Nordbau 2023 eröffnet: Madsen liest Bürokraten die Leviten
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Nordbau Neumünster: Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (links), Gesine Strohmeyer (Geschäftsführerin Hamburg Wasser) und Dirk Iwersen (Holstenhallen) setzen einen symbolischen Schlussstein in eine Nordbau-Mauer.
© Quelle: KN
Neumünster. Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) hat am Mittwoch die 68. Fachmesse Nordbau in Neumünster eröffnet. Nach Einschätzung des Politikers steht die Bauwirtschaft vor riesigen Aufgaben.
„Angesichts von Klimawandel und Wasserknappheit werden in den kommenden Jahrzehnten Milliarden-Investitionen nötig, um veraltete Infrastrukturen zu erneuern – vom Nordseedeich bis zum kommunalen Regenrückhaltebecken“, sagte Madsen auf der Eröffnungsveranstaltung vor der versammelten Bauwirtschaft in den Holstenhallen.
Kaum ein Thema werde für die Volkswirtschaft künftig so relevant sein wie der Umgang mit Wasser – ob als lebensnotwendige Ressource oder in Form bedrohlicher Ereignisse durch Starkregen oder Überflutungen. Madsen: „Wenn ich Ansiedlungsgespräche führe, fragen die Unternehmer nicht mehr nur nach Grundstückspreisen und Fachkräften, sondern zunehmend auch danach, ob genug Wasser verfügbar ist.“
Minister Madsen in Neumünster: „Es geht Bürokraten nur um eins: Haben!“
Für den Chef einer großen Verwaltung fand Minister Madsen ungewöhnlich deutliche Worte für die Behördenapparate auf allen Ebenen. Er las den Bürokraten buchstäblich die Leviten. „Unternehmen müssen heute viel zu viele Vorgaben erfüllen und Daten liefern, die dann nur abgelegt werden. Das macht alles keinen Sinn, so viel Papier zu produzieren“, so Madsen. Wenn er in der Verwaltung nachfrage, wofür das alles benötigt werde, gewinne er oft die Erkenntnis: „Es geht nur um eins: Haben!“
Mit einer Portion Sarkasmus legte Madsen nach und gab eine Erklärung, warum in Deutschlands Behörden vieles nicht vorangeht: „Wenn ein Mensch in einer Bauverwaltung einen Antrag genehmigt, folgt daraus viel Arbeit für ihn. Aber wenn er ihn ablehnt, ist die Arbeit erledigt“, sagte Madsen und kündigte an, die Landesregierung wolle im Bundesrat einen Entwurf zum Bürokratieabbau einbringen. Die Wirtschaft brauche verlässliche Regeln aus Kiel, Berlin und Brüssel.
Nordbau 2023 bildet Bandbreite des Baugeschehens ab
Bis Sonntag, 10. September, präsentieren sich bei der „Nordbau“ in den Holstenhallen in Neumünster Aussteller aus Bauwirtschaft, Hochschulen oder Verbänden. Beim Schwerpunkt-Thema „Wasser & Bauen“ geht es unter anderem um Starkregen, Hochwasserschutz, Wasserversorgung und Umwelt. Auf rund 69 000 Quadratmetern Freigelände und gut 20 000 Quadratmetern Hallenfläche bietet die Messe darüber hinaus genügend Platz, um die komplette Bandbreite des Baugeschehens zu präsentieren.
So zeigen die Aussteller nach Messe-Angaben Produkte und Konzepte, beraten und geben praktische Tipps zur Umsetzung bei Renovierung und Sanierung für das eigene Heim, Mietobjekte, Gewerbebauten und anstehende Bauvorhaben. Erwartet werden 60 000 Besucherinnen und Besucher.
Weniger Aussteller auf der Nordbau 2023, aber trotzdem ausgebucht
Die Ausstellungsflächen der Nordbau sind erstmals seit 2019 wieder ausgebucht. Allerdings sind nicht mehr, wie vor Corona, bis zu 850 Aussteller in Neumünster, sondern nur noch 676. Manche Branchen pausieren nahezu komplett, etwa die Hersteller von schlüsselfertigen Häusern oder von mineralischen Baustoffen wie Zement, Klinkern und Ziegeln.
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Den betreffenden Unternehmen geht es derzeit nicht gut, weil der Wohnungsbau wegen gestiegener Zinsen und Baukosten nahezu zum Erliegen gekommen ist. Aber auch zu diesem Thema hatte Minister Madsen eine klare Meinung. „Derzeit muss man etwa vier Prozent Zinsen für Immobilien bezahlen. Ältere Mitbürger würden das sofort unterschreiben, sie kennen noch ganz andere Zahlen. Wir nähern uns nur wieder der Realität, weil die Banken uns jahrelang das Geld förmlich nachgeworfen haben“, sagte Madsen – und erhielt erneut viel Applaus.
KN