Umut-Cans Eltern fordern Aufklärung
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Ihr Kind stürzte in einen Teich des Schwanenseeparks in Kiel-Ellerbek und musste reanimiert werden. Sükriye-Hanim und Serdar Topaloglu - hier mit ihrem Sohn Umut-Can - fordern Aufklärung.
© Quelle: Ulf Dahl
Kiel. Als Außenstehende merkt man es dem kleinen Umut-Can nicht an, dass er vor einer Woche reanimiert werden musste. Und dass seine Körpertemperatur auf 23 Grad gesunken war, nachdem er bewusstlos aus einem Teich gezogen werden musste. Einen recht aktiven Eindruck macht der Junge mit den Kulleraugen. Doch seit dem Vorfall schläft er nicht mehr durch. „Er wacht jede Nacht schreiend auf“, erzählt seine Mutter. „Seitdem hat er Albträume.“
Ausflug in den Schwanenseepark
Das Unglück spielt sich am Dienstag vor einer Woche im Schwanenseepark ab. Dort gehen zwei Erzieherinnen der Kita Hangstraße vormittags mit sechs Kindern im Alter zwischen ein und drei Jahren spazieren. Es ist ein den Erzieherinnen bekannter Weg. Bei diesem Ausflug fällt Umut-Can in den Teich.
Kommunale Kita Hangstraße
Den Eltern habe die Kita erzählt, dass die Erzieherinnen auf dem Rückweg gemerkt hätten, dass ein Kind fehle. Sofort habe man nach Umut-Can gesucht und ihn im See gesehen.
„Die Erzieherinnen waren in unmittelbarer Nähe“, erklärt die Stadt auf Anfrage - die Hangstraße ist eine Kita in kommunaler Trägerschaft. „Eine der beiden Erzieherinnen holte das Kind heraus. Es war reglos und wurde umgehend wiederbelebt.“ Eltern und Rettungsdienst seien unmittelbar informiert worden.
Strafanzeige wegen Verletzung der Aufsichtspflicht
Die Eltern des Jungen, Sükriye-Hanim und Serdar Topaloglu, haben eine Strafanzeige gegen die Kita wegen Verletzung der Aufsichtspflicht gestellt. Und sie zweifeln an der Darstellung der Kita.
Ein Zeuge habe sich an die beiden gewandt, und der erzählt Folgendes: Bei einem Spaziergang am Schwanenseepark sei er auf die Kita-Gruppe getroffen, es habe sich eine Unterhaltung entwickelt. „Und ihr seid aber auch eine niedliche Gruppe“, habe der Spaziergänger gesagt. Eine Erzieherin habe erwidert: „Ja, wir haben uns die sechs Kinder geschnappt und sind rausgegangen.“ Nach kurzem Zögern habe der Zeuge gefragt: „Sechs? Ich sehe hier nur fünf Kinder.“
In diesem Moment erst sollen die Erzieherinnen gemerkt haben, dass Umut-Can fehlt. Sie hätten nach dem Kleinen zu suchen begonnen, bis sie ihn kopfunter in der Mitte des Teichs gesehen hätten. Eine Erzieherin habe ihn herausgezogen und begonnen, ihn zu reanimieren. Eine Niederschrift seiner Aussagen will der Zeuge den Ermittlern vorlegen.
Keine Warnwesten, keine Handys
Vieles an diesem Fall macht Umut-Cans Eltern fassungslos. Etwa, dass die Erzieherinnen keine Handys bei sich gehabt haben sollen. „Sie hätten nicht einmal einen Notarzt rufen können“, klagt die Mutter. Den Krankenwagen riefen Passanten.
Sükriye-Hanim Topaloglu sagt auch, dass man ihren Sohn schneller hätte finden können, wenn die Kinder Warnwesten getragen hätten, so wie es sonst üblich sei bei Ausflügen.
„Was wir vor allem erwarten, ist eine anständige schriftliche Entschuldigung“, sagt ihr Mann, Serdar Topaloglu.
Stadt will Situation analysieren
Bürgermeisterin Renate Treutel äußert sich betroffen: „Ich bin bestürzt über diesen Unfall und bin sehr erleichtert, dass es dem Kind den Umständen entsprechend gut geht.“
Es habe sich gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Erzieherinnen in Erster Hilfe gut ausgebildet sind und so Schlimmeres verhindern konnten. Nun werde man mit allen Beteiligten diese Situation analysieren.
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