Gutes tun im Advent

Wolfgang Eichler: "Sterben folgt keinem Muster"

Wolfgang Eichler (71), ehrenamtlicher Sterbebegleiter, vor dem Haus der Hospiz-Initiative in Neumünster.

Wolfgang Eichler (71), ehrenamtlicher Sterbebegleiter, vor dem Haus der Hospiz-Initiative in Neumünster.

Sie begleiten für die Hospiz-Initiative Neumünster ehrenamtlich Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Wie ist es dazu gekommen?

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Wolfgang Eichler: Ich habe schon in der Andreasgemeinde einige Ehrenämter gehabt und hatte durch die kirchliche Arbeit bereits mit dem Thema Sterben zu tun. Nachdem ich in den Ruhestand gegangen bin, hatten wir einige Sterbefälle in der Familie. Das führte dazu, dass ich mich damit stärker auseinandergesetzt habe. Meine Frau hatte die Idee, dass wir uns in der Hospiz-Initiative engagieren könnten. Da haben wir dann einen Kurs für Ehrenamtler mitgemacht und diesen 2016 beendet.

Viele Menschen scheinen sich erst intensiv mit dem Tod zu beschäftigen, wenn es sie persönlich oder das nähere Umfeld betrifft. Nehmen Sie das auch so wahr?

Tod ist immer ein schwieriges Thema, das erlebe ich auch bei uns in der Kirche. Ich glaube nicht, dass die Leute das Sterben bewusst verdrängen. Meine Erfahrung ist aber auch: Viele machen sich erst damit vertraut, wenn sie selber eine Erkrankung haben, die zum Tod führt oder sich in der letzten Lebensphase befinden. Und wenn Menschen beispielsweise auf Beerdigungen mit dem Thema konfrontiert werden, dann sind sie zwar sehr bewegt und auch bereit über Sterben zu reden, wenn das Leben aber weitergeht, spielt das keine Rolle mehr. Im normalen Leben ist für Sterben kein Platz.

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Sie sind einer von wenigen männlichen Sterbebegleitern in der Hospiz-Initiative. Warum übernehmen so wenige Männer diese Aufgabe?

Das ist ja leider kein Phänomen, das nur in diesem Bereich auftaucht. Wir sehen das auch bei sozialen Berufen wie Kranken- und Altenpflegern. Ich habe als Lehrer an einer Sonderschule für Menschen mit geistiger Behinderung gearbeitet. Auch dort hatten wir fast nur Frauen im Kollegium. Zum einen hat das sicherlich damit zu tun, dass Männer häufiger und länger berufstätig sind. Vielleicht ist es aber auch tatsächlich so, dass sich Männer dort, wo ein bisschen Empathie gefragt ist, einfach schwerer tun.

Verhalten sich Männer in der Sterbebegleitung anders als Frauen?

In den Kursen lernen wir grundsätzlich erst einmal das Gleiche. Es mag sein, dass Frauen ein Stück weit sensibler sind und es einfacher haben, den Zugang zu Sterbenden zu finden.

Wie findet man denn den Zugang zu Sterbenden?

Ich hole mir schon im Vorwege von der Heimleitung und den Pflegekräften auf der Station Informationen über den Bewohner ein. Was sind Hobbys? Was sieht er gerne im Fernsehen? Welchen Beruf hatte er? Man sollte wissen, um welche Person es sich handelt und nicht einfach dort herein stolpern. Wenn die Situation aber so ist, dass man gar keinen Zugang zu der Person findet, dann bringt es für beide Seiten nichts und man sollte einen anderen Begleiter suchen.

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Wünschen sich manche Sterbende explizit einen männlichen Begleiter?

Das kommt manchmal vor. Ich habe es so erlebt, dass Männer sich schwerer damit tun, Hilfe anzunehmen und darauf angewiesen zu sein und in so einer Situation lieber einen Mann als Ansprechpartner haben. Manchmal ist es auch so, dass sie ein Hobby oder Interessen haben, bei dem sie denken, dass sie darüber mit einem Mann besser reden können.

Was kann die Hospiz-Initiative tun, um mehr Männer für das Ehrenamt zu gewinnen?

Es ist ja schon so, dass auf den Informationsveranstaltungen wenige Männer sind. Was dort gesagt wird und an Erfahrungen weitergegeben wird, erreicht deshalb schon zwangsläufig weniger Männer. Ich kann nur für mich sagen, dass mich die Arbeit in der Hospiz-Initiative sehr bereichert hat. Man bekommt im Umgang mit sterbenden Menschen eine ganz andere Einstellung zum Leben an sich. Als Sterbebegleiter tut man alles, um es dem Menschen so gut gehen zu lassen wie möglich. Ich glaube, wenn man das auf den Alltag überträgt, mit den Mitmenschen so umgeht, wie ich man es auch mit Sterbenden tut, dann wäre für alle viel gewonnen.

Gutes tun im Advent: So können Sie spenden

Spendenaktion "Gutes tun im Advent" von "KN hilft": So können Sie helfen

Der Verein „KN hilft“ sammelt Spenden für die Hospizarbeit in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde, Plön, Segeberg sowie in den Städten Kiel und Neumünster. Ein Spendenkonto bei der Förde Sparkasse ist eingerichtet. Unter dem Stichwort „Gutes tun im Advent“ können Sie spenden auf das Konto DE05 2105 0170 1400 2620 00. Möchten Sie nicht, dass Kieler Nachrichten oder Segeberger Zeitung Sie als Spender erwähnen, so schreiben Sie bitte hinter den Verwendungszweck den Hinweis „kein Name“. Spenden können Sie bis zum Ende des Jahres.

Zusätzlich unterstützen die Kieler Nachrichten die Sammelaktion: Von jeder Ausgabe, die der Verlag am 21. Dezember im Einzelhandel verkauft, fließen 20 Cent direkt auf das Spendenkonto. Außerdem geht der Gewinn aus dem Verkauf der KN-Adventskalender-Lose an den Hospizverband. Der Verband wird das Geld an Einrichtungen und Vereine im Verbreitungsgebiet von Kieler Nachrichten und Segeberger Zeitung weiterleiten.

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