Max-Planck-Schule

Berufsorientierung beim Mittagessen in Kiel: Meet & Eat in der Schulmensa

Beim Essen neue Berufe kennenlernen: Schülerinnen und Schüler der Kieler Max-Planck-Schule kommen am Donnerstag mit Unternehmensvertretern wie Svenja Nefen (links), der Sales-Chefin der Kieler Nachrichten, ins Gespräch – hier (von links) Tiago Silva, Inke Voss und Jasper Bader.

Beim Essen neue Berufe kennenlernen: Schülerinnen und Schüler der Kieler Max-Planck-Schule kommen am Donnerstag mit Unternehmensvertretern wie Svenja Nefen (links), der Sales-Chefin der Kieler Nachrichten, ins Gespräch – hier (von links) Tiago Silva, Inke Voss und Jasper Bader.

Kiel. An Tisch vier geht es bei Frühlingsrollen und Gemüse um Handwerksberufe. Elektroniker Moritz Grube und drei Zehntklässler der Kieler Max-Planck-Schule essen gerade die Vorspeise, als einer der Schüler fragt, welchen Abschluss man für die Ausbildungen bei seinem Arbeitgeber „Gosch & Schlüter“ brauche. Darauf komme es in den Berufen nicht wirklich an, erklärt Grube, entscheidend sei, ob Bewerber ins Berufsbild passten, oder womöglich zwei linke Hände hätten.

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Auch an 16 weiteren Tischen in der Mensa der Max-Planck-Schule wird beim Essen über die Berufswelt gesprochen: 17 Vertreterinnen und Vertreter regionaler Unternehmen sind am Donnerstag zum Meet & Eat gekommen, um ihre Ausbildungsmöglichkeiten vorzustellen und mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. Schon die unterschiedliche Kleidung der Gäste zeigt die Bandbreite der vertretenen Berufe: vom Hemd und Sakko bis zur gelben Warnjacke.

Die Idee für die Begegnung ist Ende August beim Kräftehackathon entstanden, den das IT-Unternehmen KNK und die Kieler Nachrichten initiiert hatten. Verschiedene Gruppen aus Unternehmerinnen und Unternehmern, Schülerinnen und Schülern entwickelten dort Konzepte, wie Firmen und junge Menschen besser in Kontakt kommen und Bewerbungsprozesse umgestellt werden könnten. Meet & Eat gewann den Sonderpreis für die schnellste Umsetzbarkeit – die Organisatoren nahmen die Auszeichnung beim Wort. Sechs Wochen hat es gedauert von der Idee bis zur Veranstaltung.

50 Schüler, 17 Unternehmensvertreter in der Kieler Max-Planck-Schule – und drei Runden Speed-Dating

Die 50 Zehntklässler, die sich angemeldet haben, sitzen jeweils zu dritt an den Tischen. Wandern müssen die Unternehmensvertreter, sie haben Nummern gezogen und gehen wie beim Speed-Dating von Tisch zu Tisch. Es gibt drei Runden à 20 Minuten, zwischen denen Menü-Gang und Gesprächspartner wechseln.

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Zum Schluss bleibt noch etwas Zeit, in der die Jugendlichen selbst wählen können, wem sie noch Fragen stellen wollen. „Die Schüler sollen sich auf Augenhöhe mit den Gästen unterhalten, wie beim Abendessen in der Familie“, erklärt Hauptorganisatorin Anja Schauenburg.

Anja Schauenburg, Inhaberin einer Personalumbau-Firma, hat sich federführend um die Organisation gekümmert.

Anja Schauenburg, Inhaberin einer Personalumbau-Firma, hat sich federführend um die Organisation gekümmert.

Nicht jedes Gespräch beginnt gleich familiär. Doch nach dem kurzen Start-Monolog vieler Gäste werden die Schülerinnen und Schüler bald ihre Fragen los. Was an dem Job Spaß macht, welche Aufstiegsmöglichkeiten es gibt, ob man aus dem Homeoffice arbeiten kann. Auch die ein oder andere überraschende Frage wird gestellt: Svenja Nefen, die Sales-Chefin der Kieler Nachrichten, muss beispielsweise erklären, dass die Zeitung rein privatwirtschaftlich und keinesfalls vom Staat finanziert wird.

Jasper Bader, der sie danach gefragt hat, zieht nach dem Hauptgericht – Chicken-Nuggets mit Kartoffelecken – eine positive Zwischenbilanz der Veranstaltung. „Es ist eine sehr coole Möglichkeit, die Firmen kennenzulernen“, sagt der 16-Jährige. Die bisherigen Gespräche seien informativ gewesen und durch das gemeinsame Essen „einen Level persönlicher“.

Beidseitiger Austausch beim Meet & Eat: Die Gäste haben auch Fragen an die Schüler

Der Austausch ist beidseitig, auch die Gäste haben Fragen. Karsten Sönnichsen von der Förde Sparkasse will an Tisch 17 zum Beispiel wissen, was den Schülern für ihr Berufsleben besonders wichtig ist. Der Job sollte auf Dauer Spaß machen, sagt ein Jugendlicher. Karriere-Möglichkeiten müsse es geben, findet eine andere Jugendliche – und Zukunftssicherheit.

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Der Elektroniker Moritz Grube von der Firma Gosch & Schlüter erklärt den Schülern unter anderem, dass es im Handwerk nicht in erster Linie auf den Schulabschluss ankommt. Links neben ihm sitzt Leon Mildenberger, der im August beim Kräftehackathon die Idee Meet & Eat mitentwickelt hat.

Der Elektroniker Moritz Grube von der Firma Gosch & Schlüter erklärt den Schülern unter anderem, dass es im Handwerk nicht in erster Linie auf den Schulabschluss ankommt. Links neben ihm sitzt Leon Mildenberger, der im August beim Kräftehackathon die Idee Meet & Eat mitentwickelt hat.

Die Personalchefin von German Naval Yards, Birthe Janssen, erzählt ihren beiden Zuhörern bei Brownie und Obstsalat von den enormen Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden – in der Werft seien mehrere Stellen unbesetzt geblieben. "Ich finde das beängstigend, das ist eine gefährliche Entwicklung", sagt Janssen.

Eine Erkenntnis fürs Recruiting – zu Deutsch Personalsuche – habe sich in den Gesprächen mit den Jugendlichen bestätigt, sagt Janssen: „Die Ansprache muss eine ganz andere sein, da müssen sich Unternehmen echt bewegen.“ Das heiße unter anderem: mehr Social Media, weniger Broschüre beim Arbeitsamt.

Initiatoren sind zufrieden mit dem ersten Meet & Eat in Kiel

Aus Sicht von Leon Mildenberger (15), der Meet & Eat beim Kräftehackathon mitentwickelte, hat die Aktion „super funktioniert“. Es sei interessant gewesen, auch etwas über Berufe zu erfahren, die für ihn weniger in Frage kämen. Und von seinem Plan, sich den Finanz- und Steuerbereich in einem Praktikum anzuschauen, sei er nach dem Gespräch mit einem Branchenvertreter noch überzeugter als zuvor.

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Zufrieden ist auch Organisatorin Anja Schauenburg. „Die Idee hat Potenzial“, sagt sie, als die ersten Schüler bereits aus der Mensa strömen. Mithilfe von Feedback-Bögen werde die Aktion nun ausgewertet, an einigen Stellen könne dann nachjustiert werden. Wenn es nach ihr geht, wird Meet & Eat bald Schule machen.

Von Ben Bukes

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