Todeszonen wachsen rasanter
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300 Wissenschaftler teilten in Kiel ihre Erkenntnisse über die Ausbreitung von sauerstoffarmen Zonen in den Meeren.
© Quelle: Sven Janssen
Kiel. Sie werden auch Todeszonen genannt und bezeichnen Bereiche im Meer, in denen der Sauerstoffgehalt auf ein Minimum gesunken ist. Die meisten Lebewesen im Ozean können dort nicht überleben. Dass es diese Zonen gibt, ist keine Neuigkeit. Auch, dass die Ozeane verstärkt an Sauerstoff verlieren, ist bekannt. Allerdings geschieht das schneller als bisher berechnet. Die bisherigen Modelle bilden den Sauerstoffverlust laut Andreas Oschlies vom Gemoar wohl zu schwach ab: „Unsere Modelle sind zu gutmütig gewesen“. Als Gründe für die verstärkte Zunahme der Todeszonen im Ozean gelten die Klimaerwärmung und die Überdüngung der Ozeane. Auch in der Antarktis sei die Sauerstoffabnahme bereits festzustellen. In einer „Kieler Erklärung“ am Abschlusstag der Konferenz appellierten die Wissenschaftler daher für mehr Bewusstsein in Bezug auf die Sauerstoffabnahme im Meer.
Ozeane stecken in der Krise
Die Forscher forderten dazu auf, den Ozean stärker zu beobachten, um den Sauerstoffverlust besser dokumentieren und vorhersagen zu können. Außerdem appellierten sie dahingehend, Strategien zu finden, um den Sauerstoffverlust zu verlangsamen. Die Forscher sprachen sich auch für striktere Klimaschutzmaßnahmen aus. „Der Ozean steckt in einer globalen Krise“, sagte Oschlies. Die Auswirkungen der Todeszonen seien im maritimen Ökosystem bereits deutlich sichtbar und bedrohe das Artenspektrum. Außerdem könne der Sauerstoffmangel im Ozean die Erderwärmung beschleunigen und zur Produktion von Treibhausgasen führen.
Projekt wird bis 2020 gefördert
Welche Prozesse bei den Todeszonen eine Rolle spielen und welche Auswirkungen sie haben, untersuchen die Wissenschaftler vom Sonderforschungsbereich der Christian-Albrechts-Universität und von Geomar seit 2008. „Als wir angefangen haben, gab es den Begriff Deoxygenation noch gar nicht“, sagte Andreas Oschlies. Etwa 100 Biologen, Chemiker und Physiker arbeiten bei dem Langzeitprojekt eng zusammen, um mehr über das Phänomen herauszufinden. Kooperationspartner sind das Max-Planck-Institut sowie Einrichtungen in Peru und auf den Kapverden. Um die 30 Ausfahrten machten die Wissenschaftler nach Peru und auf die Kapverdischen Inseln, arbeiteten im Labor und an Klimamodellen, um diese zu verbessern. Das Projekt wird noch bis 2020 gefördert, danach soll aber an unterschiedlichen Standorten weiter zu den Todeszonen geforscht werden. Während der Konferenz stellten die Forscher gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Ländern ihre Erkenntnisse über die Todeszonen im Meer vor. „Schön war, dass alle ihre Ergebnisse offen geteilt haben“, sagte Oschlies.
KN