründung“, meint der Vorsitzende.
Ob es die vom Ortsbeirat erhoffte Bewegung in dem Fall gibt, entscheidet sich wohl am 22. Oktober. Dann trifft sich der Vorstand des Kleingärtnervereins und will noch einmal über die Angelegenheit beraten. Ergebnisoffen, wie Wolfgang Schmidt betont: „Da ist noch gar nichts raus.“
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