Projekt in Kiel: Wo Kinder aus der Ukraine wieder kreativ sein können
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Ivan aus der Ukraine ist konzentriert bei der Sache.
© Quelle: Thomas Eisenkrätzer
Kiel. Man hört sie schon, bevor man den Raum betritt: Spielende Kinder, die lachen, rufen, Fragen stellen – auf Ukrainisch. Die Förde-VHS bietet im Untergeschoss der Gemeinschaftsunterkunft Arkonastraße in Kiel ein Ferienprojekt an. 15 Kinder, die mit ihren Eltern aus der Ukraine geflüchtet sind, nehmen daran teil. Sie sollen erste deutsche Wörter lernen, Wände mit ihren Silhouetten bemalen und Fliesen aus Ton fertigen. Künstlerinnen und Pädagoginnen unterstützen sie dabei.
Bis vor wenigen Wochen, berichtet Betreuerin Rotraud Apetz, war der ehemalige Lagerraum noch verwaist. Ehrenamtler brachten ihn mit Farbe und Geschick auf Vordermann. Nun wuseln die Kinder umher. An mehreren Werkbänken aus Holz stehen die Jungen und Mädchen, alle zwischen sieben und zwölf Jahre alt. Sie bearbeiten mit ihren Händen die Tonmasse, kneten und drücken, bis das gewünschte Motiv fertig ist.
Nastja lebt seit September mit ihren Eltern in der Gemeinschaftsunterkunft. Die Zehnjährige spricht – wie die meisten der Kinder – kaum Deutsch. Praktikantin Kamilla Valiev übersetzt. Sie habe Spaß daran, mit den anderen Kindern zu basteln und Vokabeln zu lernen, sagt Nastja. Das Mädchen zeigt stolz ihre Fliesen, auf denen sie Pflanzen, Blüten und eine Sonne drapiert hat. Ein fröhliches Motiv.
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Nastja lebt mit ihrer Familie erst seit Kurzem in der Gemeinschaftsunterkunft. Stolz präsentiert sie ihre Fliesen aus Ton.
© Quelle: Thomas Eisenkrätzer
Krieg in der Ukraine ist auch in der Ferienfreizeit in Kiel ein Thema
Was die Kinder in der Ukraine erlebt haben, offenbart sich selten. „Manche erzählen von sich aus, andere wollen häufig umarmt werden“, berichtet Betreuerin Maryna Levchenko. Sie selbst unterrichtete Deutsch in Odessa, bis sie im März vor dem Krieg floh. Im Ferienprojekt vermittelt sie zwischen den Kindern und deutschen Betreuerinnen.
Oft braucht es aber auch keine Grammatik oder Vokabeln. Denn Gefühle zeigen sich auch in leisen Tönen, weiß Rotraud Apetz. „Manche Kinder bekommen schnell Kopfschmerzen und wollen dann zu ihren Eltern.“
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Rund 320 Kinder leben momentan in der Gemeinschaftsunterkunft in Kiel-Wik, davon etwa 300 aus der Ukraine. Die meisten von ihnen flohen mit Beginn des Krieges im Frühjahr, aber noch immer kommen wöchentlich neue Familien hinzu.
Dass es ein Abschied für lange Zeit gewesen sein könnte, wollen viele nicht wahrhaben. „Die Eltern glauben, dass der Krieg bald vorbei ist und sie wieder zurückkehren können“, vermutet Apetz. Um den Anschluss an die Schule in der Heimat nicht zu verpassen, nehmen einige Kinder am ukrainischen Homeschooling vor dem Laptop oder Smartphone teil. Eine zusätzliche Belastung.
Werke der Kinder sollen den Kunstraum der Gemeinschaftsunterkunft Arkonastraße verschönern
Im Ferienprojekt können sie unbeschwerte Momente erleben, kreativ sein und auf andere Gedanken kommen. Die Arbeit mit Ton eignet sich dafür laut Apetz besonders gut: „Das Material ist sinnlich, und man sollte sich bei den Arbeitsschritten gut konzentrieren.“
Wenn die Fliesen von den Kindern bemalt wurden, werden sie als Wandschmuck den Kunstraum im Untergeschoss zieren. Denn hier sollen zukünftig weitere Aktivitäten für geflüchtete Kinder stattfinden.