Zu wenig Vorsorge vor Hochwasser in Kiel
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/Z2IOSOMI26X2AMND5O4RJDAVVE.jpg)
Land unter am Sartorikai: Erst vor einer Woche schwappte das Meer in Kiel über die Ufer. Für heute ist eine weitere Sturmflut angesagt.
© Quelle: Frank Peter
Kiel. Teile der Kieler Innenstadt sind überflutet, in Ellerbek kommt das Wasser bis zur Werftstraße: Simuliert man auf der Website der Stadt Kiel ein starkes Hochwasser von 3,5 Metern über Normalnull, würden große Teile der Stadtmitte unter Wasser stehen. So dramatisch wird es bei dem Hochwasser heute zwar noch nicht werden. Aber der Blick in die Zukunft verrät, dass auch für Kiel steigende Wasserstände ein großes Problem werden, wie Experten bestätigen.
Meeresspiegel der Ostsee steigt jährlich um drei Millimeter
Der Meeresspiegel einschließlich Ostsee steigt derzeit um circa drei Millimeter pro Jahr. Gefährliche Sturmfluten werden so begünstigt. „Zumindest wäre das das Worst-Case-Szenario“, sagt Stefan Werner. Der 49-Jährige ist Planer für Nachhaltigkeit und Klimaanpassung und berät Städte wie beispielsweise Kopenhagen. Dabei beschäftigt er sich vor allem mit der Frage, wie man Städte am besten auf die Herausforderungen durch den Klimawandel vorbereitet.
1872 stand die Ostsee drei Meter über Normal Null
„Auch Teile von Friedrichsort und des MFG-5-Geländes würden bei einer Sturmflut unter Wasser stehen. Da das Wasser langsam kommt, kann man die Einwohner vorher noch evakuieren. Aber wenn sie wiederkommen, werden Teile der überschwemmten Gebiete beschädigt sein.“ Laut Werner könnte nicht nur Kiel von einer Sturmflut betroffen sein, sondern auch Eckernförde, Flensburg, Schleswig, Wismar und Rostock. Die bisher schwerste Sturmflut an der Ostsee ereignete sich 1872 – damals stand das Wasser bis zu drei Meter über Normalnull hoch.
In der Zusammenfassung „der Deutschen Anpassungsstrategie“, die das Bundeskabinett 2008 beschlossen hat, heißt es: „Die Küstenregionen können zunehmend durch den Meeresspiegelanstieg und ein geändertes Sturmklima gefährdet werden.“ Dort steht zudem: „(…) auch bei einer erfolgreichen Begrenzung des Temperaturanstiegs ist mit Auswirkungen des bereits begonnenen Klimawandels zu rechnen.“ An diesem Punkt kommt die Klimaanpassung ins Spiel. In der „Deutschen Anpassungsstrategie“ heißt es: „Anpassung umfasst Initiativen und Maßnahmen, um die Empfindlichkeit natürlicher und menschlicher Systeme gegenüber tatsächlichen oder erwarteten Auswirkungen der Klimaänderung zu verringern.“
Klimaanpassung: Andere Länder sind besser aufgestellt
Laut Werner sind andere Länder wie beispielsweise Dänemark im Vergleich zu Deutschland sehr viel besser aufgestellt, was die Klimaanpassung in Städten betrifft. Die Ursache dafür sieht er vor allem darin, dass in Dänemark Städte und Gemeinden gesetzlich verpflichtet worden sind, innerhalb von drei Jahren einen Klimaanpassungsplan zu entwerfen. In Deutschland sei dieser nicht gesetzlich vorgeschrieben.
Weitere Nachrichten aus Kiel finden Sie hier.