Von Neumünster in die Türkei: Bereits zwei Lkw mit Hilfsgüter beladen
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Oberbürgermeister Tobias Bergmann übergibt symbolisch die erste Wolldecke an Semra Ates. Sie sammelt Spenden für die Erdbebenopfer in der Türkei.
© Quelle: Thorsten Geil
Neumünster. Nachts um 2 Uhr klingelte das Telefon bei Semra Ates und ihrem Mann Suat in Neumünster: Suats Verwandte aus Gaziantep im Südosten der Türkei riefen an: Das Erdbeben hatte ihr Haus einstürzen lassen. „Ich habe das Telefonat mitverfolgt, es war so schrecklich. Alle schrien voller Verzweiflung, sind aber unverletzt“, sagte Semra Ates. In dieser Minute fasste sie den Entschluss, den Erdbebenopfern zu helfen.
Das Ehepaar Ates betreibt in Neumünster die Spedition ATS Transport+Logistik im Gründerzentrum Log in. Am Montag rief Semra Ates zu Spenden auf – und wurde überrannt. „Es ist unglaublich, was in den letzten 24 Stunden passiert ist. Menschen aller Nationalitäten bringen uns Kleidung, Lebensmittel und Hygieneartikel. Die Menschen kaufen nur für uns bei Discountern oder Kleidung ein und bringen das als Spenden zu uns“, sagte die Geschäftsführerin.
Spendenaktion „Hatay in Not“
Der Verein „KN hilft“ hat ein Spendenkonto für die Erdbebenopfer aus Kiels türkischer Partnerstadt Hatay eingerichtet. Gespendet werden kann unter dem Betreff „Hatay in Not“ auf folgendes Konto: „KN hilft“, IBAN DE 05 2105 0170 1400 2620 00. Die Spenden sollen genutzt werden, um nach Absprache mit der Verwaltung in Hatay dort zu helfen, wo es perspektivisch am notwendigsten ist – zum Beispiel beim Wiederaufbau und bei der Traumabewältigung.
Derzeit darf sie die Spenden im Log in lagern, aber das ist nur für den Übergang möglich. „Es ist laut, ständig stehen die Türen auf – das können wir den anderen Firmen nicht mehr lange zumuten“, sagte Semra Ates.
Sachspenden für die Türkei: Stadt Neumünster stellt ehemalige Hauptpost
Aber die Lösung liegt schon auf dem Tisch, denn die Stadt Neumünster springt spontan ein. Voraussichtlich schon am Mittwoch bekommt Semra Ates die Schlüssel für die ehemalige Hauptpost.
„Dort hatten wir im vergangenen Sommer die Kleiderkammer für die Flüchtlinge aus der Ukraine eingerichtet. Die Räume stehen jetzt leer, aber die Einrichtung ist noch da. Wir stellen den Platz gern zur Verfügung“, sagte Oberbürgermeister Tobias Bergmann (SPD).
Im Erdbebengebiet geht es ums nackte Überleben
Semra Ates und ihre Mitarbeiter sammeln weiter, ab Donnerstag in der ehemaligen Post an der Friedrichstraße. Benötigt werden Kleidung, Hygieneartikel, Zelte, Wolldecken, Schlafsäcke, Heizpilze, Powerbanks, Lebensmittel wie Babynahrung, Konserven, Trockennahrungsmittel, Mehl, Reis, Öl, Spielzeug, Haushaltsgegenstände, Umzugskartons, Koffer. Die Spenden gehen laut Semra Ates an den Katastrophenschutz der Türkei.
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Der Transport erfolgt auf Kosten des Unternehmens ATS, sobald der Lkw beladen ist. Wichtig: Die Spenden sollten in Kartons verpackt sein, auf denen der Inhalt steht – etwa „Kinderkleidung“ oder „Lebensmittel“.
Semra Ates: „Wir können auch noch einen zweiten Lkw beladen und auf die dreitägige Reise in die Türkei schicken. Aber es wäre toll, wenn auch weitere Spediteure ein Fahrzeug mit Fahrern zur Verfügung stellen könnten. Die Menschen haben alles verloren, und im Erdbebengebiet ist es gerade sehr kalt. Es geht ums nackte Überleben.“