Messerattacke von Brokstedt

Zwischenfall bei Trauergottesdienst für Opfer der tödlichen Zugattacke

Bundeskanzler Olaf Scholz (von links), Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister von Hamburg, und Ministerpräsident Daniel Günther saßen beim Trauergottesdienst in der ersten Reihe.

Bundeskanzler Olaf Scholz (von links), Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister von Hamburg, und Ministerpräsident Daniel Günther saßen beim Trauergottesdienst in der ersten Reihe.

Neumünster. Der Bundeskanzler kam als letzter Gast. Um 13.55 Uhr wurde Olaf Scholz am Sonntag in einer schwarzen Limousine direkt vor der Tür der Vicelinkirche in Neumünster abgesetzt. Alle anderen Politiker und hohen Gäste des ökumenischen Gedenkgottesdienstes für die Opfer des Messerangriffs von Brokstedt mussten ihre Limousinen auf dem Kleinflecken halten lassen und die letzten 100 Meter zu Fuß gehen.

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Scholz stieg im schwarzen Mantel und mit versteinerter Miene aus und wurde vor der Kirche von den evangelischen Bischöfen Gothart Magaard und Kristina Kühnbaum-Schmidt sowie dem katholischen Erzbischof Stefan Heße begrüßt und auf seinen Platz in der ersten Reihe der Kirche geleitet.

In Neumünster sprach der Bundeskanzler weder in der Kirche – noch gab er vor dem großen Medienaufgebot eine Stellungnahme ab. Am Vormittag hatte er sich aber kurz beim Landesparteitag der SPD in Husum geäußert. „Wir werden niemals akzeptieren, dass so etwas in unserem Land geschieht“, sagte Scholz. Zwei junge Leute seien unschuldige Opfer einer völlig verrückten Tat geworden.

Zwischenfall bei Trauerfeier in Neumünster

Während der gut 90-minütigen Trauerfeier kam es zu einem Zwischenfall. Nach einer Zeremonie, bei der sieben Kerzen vor dem Altar aufgestellt wurden, trat plötzlich ein Mann von der Empore, ging mit ruhigem Schritt auf Ministerpräsident Daniel Günther zu und sprach ihn an.

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Dann wandte er sich an den neben Günther sitzenden Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher und stand dann direkt vor Olaf Scholz. Alle drei Politiker schüttelten den Kopf, zeigten aber ansonsten keine Regung. Der Mann ging dann ganz ruhig durch den Mittelgang der Kirche nach hinten und zog zwei Protestschilder hervor, die er in die Höhe hielt. „Wir gedenken der Opfer, die ihr erzeugt habt“, stand auf einem Schild.

Erst als der Mann schon fast das ganze Kirchenschiff durchschritten hatte, nahmen ihn Vicelin-Pastorin Simone Bremer und ein Ordner in die Mitte und geleiteten ihn hinaus. Zehn Minuten später wiederholte sich das Spektakel mit einer Frau; auch sie konnte mit ihren Schildern durch die ganze Kirche marschieren, bevor sie hinausgebracht wurde. Die zahlreichen Sicherheits-Männer und Frauen mit den Knöpfen in den Ohren reagierten nicht.

Polizei durchsuchte die Vicelinkirche Neumünster mit Hunden

Gleich nach dem Sonntagsgottesdienst um 10 Uhr hatte das Bundeskriminalamt (BKA) die altehrwürdige Vicelinkirche (Baujahr 1834) übernommen und mit Hunden nach Sprengstoffen und anderen Gegenständen durchsucht. Gefunden wurde nichts. Die Besucher der Trauerfeier wurden nicht kontrolliert – nur größere Taschen mussten am Eingang abgestellt werden, damit ein Polizeihund sie beschnüffeln konnte.

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Zu der Gedenkfeier hatten die (evangelische) Nordkirche und das (katholische) Erzbistum Hamburg gemeinsam eingeladen. Gekommen waren zahlreiche Mitglieder der Landesregierungen von Schleswig-Holstein und Hamburg und der beiden Parlamente und viele Honoratioren.

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und Stadtpräsident Hans-Werner Tovar waren vor Ort

Auch Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) und Stadtpräsident Hans-Werner Tovar waren vor Ort. Das Kirchenschiff war gut gefüllt, aber auf den Emporen hätten noch locker 500 weitere Menschen einen Platz finden können.

Eröffnet wurde die Gedenkfeier mit Musik, gespielt auf der Orgel von Vicelin-Kantor Karsten Lüdtke. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt begrüßte die Gäste. Bischof Gothart Magaard hielt die Predigt. „Es ist wichtig und gut, dass wir heute hier zusammen sind. Um Halt und Trost zu suchen, unsere Klage im Gebet vor Gott zu bringen und unser Herz auszuschütten mit allem, was uns bewegt“, sagte der Bischof.

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Dann sang die Gemeinde das Lied „Ich steh vor dir mit leeren Händen“. Erzbischof Stefan Heße leitete die Lichterzeremonie, bei der sieben Kerzen für die beiden Todesopfer und die fünf Verletzten entzündet und aufgestellt wurden. Es folgten stilles Gedenken, Friedenswunsch, eine Orgelimprovisation, Fürbitten und das Vaterunser.

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Propst Stefan Block trug einen Klage-Psalm vor und ging dabei in ein Wechselspiel mit – bewusst schrillen – Tönen von der Orgel. Seyda Saricam, stellvertretende Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft Schleswig-Holstein, sprach ebenfalls einige Worte des Trostes auf Deutsch und auf Arabisch. Nach dem Lied „Bewahre uns Gott“, dem Segen und weiterer Musik wurde die Gedenkstunde beendet. Die Kanzler-Limousine wartete wieder direkt vor der Kirche.

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