Menschen helfen, gute Christen zu sein
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Propst Thomas Benner bei seinem Einführungsgottesdienst in St. Nikolaus.
© Quelle: Ulf Dahl
Kiel. Der Mann lacht gern. Das ist eine gute Voraussetzung für jemanden, der antritt, Menschen zu gewinnen. Thomas Benner (58) ist der neue Propst in der katholischen Großpfarrei Franz von Assisi. Er folgt seinem legendären Vorgänger Leo Sunderdiek auch als Dechant nach, das heißt als oberster Katholik Schleswig-Holsteins. Sunderdiek war wie berichtet im November in Ruhestand gegangen.
Für Benner ist es eine Rückkehr. Seine erste Station als Kaplan war 1987 bis 1990 ausgerechnet St. Nikolaus. Da war er Jugendpfarrer unter Prälat Josef von de Berg. „Ein Platzhirsch, ein 18-Ender“, erinnert Benner sich und lacht. „Von dem hab’ ich viel gelernt.“
Es gibt Leute, die ihn wiedererkennen
Danach wurde Benner Pfarrer in St. Vicelin in Neumünster, 1994 Bischofssekretär in Osnabrück. 30 Jahre nach der Kaplan-Zeit gibt es in der Kieler Innenstadt „tatsächlich Leute, die mich wiedererkennen“, sagt Benner und wundert sich.
Gleichwohl: Nein, so richtig angekommen sei er in Kiel noch nicht, sagt der neue Propst. „Das ist vielleicht ein bisschen früh.“
Vor 14 Tagen erst ist Benner ins Pfarrhaus der Gemeinde St. Nikolaus an der Rathausstraße eingezogen. Es stehen noch Kartons an den kahlen Wänden. Die Wohnung ist groß genug, dass der Kaufmannssohn aus Lingen im Emsland, ältester von vier Brüdern, auch für länger seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Michael und seine 83-jährige Mutter aus Hamburg zu Gast haben kann.
"Pace e Bene" steht an der Wohnungstür: Friede und Wohlergehen
Ein Schild hängt schon am Rahmen der Wohnungstür: „Pace e Bene“ steht darauf, „Friede und Wohlergehen“ als Wunsch für jeden Eintretenden. Es ist der Gruß des Heiligen Franziskus, des Namensgebers der Großpfarrei. Und kein Zufall.
Thomas Benner hat sich, bevor er dem Ruf nach Kiel folgte, im Oktober vier Wochen lang auf die Spuren des Franz von Assisi begeben. Eine Pilgertour, allein, zu Fuß von Florenz über die Apenninen durch Umbrien nach Assisi. „Danach war ich innerlich frei, Hamburg zu verlassen“, berichtet Benner.
Er hat in Blankenese residiert
Dort hat der Pfarrer fünf Jahre lang in Blankenese residiert und fünf Pfarreien von Finkenwerder über Altona bis Osdorf zu einer Großpfarrei zusammengeführt. Mit Erfolg: Er habe mit Freude erlebt, sagt Benner, wie sich auch in der größeren Einheit ein Wir-Gefühl entwickelt habe.
Wer das kann, kann auch Kiel, muss der Erzbischof in Hamburg sich gedacht haben. Die Großpfarrei hier oben reicht schließlich von Schönberg bis Friedrichsort.
Thomas Benner hat lange genug in der Personalverwaltung des Erzbistums gearbeitet, um zu wissen, dass ein geeigneter Priester sich einer solchen Versetzung schwerlich entziehen kann. Aber es brauchte die Pilgerfahrt, um seinen Frieden damit zu machen. „Es bedurfte dieser Zeit“, sagt er. Pace e Bene.
Er hat das Priesterseminar geleitet
Personalverwaltung ist ein schwacher Begriff für die Aufgaben, die Benner 1997 bis 2013 im Erzbistum wahrgenommen hat. Als Regens für Osnabrück und Hamburg leitete er das Priesterseminar und die ganze Bildungsabteilung, brachte die katholische Akademie an den Start. Das Heranführen Auszubildender ans Priesteramt ist eine Erfahrung, von der der neue Propst und Dechant noch heute zehrt.
Die gewichtigen Fragen nach Mitgliederschwund und Priestermangel beantwortet Benner beide in einem Satz: „Wir wollen Menschen helfen, gute Christen zu sein.“ Dann holt er doch etwas aus.
"Der Glaube sucht nach Einsicht"
Er selber sei mit acht Jahren Ministrant geworden und seitdem ununterbrochen in der katholischen Kirche aktiv. „Es ist selten geworden, auf so natürliche Weise den Glauben weiterzugeben“, weiß der Ausbilder. Heute seien es häufiger spätere „Erweckungserlebnisse“, die junge Männer für den christlichen Glauben und für das Priesteramt begeisterten. Erweckungserlebnisse aber lassen sich nicht organisieren. Das macht es schwieriger, Nachwuchs zu gewinnen. Benner versucht es gleichermaßen spirituell und intellektuell: „Der Glaube sucht nach Einsicht“, zitiert er Thomas von Aquin. „Dafür braucht’s eben auch ein bisschen Sinn und Verstand.“
Um Mitglieder zu gewinnen und zu binden, setzt Propst Benner auch auf die Ökumene. Die Bande, die sein Vorgänger Sunderdiek in die evangelische Nachbargemeinde St. Nikolai geknüpft hat, möchte er fortführen. Die ersten Gespräche hat er sich fest für Anfang 2019 vorgenommen.
Lebendige Ökumene
In Hamburg hat er „eine lebendige Ökumene“ kennengelernt, einen „offenen, kreativen Austausch“ mit Kanzeltausch und wöchentlichen Andachten reihum in der Passionszeit. „Ich würde mich freuen, wenn es ähnliche Formate hier auch gibt“, sagt der Katholik. Er möchte da „gemeinsam etwas entwickeln“.
Dabei will er sich auch auf die Hilfe seines Vorgängers Leo Sunderdiek stützen, der seinen Altersruhesitz im alten Pfarrhaus in Mettenhof genommen hat. „Ich bin heilfroh, dass der Leo da ist“, sagt Propst Benner. Die beiden kennen sich aus dem Domkapitel, dem Leitungsgremium des Erzbistums. „Der ist so knackig nüchtern.“ Er ahnt: „Der sagt mir binnen zwei Minuten, was Sache ist.“
Sagt er und muss lachen. Der Mann lacht gern.
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