Vernichtung der Kleingärten befürchtet
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Axel Zabe (63), Vorsitzender Kleingartenverein Kiel
© Quelle: Sven Janssen
Kiel. Nach seinen Worten hat der Vorsitzende des Kieler Kleingartenvereins von 1897 nicht nur die eigenen 2450 Vereinsmitglieder hinter sich, sondern zehntausend Kieler Kleingärtner. Der Landesverband sei ebenfalls eingeweiht. Nun wolle man gemeinsam die Gartenfreunde in Kiel und darüber hinaus mobilisieren, kündigt Axel Zabe an.
Kleingärtner würden pauschal mit Strafzahlungen bedroht
In dem offenen Brief kritisiert Zabe unter anderem die Begehung sämtlicher Kieler Kleingärten durch städtische Mitarbeiter. Seit 2018 werden die Pächter schriftlich aufgefordert, Verstöße gegen die Kleingartenverordnung kurzfristig zu beheben. "90 Prozent der Gärten hat die Stadt beanstandet – bis hin zum Rückbau und Abriss von Gartenlauben", berichtet Zabe. "Kleingärtner wurden ohne Prüfung der Gesetzeslage erst einmal pauschal mit bedroht." Vor so einer groß angelegten Begehung hätte er sich im Vorfeld Gespräche zwischen Vertretern von Stadt und Kleingärtnern gewünscht, meint er und bezeichnet die Bemängelungen als willkürlich. "Versäumnisse, die die Stadt, der Kreisverband und auch die Vereine jahrzehntelang nicht aufgeholt haben, jetzt einseitig mit der Brechstange durchzuführen, ist sehr fragwürdig", heißt es in dem Brief.
"Sieht es so aus, als wenn man das Kleingartenwesen in Kiel vernichten möchte"
Zabe vermutet, dass die Stadt die Kleingärtner gängelt, um sich Bauland zu verschaffen: „Viele von uns haben Angst, ihre Gärten zu verlieren. Sie sagen, wenn die Stadt so weitermacht, dann gebe ich den Garten lieber ab.“ Vor Jahren wurden 400 Gärten geopfert, um auf der Fläche Möbel Kraft anzusiedeln. „Die zugesagten Ausgleichsflächen wurden einfach vergessen“, und das Gelände liegt seither brach. „In meinen Augen sieht es so aus, als wenn man das Kleingartenwesen in Kiel vernichten möchte“, klagt Zabe und fragt sich: „Warum muss das Grün aus der Stadt verschwinden?“ Sein Verein zählte einst 10 000 Mitglieder und „wir sind immer noch der größte Verein Deutschlands. Andere Städte wären stolz darauf, hier ist es anders.“
Angekündigte Hilfe bei Integrationsproblemen sei ausgeblieben
Bereits im vergangenen Sommer war Zabe in die Schlagzeilen geraten. Öffentlich hatte er kritisiert, dass ein Teil der Pächter mit ausländischen Wurzeln sich nicht an die Regeln halte und alteingesessene Kleingärtner aus ihren Parzellen verdränge. Daher hatte die Vereinsspitze beschlossen, in bestimmten Anlagen keine Ausländer mehr aufzunehmen. Anschließend sei außer Beschimpfungen nichts passiert. "Wir konnten sehen, wie wir alleine fertig werden. Versprochene Gespräche oder Hilfe sind wieder einmal im Sande verlaufen", resümiert Zabe in seinem Brief.
Stadträtin Grondke weist Kritik zurück
Stadträtin Doris Grondke (parteilos) wies die Kritik der Kleingärtner zurück und verwies auf mehrere Briefwechsel, die es in den vergangenen Monaten gegeben habe. „Wir werden der Sache auf den Grund gehen und so schnell wie möglich einen Termin mit Herrn Zabe, der Führung des Kreisverbandes und Vertretern aus den Ämtern organisieren“, kündigte Grondke an. Man stehe mit den Kleingärtnern im Kontakt.