Kulinarische Kolumne: Der Trend zum FdH-Dessert
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Nicht immer bleibt es beim Nachtisch bei einem Besteck.
© Quelle: Ulf Dahl (Archivbild)
Seit jeher wird das Dessert in der Gastronomie sträflich unterschätzt. Die Küche geht beim Nachtisch davon aus, dass die Hauptarbeit längst getan ist. Dem Gast geht es nicht selten ebenso. Und so präsentiert jene dann oft erstaunlich uninspirierte Dessertideen, bei deren Verzehr dieser prompt seine Tischmanieren vergisst. War er den Garnelen vorher noch formvollendet auf den Panzer gerückt und hatte sodann mit Eleganz das Rinderfilet zerteilt, erinnert sein Hantieren mit Teelöffel und Kuchengabel einen Gang später prompt an Kindergeburtstage.
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Dies mit anzusehen ist für das Gegenüber umso schwerer, wenn es sich bei der Nachspeise selbst in Verzicht übt. Zumindest beim Pärchen-Abend lässt es der Service allerdings oft gar nicht so weit kommen. War es früher dem Tischherrn vorbehalten, zum Solo-Dessert ein Doppelbesteck zu bestellen, wird es heute gern ungefragt mitserviert. Wer mit seiner besseren Hälfte in einer solchen Situation schon einmal das Dessertschälchen teilen musste, der weiß, dass dieses schnell zum Schlachtfeld werden kann. Zudem stellen sich unerwartet Fragen der Gerechtigkeit: Wie teilt man eine Kugel Eis? Wer bekommt die unteilbare Physalis? Und wer die Schokoladenhippe? In unserer Share-Gesellschaft lässt sich das FdH-Dessert trotzdem nicht mehr aufhalten. Im Gegenteil: Als bei einem Vierertreffen im Kieler Mamajun kürzlich nur eine in der Runde einen Nachtisch bestellte, wurden dazu prompt gleich vier Bestecke aufgetischt. Merke: Nicht bei jedem Quartettspiel gibt es auch einen Gewinner.